Bezaubernder Brahms

  18.08.2017 Kultur

In der Kirche Saanen traten am Dienstag Maxim Vengerov und die «Menuhin Academy Soloists» auf. Der gut besuchte Abend stand unter dem Titel «Brahms ou la richesse intérieure VI» und vermochte das Publikum vollends zu überzeugen.

KERSTIN BÜTSCHI
Lord Yehudi Menuhin gründete 1977 die Internationale Menuhin Musik Akademie (IMMA), welche heute als eine der bedeutendsten Musik-Institutionen gilt und ihr künstlerisches Zentrum in Rolle hat. Maxim Vengerov ist seit 2011 künstlerischer Leiter der Akademie, übt dort seine zweite grosse Leidenschaft – das Unterrichten – aus und tritt regelmässig mit dem Kammerensemble der IMMA-Solisten auf.

Der Profi am Werk
Der renommierte russische Geiger Maxim Vengerov spielte mit seinen Schülerinnen und Schülern Wolfgang Amadeus Mozarts Violinkonzert Nr. 4 D-Dur KV 218. Es ist eines der fünf Konzerte, welches Mozart für die Violine geschrieben und eine starke Anlehnung an italienische Vorbilder hat. Wenn Vengerov nicht gerade am Spielen war, dirigierte er seine Solisten. Als Zugabe spielte er ganz ohne Begleitung die Partita Nr. 2 von Johann Sebastian Bach. Anschliessend setzte er sich ins Publikum und hörte den jungen Talenten zu.

Solisten für sich
Den Start der Solisten machten Yuna Shinohara und Diana Pasko (beide Violine) mit Sergei Prokofjews Sonate für 2 Violinen C-Dur op. 56. Der im Exil lebende Sowjetrusse komponierte die Sonate 1932 als eigene Herausforderung, da er ein «wenig gelungenes Werkes» gehört hatte und Potenzial für Duette sah. Es folgte Johannes Brahms Streichsextett Nr. 1 B-Dur op. 18, gespielt von Oleg Kaskiv und Patrick Rafter (Violine), Hugo Paiva und Daniel Mitnitsky (Violoncello) sowie Dor Sperber und Ricardo Gaspar (Viola). Die sechs Herren vermochten das Publikum vom ersten bis zum letzten Ton zu verzaubern und zu begeistern. Die weite Ausdrucksskala des Stückes, welches heute als erster Beitrag Brahms zur Kammermusik gewertet wird, wurde von den jungen Solisten glanzvoll wiedergegeben. Den Schluss machten die IMMA-Solisten mit Béla Bartóks Divertimento für Streicher Sz. 113, welches der ungarische Komponist 1939 im Chalet seines Mäzens zu Saanen komponierte.

Die Menuhin-Academy-Solisten wurden ihrem Ruf einer aussergewöhnlichen technischen Brillanz und inspirierenden Musikalität mehr als gerecht.

Geburtstagsständchen
An diesem Abend feierte Paul Sutin, Präsident der IMMA, seinen Geburtstag. Maxim Vengerov sang ihm zu Ehren ein «Happy Birthday»-Ständchen, welches von den Solisten auf ihren Instrumenten in allen möglichen Kompositionen weitergeführt wurde. Der bescheidene Sutin trat auf die Bühne und sagte, dass er heute gesehen habe, was die Solisten im letzten Jahr erreicht hätten und dankte allen Beteiligten für ihr musikalisches Engagement – «so lebt die Tradition immer weiter».


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