Michel Zysset spielt mit den Profis

  18.07.2016 Sport

Haben die Tennisstars des Swiss Open Gstaad einmal keinen Sparringspartner, so ist das kein Problem: Michel Zysset übernimmt diesen Part seit fünf Jahren und wurde dank einer geglückten «Nacht und Nebel»-Aktion ans Essen der Players Night eingeladen.

BLANCA BURRI
«Vor dem ersten Training mit Jan Hernych war ich schon ein bisschen nervös», sagt der sympathische Gstaader Michel Zysset. Damals vor fünf Jahren fragte ihn Fiona Romang vom Players Service spontan an, ob er mit dem tschechischen Profispieler (damals ATP 165) ein Training absolvieren könne. Dieser suchte nämlich einen sogenannten Sparringspartner, mit dem er aufwärmen und ein Training absolvieren konnte. Der Sport- und Französischstudent Zysset zögerte, bevor er zusagte. «Mir war wichtig, dass die Tennisprofis wissen, dass ich ein Einheimischer bin. Ich spiele wohl ein ordentliches Tennis, aber nicht auf Profiniveau, und bin nicht auf der Tour», begründet er.

Trotz Nervosität viel Erfolg
Michel Zyssets Nervosität war schliesslich unbegründet: Jan Hernych war mit seinem Sparringspartner zufrieden und trainierte noch drei weitere Male mit Zysset. Zwar ist Jan Hernych seit letztem Jahr nicht mehr in Gstaad, doch deswegen mangelt es Zysset nicht an Arbeit. Er ist zwar hauptsächlich im WTA/ATP-Office als Spielerbegleiter und fürs Prize Money engagiert, doch viele Profis brauchen einen Sparringspartner und so steht er pro Turnier rund zehn Mal auf dem Platz.

Das Ticket zur Players Night
Die Spieler holen sich beim Einheimischen oft Empfehlungen und Tipps ab. Einmal lud ihn Dustin Brown (ATP 101) sogar zum Essen an der Players Night ein. «Da er mit seinem extravaganten Spielstil zu viele Schläger kaputtschlug, brauchte er dringend einen neuen.» In einer «Nacht und Nebel»-Aktion organisierte ihm Michel Zysset diesen. Und so kam er zur Einladung an die Players Night.

Aufwärmen oder trainieren
Wenn sich die Profis nur aufwärmen müssen, dauert dies rund eine halbe Stunde. Interessant sind aber vor allem die anderthalbstündigen Trainings, bei denen sich die Filzballprofis auf den nächsten Gegner vorbereiten. «Je nach Gegner trainieren wir dann zum Beispiel Longline, Cross, Vorhand, Rückhand oder wir simulieren einen Linkshänder», erklärt Zysset. Die Trainings muss er indessen nicht zusammenstellen, er wird jeweils vom Coach oder vom Tennisspieler instruiert.

Bacsinszky, Garcia, Thiem, Tipsarevic
Auch beim ersten WTA-Turnier in Gstaad kam Zysset zum Einsatz und trainierte unter anderem mit Virgine Razzano (ehemals WTA 16), Timea Bacsinszky (WTA 17) und Carolina Garcia (WTA 32). Auf der ATP-Tour spielte er in den letzten Jahren zum Beispiel mit Dominic Thiem (ATP 9), dem Gstaadsieger von 2008 Victor Hanescu (ehemals ATP 26) oder der damaligen Nummer 8 im ATP-Ranking, Janko Tipsarevic.

Sandplatzspezialisten
Er habe keine Vorlieben für besserklassierte Spieler, so Zysset. «Schon viele Top-500-Spieler haben sich in ihrer Karriere bis ganz nach vorne gespielt», begründet er. Zudem gebe es sehr gute Sandspezialisten, welche auf dieser Unterlage besserklassierte Spieler mit Leichtigkeit besiegten. Da diese Spezialisten mit Rasen oder Hartplatz weniger gut zurecht kämen, hätten sie jedoch nie eine Chance ganz vorne mitzumischen. Ausserdem ist das Turnier in Gstaad stets interessant, da auf dieser Höhe die Bälle ein anderes Absprungverhalten und ein anderes Tempo haben als an anderen Turnieren.

Durch und durch Tennisfreak
Der aus dem Badweidli/Gstaad stammende Michel Zysset hat sein Herz ganz dem Tennissport verschrieben. Er stammt aus einer Tennisfamilie, unterrichtet Tennis in Gstaad sowie in Kehrsatz und betreut manchmal auch Tenniscamps in Spanien. Zusätzlich ist er Präsident des lokalen Tennisclubs. Von Kindsbeinen an hilft er beim Swiss Open Gstaad.


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