Die Gstaad-Züglete war trotz Regen ein Erfolg

  05.09.2017 Brauchtum, Gstaad

GSTAAD Trotz Regenschauern und relativ kühlen Temperaturen herrschte am vergangenen Samstag Marktstimmung in Gstaad und viele Zuschauer, Einheimische und Gäste, verfolgten das bunte Treiben zwischen dem Würsten- und dem Dubikreisel. Der Trechlerclub Gsteig übernahm das «Ylüte», Stier Achil eröffnete die Züglete und im Laufe des Tages trieben acht Familien ihr Vieh durch das Dorf.

ANITA MOSER
Das Wetter hielt sich am Samstag – leider muss man sagen – an die Prognosen. Aber OK-Präsident David Schmid nahm es mit Humor. «Die Kühe haben es sich so gewünscht – von dem her ist es grossartig …», meinte er schmunzelnd. Für das Vieh – das teilweise an diesem Samstag mehrere Stunden unterwegs war – seien die Temperaturen und der etwas aufgeweichte Boden besser zum Laufen, als wenn es heiss und der Boden von der Trockenheit pickelhart sei. Auch die Zuschauer liessen sich vom Wetter nicht abhalten. Zahlreich säumten sie die Promenade, eingehüllt in Regenjacken oder mit Schirm. Und angesichts der äusseren Bedinungen kamen Raclette, Glühwein und Apfelpunsch usw. wie gelegen. Andere verpflegten sich in den zahlreichen Restaurants zwischen Bellevue und Gstaaderhof, zeitweise fand man kaum einen freien Platz. Man vertrieb sich die Zeit zwischen den einzelnen Zügleten bei den zahlreichen Marktständen, degustierte, übte sich im Lassowerfen oder beim Geschicklichkeitsspiel «Gummfluh-Tour», absolvierte ein Skitraining, spielte Hühnerbingo oder schaute dem Glockengiesser bei der Arbeit zu. «Wir sind überrascht, wie viele Leute trotz Regen gekommen sind, damit haben wir im Vorfeld nicht gerechnet. Ein bedeckter Himmel und kein Regen wäre ideal gewesen, dann hätte es wohl noch mehr Leute gehabt», meinte Schmid. Und dennoch zieht er ein überaus positives Fazit: «Es ist einfach grossartig.»

Schön geschmückte Kühe
Eingeläutet wurde die dritte Gstaad-Züglete vom Trechlerclub Gsteig. Den Anfang machte dann Johann von Grünigen mit dem Stier Achil, einem «friedlichen reinen Simmentaler Muni», wie Speakerin Léonie Müller betonte. Achil wird am 30. Oktober dreijährig, wiegt stolze 1100 kg und ist 1,6m gross, erklärte Johann von Grünigen im Interview mit Nationalrat und Bergbauer Erich von Siebenthal. Der Zuchtmuni steht im Stall von Johann und Anita von Grünigen, ist aber Eigentum des Viehzuchtvereins Turbach. Der Natursprung sei im Saanenland noch gang und gäbe, 130 Natursprünge habe Achil im letzten Jahr gemacht, verriet Landwirt und Viehzüchter von Grünigen.

Im Laufe des Tages zogen dann sieben Züglete durch die Promenade, Speakerin Léonie Müller kommentierte wie gewohnt in drei Sprachen, erzählte Details zu den Familien und zum jeweiligen Betrieb. Die Zuschauer erfuhren, wie viele Tiere die Familien jeweils betreuen, wie viele Wochen sie auf der Alp verbringen, welche Distanzen sie mit ihrem Vieh jeweils zurücklegen usw. Co-Speaker Erich von Siebenthal wies die Zuschauer explizit auf den «wunderbar und fachmännisch mit Melkstühlen befestigten Schmuck» hin. «Es ist eine Freude, wenn man die Kühe sieht und wie sie laufen», schwärmte von Siebenthal. Der Sommer sei gut gewesen, mit viel Gras auf den Alpen. Das sehe man auch daran, wie die Tiere zugenommen hätten. «Schöne und gute Tiere sind wichtig für uns Viehhändler», so von Siebenthal. «Denn letztendlich sollten wir die Tiere – oder zumindest einen Teil davon – vermarkten. Wenn sie sich gut präsentieren, ist das etwas, das man in Wert umsetzen kann», betonte der Fachmann.

Vorbei am Fünfsternhaus
Acht Familien haben an der dritten Gstaad-Züglete teilgenommen. Für eine Teilnahme ausschlaggebend sei meist der Termin, erklärt David Schmid. «Wer teilnimmt, ist an jeder OK-Sitzung das grosse Fragezeichen, aber Johann von Grünigen informiert uns immer über den neusten Stand.»

Neu war heuer die Bellevueschlaufe, das heisst, mehrere Viehherden zogen direkt am Fünfsternhaus vorbei, genussvoll beobachtet von den Hotelgästen. «Der Auftakt fand im Bellevue statt – mit einem öffentlichen Brunch und einem kleinen Apéro für die vom OK eingeladenen Gäste aus der Politik. Und deshalb kam auch die Idee auf mit der Bellevueschlaufe. Sie ist gut angekommen, die Verantwortlichen vom Bellevue haben sich sehr gefreut», erklärte David Schmid.

Er freute sich auch über das mediale Interesse. So plane die ‹Schweizer Illustrierte› einen mehrseitigen Bericht. «Sie waren schon am Vortag bei den Vorbereitungen bei Johann und Anita von Grünigen dabei, haben bei ihm übernachtet und sind mit der Züglete mitgelaufen.»

Eine Züglete mit Dorffestcharakter
«Wir haben uns zum Ziel gesetzt, das ganze Dorf vom Würstenkreisel bis zum Dubikreisel in den Anlass zu integrieren», so Schmid. «Gerade bei solchem Wetter wäre es einfacher gewesen, sich auf den Dorfkern zu konzentrieren. Aber es soll ein Dorffest sein, ein Fest für alle.» Am frühen Morgen lag der Fokus auf dem Untergstaad, während des Tages in der Promenade und der Ausklang mit Kegelbahn und Hühnerbingo fand dann im Obergstaad statt. «Die Standbetreiber waren zum Ausklang im Gstaaderhof eingeladen», so Schmid.

Für die musikalische Unterhaltung – im Wechsel an verschiedenen Standorten – sorgten in diesem Jahr die «Jodlerinnen vom Riedhubel», das Alphornduo Mösching, der Jodlerklub Gsteig, der Jodlerklub Röthenbach und die Örgeli- und Jodlerfamilie Leuenberger.

Erfolg trotz kleinem Budget
Die Gstaad-Züglete fand am vergangenen Samstag zum dritten Mal statt. Und man darf sich auf weitere freuen. «Das Ziel waren mal 30 Jahre … », schmunzelt Schmid. Das OK bestehe aus vier Tragsäulen, erklärt er. Er selber vertritt den Gewerbeverein, Adrian Friedli die Dorforganisation, Nadja Widmer den Hotelierverein und Jonas von Grünigen die Landwirtschaftliche Vereinigung Saanenland. «Die Grundidee ist nicht, dass das OK einen Event auf die Beine stellt und damit Geld verdient», betont Schmid. «Wollte man das, müsste man ein Festzelt mit Bühne aufstellen – was bei diesem Wetter sogar von Vorteil wäre. Das hätte aber zur Folge, dass sich unser Budget, das heute bei 15 000 Franken liegt, verdoppelt oder sogar verdreifacht, folglich hätte man auch viel mehr Ausgaben und Einnahmen, aber auch viel mehr Risiko.» Die Grundidee sei ein Dorffest, von dem alle profitieren könnten, die Restaurants, die Läden, die Marktstände. «Die Gstaad-Züglete hat wohl mit Abstand das kleinste Budget von allen Anlässen und trotzdem einen solchen Impact. Das freut mich wahnsinnig.» Damit sich aber der Erfolg auch einstelle, brauche es Engagement – von allen. «Macht niemand etwas, wird der Anlass immer kleiner, wenn alle mehr machen, immer grösser.»

Weitere Fotos unter https://tinyurl.com/ydytjo8h und https://tinyurl.com/yaekvkyf
Video: https://tinyurl.com/ybshj6wu

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3. GSTAAD-ZÜGLETE

Teilnehmende an der Gstaad-Züglete
• Familie Ernst Reichenbach, Gruben
• Familie André Ryter, Gruben
• Familie Johann von Grünigen, Turbach
• Familie Gerhard Moosmann, Grund
• Familie Ueli Bach, Turbach
• Familie Erhard Kübli, Gruben; Familie Toni von Grünigen, Turbach
• Stier Achil von der VZV Turbach, vorgeführt von Johann von Grünigen

• Trechlerclub Gsteig
• D Riedhubel-Jodlerinne
• Jodlerclub Gsteig
• Alphornduo Mösching
• Jodlerklub Röthenbach
• Örgeli- und Jodlerfamilie Leuenberger
• Während der Mittagspause: Konzert der Gstaad Menuhin Festival & Academy in der St.-Niklaus-Kapelle Gstaad


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