40 Jahre Skitraining an den Huble, Saanen-Rübeldorf

  17.11.2017 Gstaad, Leserbeiträge, Leserbriefe

Am Donnerstag, 9. November 2017 wurden die neuen Beleuchtungskandelaber beim Trainingshang Huble mit einem Schwerlast-Helikopter gesetzt. Als Interessierter des Werdegangs und Verlauf des Projektes «Skifuture Huble» habe ich eine Besichtigung der Bauarbeiten vorgenommen und das Setzen der fast 20 m langen Flutlicht-Kandelaber mitverfolgt.

Seit nunmehr 40 Jahren ist der sogenannte Huble-Lift in Betrieb. Bei meinem Stellenantritt auf den 1. September 1977 war dies das erste Projekt, das ich als Betriebsleiter der damaligen Eggli-Gondelbahn AG betreuen durfte.

Den Ausschlag zum Bau des Trainingsliftes gab die Tatsache, dass die Skiklubs Saanen und Gstaad ihre bisherigen «Slalomhänge» im Gärsterli und bei den Mattenschanzen in Gstaad aufgeben mussten. Diese Trainingshänge mussten damals immer mühevoll mit den Skis hergerichtet werden, bevor dann das eigentliche Slalomtraining aufgenommen werden konnte. Dieses «Trappen» beanspruchte jeweils gut die Hälfte der verfügbaren Trainingszeit. Zudem sollte der Huble-Lift auch den Privatschulen des «Le Rosey» und der «John F. Kennedy School» als Übungshang zur Verfügung gestellt werden.

All diese Argumente veranlassten den damaligen Verwaltungsrat der Egglibahnen zum Bau der Trainingsanlage an den Huble. Dank der Einwilligung der betroffenen Landeigentümer konnte dann im Herbst 1977 mit dem Bau eines Tellerliftes begonnen werden. Als Lieferant wurde die Firma GMD, Müller-Lifts, Dietlikon beauftragt, die Betonarbeiten für die Tal- und Bergstation und die fünf Mastenfundamente wurden von der Firma Gottardi AG, Inhaber Hans Heer, vorgenommen, unter Mithilfe von betriebseigenem Personal der Egglibahnen. Auch mussten noch einige Geländekorrekturen und Drainageleitungen mit Einlegen des Huble-Gräblis vorgenommen werden.

Ergänzend zum neuen Tellerlift wurde von der BKW entlang des Trassees die Stangen mit den Scheinwerfern aufgestellt, die Stromleitung wurde verkabelt. Dies ermöglichte die Trainings auch an Abenden durchzuführen. Ein Jahr später erfolgte noch die Verkabelung der Zeitmessanlage, die später sogar als permanente Zeitmessstrecke ausgerüstet wurde.

Die ersten Winter wurden jedoch im Liftbetrieb von vielen Pannen begleitet. So mussten noch während des ersten Winters 1977/78 die Rohrmasten mit U-Eisen verstärkt werden, nachdem eine Stütze bei einer Seilentgleisung umgerissen worden war. Immer wieder musste das Förderseil auf die Rollenbatterien zurückgelegt werden, der Rollendruck war einfach zu gering. Die Montage von Gegendruckrollen verhinderte dann diese unbeliebten Seilentgleisungen. Auch der früher übliche Totpunkt-Ausstieg unmittelbar unter dem Umlenkrad führte zu häufigem Riss der Tellerseile und Auslösung des Bügelwächters. So musste dann die Aufsichtsperson häufig zu Fuss zur Umlenkstation hochsteigen, um den Bügelwächter in die Ruheposition zurückzustellen. Der Lift wurde jeweils an zwei Abenden in der Woche zusätzlich abends von 19 bis 22 Uhr öffentlich betrieben. Bei der Talstation musste der Antriebsmotor gleich nach der ersten Saison ausgewechselt werden, er hatte sich als zu schwach erwiesen. Auch musste der Motor nach einer Überflutung angehoben werden, sodass er mit dem Oberflächenwasser nicht mehr in Berührung kam. Sämtliche Unterhalts- und Verbesserungsarbeiten wurden durch das betriebseigene Personal durchgeführt. Der damalige Unterhaltsaufwand war schon damals in keinem Verhältnis zu den bescheidenen Einnahmen, der Einsatz der Pistenmaschine im Aufwand nicht eingerechnet, die Präparierung wurde in die Bearbeitung der Rübeldorfpiste integriert.

Zudem wurden an den Huble die ersten Versuche mit einer mobilen Beschneiungsanlage gemacht: Das Eggli kaufte 1985 als erste Bergbahnunternehmung im Saanenland eine Niederdruck-Schneekanone der Marke SU-FAG silent. Die Bezeichnung «silent» stand für eine besonders leise Schneemaschine, dies, um die Ängste der Nachbarn zu entkräften. Das Wasser wurde am Gemeinde-Hydrant beim Skilift Rübeldorf entnommen und mit einer 250 m langen Rohrleitung (vom Zivilschutz) zu den Huble geleitet. Allerdings war das Hydrantenwasser immer etwas zu warm, sodass nur ab mindestens –6 Grad Celsius einigermassen beschneit werden konnte. Immerhin gelang es (manchmal), einen kurzen Pistenabschnitt zu beschneien.

Der Hang an den Huble wurde von den interessierten Skiklubs und den Schulen als ideal beurteilt, beidseits des neuen Liftes, sowohl für schwächere Fahrer und Kinder, als auch für die Nachwuchshoffnungen der Skiklubs. Auch als Entlastung der öffentlichen Pisten für Slalomrennen sollte der Hang zur Verfügung gestellt werden. Im Laufe der Zeit diente der Slalomhang auch weiteren Skiklubs vom Talboden. Zahlreiche Weltcup-Rennfahrer/innen lernten an den Huble das Slalomfahren und die dazu notwendige Grundtechnik, u.a. trainierten Patrick Staub, Gaby Zingre, Gusti Oehrli, Mike von Grünigen, Christine von Grünigen und Marcel Sulliger gelegentlich an den Huble oder fuhren Rennen. Alle sechs waren damals auch gemeinsam im Skiweltcup im Einsatz! Oft reiste auch Bruno Kernen 2 von Reutigen zum Slalomtraining an.

Trotz des grossen Aufwandes wurde dieser Trainingshang vom Verwaltungsrat der Egglibahnen als wichtiger Bestandteil des Gesamtangebotes beurteilt, wurde doch durch den Betrieb der lokale Skinachwuchs gefördert und den einheimischen Kindern das sportliche Skifahren beigebracht. Auch die Kinder der internationalen Schulen wurden als Investition in künftige Ski-Gäste betrachtet. Diese Gesamtbeurteilung gilt übrigens auch heute noch.

Der für die künftige Realisierung des Projektes zuständige Verein Skifuture Saanenland verdient auch weiterhin unsere volle Unterstützung. Mehr denn je ist unsere Destination auf erfolgreiche Skisportler angewiesen, sei es im alpinen Bereich, im Skisprung, in der nordischen Kombination oder im Langlauf. Wir werden als attraktive Ski-Destination wahrgenommen.

WERNER REICHENBACH, GSTAAD


www.skifuture.ch


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