Laichfischfang gehört zur Hege und Pflege

  17.11.2017 Saanen, Saanenland, Natur

Jedes Jahr im November findet der Laichfischfang statt. Dieser wird vom Angelfischerverein Saanenland im Auftrag des Kantons durchgeführt. So trafen sich am Samstag, 4. November 30 Aktivmitglieder, um in der Saane und deren Zuflüssen 160 Forellen zu fangen und ins Bruthaus zu bringen.

MELANIE GERBER
Morgens um acht ging es los. Das Material wurde aus dem Bruthaus geholt und auf Gruppen aufgeteilt. Hegeobmann Christian Schopfer verteilte die Aufgaben: 90 Weibchen und 70 Böcke sollten laut Vorgaben des Kantons gefangen werden. Der Laichfischfang und die Aufzucht der Bachforellen sind deshalb wichtig, weil der Fischbestand ohne diese Arbeit zurückgehen würde. Gefahren für den Fisch gäbe es genug. Christian Schopfer nannte Kraftwerke und die daraus resultierenden Wasserschwankungen, unnatürliche Barrieren, Raubtiere wie Vögel und mit einem kleinen Anteil auch den Fischer. Die Fische hätten aber auch grundsätzlich zu wenig zu fressen, weil die Gewässer zu sauber seien.

Laichfischfang und Aufzucht
Am 4. November wurden die Forellen, die für die Aufzucht benötigt werden, aus der Saane, dem Lauibach und dem Kauflisbach gefischt. Nur Fische mit einer Länge über 24 Zentimeter wurden mitgenommen, die anderen durften in ihrem Gewässer bleiben. Auch zu grosse Fische wurden wieder freigelassen, da sie für die Zucht zu alt sind.

In Behältern wurden sie in die Aufzuchtstation hinter dem Flugplatz in Saanen gebracht. Dort werden im November und Dezember jeden Samstag die Weibchen gestreift, die zum Laichen bereit sind, und danach sofort wieder in die Gewässer ausgesetzt. «Die Fische sollen möglichst wenig Stress haben und möglichst kurze Zeit gefangen sein», erklärte Schopfer.

35 000 Eier sollen den 90 Weibchen abgestreift werden, so die Vorgabe des Kantons. Diese werden befruchtet und sobald die Jungfische genug gross sind, in die umliegenden Aufzuchtgewässer ausgesetzt. Über den Sommer sind die jungen Bergforellen in den Aufzuchtgewässern, wo sie im Herbst abgefischt und gemäss Besatzplan des Kantons in grössere Bäche ausgesetzt werden. Und danach ist es schon bald wieder Zeit, den Kreislauf von vorne zu beginnen, denn von den anfangs 35 000 Eiern überleben nur ca. 10 %.

Eine wichtige Arbeit
Der jährliche Laichfischfang gehört mit zu den wichtigen Aufgaben, die der Angelfischerverein Saanenland erfüllt. Es gehe nicht nur ums Fischen, wenn man im Verein sei, erklärte Präsident Beat Kunz. Vielmehr stehe das Hegen und Pflegen im Vordergrund. Die Vereinsmitglieder haben im Jahr 2016 insgesamt 1384 Arbeits- und Hegestunden geleistet. Dazu gehören all die Arbeiten rund um die Aufzucht, aber auch das Pflegen der Gewässer, beispielsweise Öl bei einer Gewässerverschmutzung. Dann müssen die nötigen Massnahmen ergriffen werden, um den Lebensraum zu schützen. Das Abfischen von Baustellen in den Gewässern gehört ebenfalls zu den Arbeiten des Vereins. «Wir sind ein Arbeitsverein», so Ivo Paroni, Vizehegeobmann. Und doch, oder vielleicht auch gerade deshalb, habe der Verein ein Nachwuchsproblem. Um die Fischerei Kindern und Jugendlichen näherzubringen, nimmt der Verein regelmässig am Fischen von Pro Juventute teil.

Mit der Natur verbunden
Die anwesenden Fischer erledigten die Arbeit mit sichtlicher Freude. Immer wieder wurden Tipps zu guten Stellen ausgetauscht, wo man im Sommer dann vorbeischauen möchte. Sechs Stück pro Tag dürfen die Mitglieder des Angelfischervereins von Mitte Mai bis Ende September aus den Vereinsgewässern fangen. Und sie kennen ihre Gewässer gut. In der Saane gäbe es noch richtig grosse Fische, so Schopfer, der grösste, den er je erlebt habe, war 75 Zentimeter lang. «An der Natur sieht man extrem, wie die Welt sich verändert», sagte der Hegeobmann. Deshalb sei es besonders schön zu sehen, dass trotz den nahrungsarmen Gewässern und den damit verbundenen Problemen doch einige Forellen noch so alt werden können.


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