Schweizer Skischulleiter zu Gast im Saanenland

  19.09.2017 Saanenland, Sport

Der Dachverband der Schweizer Skischulen «Swiss Snowsports» hatte für seine alljährliche Delegiertenversammlung und den Herbstkurs für Skischulleiter das Saanenland ausgewählt. Das abwechslungsreiche Rahmenprogramm, das Jan Brand und sein Team als Organisatoren zusammengestellt hatten, sorgte für Überraschungen und ein unterhaltsames Wochenende.

JENNY STERCHI
Die Herausforderungen an die Leiter der Schweizer Skischulen und ihre Skilehrer würden sich fortlaufend verändern und man müsse «in Bewegung» bleiben, um den Ansprüchen der Skigäste von heute optimal begegnen zu können. Dies war der Kern des diesjährigen Herbstkurses, einer obligatorischen Fortbildungsveranstaltung von «Swiss Snowsports» für die Skischulleiter des Landes.

Warum im Saanenland?
Wie Jan Brand, Leiter der Skischule Gstaad, verriet, sei die Ausrichtung dieses Anlasses sehr attraktiv und es gingen jeweils viele Bewerbungen ein. Umso schöner sei es, dass sich «Swiss Snowsports» in diesem Jahr für das Saanenland entschieden habe. Für Verbandspräsident Karl Eggen, der in Abländschen geboren und aufgewachsen ist, war es wohl auch eine Herzensangelegenheit, mit diesem Kurs und der Delegiertenversammlung in seine Heimat zu kommen. «Ein Jahr haben wir für die Vorbereitungen aufgewendet», sagte Jan Brand. «Inhaltlich legt ‹Swiss Snowsports› die Veranstaltung fest. Das Rahmenprogramm war in diesem Jahr zum ersten Mal etwas grösser als bis anhin und lag in unserer Hand.» Die Kursteilnehmer wurden herzlich willkommen geheissen im Hotel «Huus». Es sei eine sehr gute Wahl gewesen, denn man habe laut Jan Brand alles unter einem Dach gehabt. Während alle im gleichen Haus übernachten konnten, standen tagsüber für die Workshops und den fachlichen Austausch die Konferenzräume des Hotels offen. Am von der Gemeinde Saanen offerierten Apéro im Anschluss an die Delegiertenversammlung freuten sich Jan Brand und seine Assistentin Nicole über eine gemütliche, sehr zufriedene Stimmung unter den Teilnehmern. Mit einem Schmunzeln bemerkte Brand: «Der Massstab für den Kurs im nächsten Jahr ist gesetzt.»

«Magic Moments»
Im Zentrum des Kurses stand die erlebnisorientierte Gästebetreuung als neu formulierte Zielstellung der Skischulen. Das Gast von heute erwarte weit mehr als eine technisch und methodisch perfekte Schneesportlektion. In einem Referat von Roland Lymann von der ITW Luzern zum Thema erfuhren die Skischulleiter, was es brauche, um das Angebot für den Gast erlebnisorientiert gestalten zu können. Die Zauberformel im Umgang mit dem Gast laute «Magic Moments». Es sei in einer Zeit, in der die Alternativen zum Schneesport zahlreich und attraktiv sind, wichtig, dass Skischulen und Skilehrer gemeinsam für eben diese besonderen Momente bei den Kunden sorgten. Anschliessend konnten sich die Kursteilnehmer in Gruppenarbeiten über Möglichkeiten der Umsetzung und individuelle Herausforderungen dabei austauschen.

Erste Skiparty der Saison
An den Schluss eines sehr informativen Kurstages hatten die Organisatoren am Freitagabend die erste Skiparty der Saison gesetzt. Nicht nur die rund 170 Skischulleiter genossen den unterhaltsamen Abend mit Livemusik im Hotel «Huus». Auch Partygänger aus der Region kamen und so waren es am Ende rund 400 Besucher, die schon im Herbst die Vorfreude auf die Wintersaison und ein wenig Après-Ski-Stimmung aufkommen liessen.

Mit dieser Party und weiteren kleinen kulturellen Einlagen wie Alphornbläsern zum Apéro sorgten Veranstalter Jan Brand und sein Team für «Magic Moments» bei den Kursteilnehmern.

Auf das Wetter hat bekanntlich niemand Einfluss, aber auch das hatten die Organisatoren auf ihrer Seite. Während am Donnerstagvormittag Sturm, Regen und sogar erste Schneeflocken über das Saanenland fegten, riss am Abend die Wolkendecke auf und eröffnete den Vorstandsmitgliedern, die auf den Hornberg zum Abendessen gekommen waren, einen atemberaubenden Blick auf die Gipfel ringsum.

Kurzweilige Delegiertenversammlung
Auch den Gästen an der Delegiertenversammlung am Samstag im Hotel Landhaus in Saanen wurde gleich zu Beginn ein «Magic Moment» beschert. Der gesamte Vorstand, die Geschäftsleitung und die Mitarbeiter von «Swiss Snowsports» erschienen in der Berner Tracht auf der Bühne des Landhaus-Saales und ein begeistertes Raunen ging durch die Reihen. Karl Eggen empfing Toni von Grünigen, Gemeinderatspräsident von Saanen, und Erich von Siebenthal, Nationalrat, als Ehrengäste.

Mit der Präsentation der Rechnung wurde deutlich, dass der Verband mit einem Umsatz von über sechs Millionen Franken Umsatz neben den Aufwendungen für Lohnkosten und Ausbildungskosten auch einen Gewinn ausweisen kann. Die Liquidität und Reserven seien nötig, um auf veränderte Anforderungen im Schneesport und Skischulwesen reagieren zu können. Aktuell seien Investitionen für die erlebnisorientierte Gästebetreuung nötig, die in den Fokus gerückt sei. Man freue sich, so der Versammlungsleiter Karl Eggen, dass die Tätigkeit als Schneesportlehrer auch bei der Jugend von heute attraktiv sei und der Verband keinerlei Nachwuchssorgen habe. Es sei ebenso erfreulich, dass sich der Bund neu an den Ausbildungskosten der Schneesportlehrer beteiligen werde. Die Ausrichtung auf die erlebnisorientierte Gästebetreuung sei ein wichtiger Schritt auch im Bereich des Tourismus der Schweiz.

Geschäftsführer Riet R. Campell wies auf die Problematik der Bergbahnen in den Schweizer Schneesportdestinationen hin. Die Preisentwicklung für Bergbahntickets und der markante Rückgang im Verkauf von Saisonabonnementen seien bedenklich.

Vor diesem Hintergrund scheint die Vergabe des Innovationspreises von Snowsports an eine Genfer Skischule mehr als gerechtfertigt. Sie ermöglicht Kindern aus der Stadt einen Skitag für einen Franken, mit dem Ziel, den Schneesport für kommende Generationen wieder attraktiver zu machen.

Johny Wyssmüller demissioniert
Vorstandsmitglied Johny Wyssmüller, Leiter der Skischule Schönried und wegen eines Ferienaufenthalts in den USA abwesend, werde sein Vorstandsmandat nach sieben Jahren niederlegen. Die Versammlung wählte einstimmig Markus Wolf, Direktor bei Swiss-Ski, als Wyssmüllers Nachfolger.


RIET R. CAMPELL IM INTERVIEW

«So bleibt der Schneesport im Gespräch»

Riet R. Campell, Geschäftsführer bei «Swiss Snowsports», war im Rahmen des Herbstkurses für die Schweizer Skischulleiter zu Gast im Saanenland. Er stand für ein kurzes Interview zur Verfügung.

JENNY STERCHI

Waren Sie schon einmal unterwegs auf den Pisten im Saanenland?
Ja. Ich habe meinen ersten Snowboardkurs beim Saanersloch gemacht. Und ich bin auch heute noch für Kurse auf den Pisten hier unterwegs. Unsere Ausflüge ins «Kübeli» sind legendär und die Unterbringung bei Bruno Kernen war und ist hervorragend.

Wie hat sich der Beruf des Schneesportlehrers im Laufe der letzten Jahre verändert?
Die Problematik liegt in den schnell wechselnden Alternativen der Freizeitgestaltung und in der Kurzfristigkeit, mit der ein Kunde von heute seine Entscheidungen trifft. Der Schneesportlehrer muss also Spannendes bieten und kurzfristig verfügbar sein. Gefragt ist das Erlebnis, weniger Technik und Methodik. Das ist anders als früher.

Welche sind die Herausforderungen für die Schweizer Skischulen heute?
Sie müssen sehr flexibel sein im Umgang mit Kundenwünschen. Die Konkurrenz in den benachbarten Ländern ist gross und so ist es Aufgabe der Schweizer Skischulen, im Rahmen des Möglichen die Wünsche der Kunden zu erfüllen. Natürlich darf es auch etwas kosten, aber die Leistung muss stimmen.

Haben Sie einen Tipp für den Schneesporttourismus im Saanenland?
Wie viele andere Destinationen ist auch für das Saanenland der Klimawandel und damit die abnehmende Schneesicherheit das Hauptproblem. Eine wirkliche Alternative zum Schneesport ist noch nicht erfunden und so gibt es im Augenblick nur eines: Investitionen in Beschneiungsanlagen.

Glauben Sie, dass Nachwuchsprojekte wie «Ski Future» und das «Racing Center Hublen» Einfluss auf das Saanenland als Schneesportdestination haben?
Ja, auf jeden Fall. Mit einem solch gelungenen Projekt können die nächsten Generationen für den Schneesport gewonnen werden. So bleibt der Schneesport auch zukünftig im Gespräch in der Region und um sie herum.

 


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