Aktiv bleiben, um zwäg ins Alter zu kommen

  17.11.2017 Saanen, Gesellschaft, Vereine

Mit Walter Däpp als Lockvogel luden der Seniorenrat Saanenland und Pro Senectute in den Landhaussaal ein. Über hundert Personen hörten den kurzweiligen Geschichten des Journalisten und Autors zu, sie turnten mit Erika Zumbrunnen und machten mit Barbara Zimmerli Gehirnjogging.

BLANCA BURRI
«Spürt ihr nicht auch etwas Trotz und Auflehnung? Gehören wir nicht zu der Generation, die Anfang der 1960er-Jahre ins Berufsleben stürzte und das in einer Zeit, als Aufbruchsstimmung herrschte? Unsere Generation hat sich gegen Autoritäten aufgelehnt und an Demonstrationen Steine geworfen», begrüsste Ursula Gyger vom Seniorenrat die grosse Besucherschar am vergangenen Montagnachmittag im Hotel Landhaus etwas provokativ. Inzwischen seien alle älter und abgeklärter geworden, geblieben sei das Selbstverständnis, weiterhin selbstbestimmt durchs Leben zu gehen – auch im Alter.

Nicht trotzig, sonder lustig
Aus den wilden 68ern sind also Rentner geworden und solche beschrieb Walter Däpp in seinen süffisanten Kurzgeschichten. Rentner, die nicht mehr wie früher von der harten Arbeit gekenntzeichnet, ein nur bescheidenes Alter erreichten. Vielmehr erzählte er von Rentnern, die aktiv durchs Leben gehen, sich Trendsportarten zuwenden, sich Anti-Aging-Programme unterziehen und sich den Grosskindern zuwenden. Manchmal kämpften diese Rentner mit der Vergesslichkeit, würden sich diese im rechten Moment aber auch zunutze machen. Däpp widerspiegelte Menschen, die trotz vielen Anregungen von aussen in ihren Gewohnheiten verharren und von den Enkeln intellektuell wie körperlich herausgefordert würden. Und wer den bekannten Journalisten und Autor Walter Däpp kennt, weiss, dass er sich und seinen Zuhörern mit seinen Geschichten jeweils einen Spiegel vor die Augen hält, denn trotz der überspitzten Formulierung enthalten diese immer einen Funken Wahrheit – und um diese Wahrheit besser verdauen zu können, würzt er sie mit viel Schalk, Selbstironie und spitzem Humor. Während seinen Erzählungen machte er auch vor einer Geschichte nicht halt, die sich in Lauenen abgespielt hatte: Er musste wegen einer Viehschau eine Stunde lang warten, bis er ins Tal fahren konnte. Dabei erfuhr er viel über die Punktierung und darüber, dass Miss Diva den Wettbewerb gewonnen hatte und Petra Miss Schöneuter geworden war. Noch bis Ende Jahr erzählt der 71 jährige Walter Däpp diese Geschichten in der Morgensendung von Radio SRF 1, bereits 500 Geschichten sind in diesem Zusammenhang entstanden, die schönsten in vier Büchern zusammengefasst.

Nicht lustig, sondern ernst
Einen etwas ernsteren Einblick ins Älterwerden gab Barbara Zimmerli von Pro Senectute. Sie forderte die Senioren auf, aktiv zu bleiben, sich zu bewegen und sich täglich geistig herauszufordern. Denn der Lebensstil habe neben der genetischen Veranlagung, den äusseren Einflüssen und dem Gesundheitswesen einen grossen Einfluss darauf, wie es man sich fühle und wie man das Älterwerden empfinde. Die Theorie setzte Zimmerli sogleich in die Tat um. Sie liess die Senioren einen Text lesen, der kopfüber auf die Leinwand projiziert war. Auch das Gedächnis schulte sie, indem man sich Wortpaare als Bild merken musste.

Im anschliessenden Interview, das Barbara Zimmerli mit Walter Däpp führte, gab er einen Einblick, wie er das Älterwerden empfindet. «Ich habe meine Grosseltern nur teilweise gekannt und diese Beziehungen waren nicht tief», sinnierte er. Einerseits sei die geografische Distanz gross gewesen und andererseits seien sie früh gestorben. Mit seinen zwei- bis siebenjährigen Enkelkindern sei das nun anders. Er übernehme die Grossvaterpflichten gerne, dazu gehörten zum Beispiel auch spontane Ausflüge an die Aare – bei strömendem Regen wohlverstanden.

Nicht ernst, sondern bewegt
«Ich habe nicht oft die Chance, so viele Leute auf einmal bewegen zu können», lachte die FitGym-Leiterin Erika Zumbrunnen auf der Landhausbühne. Zu lustigen Liedern brachte sie ihren Körper in Schwung, ihren einfachen, aber effektiven Bewegungen folgten alle hundert Anwesenden motiviert, so gut es ihr Körper noch zuliess.

Die Pausen überbrückte der gutgelaunte Hans Kilchenmann mit seinen Orgelklängen, zu denen die Zuhörer manchmal auch mitsummten.


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