«L’autre versant de Gstaad» – die Kehrseite eines Nobelkurorts

  15.09.2017 Gstaad, Wirtschaft, Leserbriefe

Seit einiger Zeit ist die Entwicklung von Gstaad und besonders seiner Promenade besorgniserregend. Der Konkurs einer Kunstgalerie wurde kürzlich publiziert, ein Restaurant mitten in der Promenade ging letzten Winter Konkurs, um nur einige Beispiele zu nennen. Dies ist das Anzeichen für einen wirtschaftlichen Rückgang, aber wohl auch die Folge von falschen Strategien. In erster Linie sind meines Erachtens die wahrscheinlich hohen Miet- und Pachtzinsen mitverantwortlich, wenn Geschäfte nicht überlebensfähig oder zumindest ungenügend rentabel sind. Beim oben erwähnten Restaurant war wahrscheinlich aufgrund des Pachtzinses ein Konkurs vorprogrammiert. Zudem missachtete der ehemalige Pächter, der viel Geld für das Inventar ausgab, offensichtlich klassische Rechnungsmodelle für Gastronomiebetriebe. Häufig hört man die Kritik, dass die Branchen Bekleidungs- und Luxusgüter auf der Promenade übergewichtig sind. Teilweise handelt es sich um bekannte Marken, die eine Präsenz in Gstaad als Aushängeschild anstreben, Betriebsverluste aber gegen Gewinne der Gruppe abschreiben können. Ein Unternehmer, der an der Promenade von seinem Geschäftsumsatz nach Abzug der Unkosten leben muss, hat es nicht leicht. Im Gegensatz zu Saanen, wo einheimisches Gewerbe tätig und ein Dorfleben zu spüren ist, wird Gstaad zunehmend unpersönlich und wirkt für viele Tagesgäste oder Kurzaufenthalter abschreckend. Schaufenster von geschlossenen Geschäften betrachten, aber wenig Erschwingliches finden, ist auch nicht das Gelbe vom Ei. Der Film «L’autre versant de Gstaad» war ein schöner Beitrag zum Leben im Saanenland, sprach aber die Probleme des Gewerbes nicht an. Sein Ziel war, die «sunny side» von Gstaad zu zeigen. Die derzeitige Situation ist aber die Kehrseite des Bilds von einem Nobelkurort für Superreiche.

NIKI ROMMEL, GSTAAD


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