Nächster Freilichttheaterhöhepunkt: «Der Schwarz Steff»

  14.11.2017 Kultur

Der Verein Freilichttheater Saanenland geht in eine weitere Runde. Nach der erfolgreichen Mitproduktion von «Madrisa» (2012) und der äusserst gelungenen Produktion «Farinet – der Falschmünzer»(2014) folgt im kommenden Sommer nun «Der Schwarz Steff». Ruth und Jürg Domke geben einen Einblick in eine Geschichte ums Söldnerwesen, die aus ihrer Feder stammt.

BLANCA BURRI

Jürg Domke, Sie haben das Theater «Der Schwarz Steff» geschrieben. Was hat Sie inspiriert?
Geschichte an und für sich hat mich schon immer fasziniert, auch heute noch unterrichte ich dieses Fach in Turbach. Schliesslich gab ein Vortrag von Hanspeter Grundisch über die Reisläuferei den Ausschlag dazu, dass ich mich mit dem Lokalhistoriker Walter von Siebenthal traf und mit ihm über das Söldnertum im Saanenland unterhielt sowie weiter zum Thema recherchierte.

Was war die Quintessenz?
Im Saanenland gibt es keine schriftlichen Dokumente über das Thema (hebt fragend die Hände in die Luft).

Ist das üblich?
Nein, überhaupt nicht. Wenn man in der Nachbarschaft forscht, gibt es zu diesem Thema Dokumente, meistens Namenslisten von denen, die sich in die Dienste anderer stellten.

Wieso sind Sie überzeugt, dass es das Söldnertum auch im Saanenland gab?
Die Saaner hatten unglaublich viel Geld, um sich vom Grafen von Greyerz freizukaufen. Das konnte nicht alleine von der Landwirtschaft stammen. Zudem tauchen ihre Namen in anderen Regionen der Schweiz, zum Beispiel im Wallis, im Zusammenhang mit Söldnerdiensten auf. Wieso es hier keine Listen gab oder wieso sie beseitigt wurden, ist mir nicht bekannt. Auch weiss man nicht, wieso die Saaner diverse Sonderprivilegien hatten – zum Beispiel betreffend der Essensvorschriften während der Fastenzeit im damals noch katholischen Saanenland. Diese wurden zum Beispiel von Kardinal Schyner erteilt. Auch Zollbefreiungen bis nach Italien und Frankreich gab es.

Wie führten Sie diese Inputs zu «Der Schwarz Steff»?
Ich habe mir bei den Recherchen notiert, wie das Ganze in anderen Regionen vonstattenging. Daraus leitete ich eine Geschichte ab, die sich so im Saanenland abgespielt haben könnte. Als kleines Beispiel möchte ich die Akquisition der Söldner nennen: Um möglichst viele Söldner anzuwerben, wurden nicht nur legitime Mittel angewendet. Manchmal setzte ein Werber Alkohol ein, um junge Männer zu überreden – nicht selten steckte er den Unentschlossenen unbemerkt das Handgeld in eine Jackentasche. Dieses Handgeld kann man sich als Vertrag vorstellen. Natürlich bestritten diese Kandidaten ihre Zusage, doch als man sie durchsuchte, fand man das Handgeld in Form eines Talers, was als Beweis galt. Die jungen Männer wurden abgeführt, mussten sich ungewollt in fremde Dienste begeben und konnten unmöglich desertieren, zu gross wäre die Strafe gewesen, wenn sie erwischt worden wären. Der «Schwarz Steff», die Hauptfigur des Theaterstücks, hatte keine offizielle Funktion. Er war aber immer versucht mitzumischeln, sei das beim von Bern eingesetzten Vogt, durch zwielichtige Dienste wie als Werbehelfer für Solddienste oder als Verräter von Deserteuren. Dies alles, um sich zu bereichern.

Somit spielt das Stück im später Mittelalter?
Ja, genau. Eigentlich ist es schon in der Renaissance, nämlich 1555, anfangs der Reformation des Saanenlandes.

Wie können wir uns den «Schwarz Steff» als Person vorstellen?
Ich möchte betonen, dass er erfunden ist, eine Romanfigur sozusagen. Sein Name ist etwas doppeldeutig. Er hiess «Schwarz» und auch sein Charakter war etwas dunkel, fies und unberechenbar.

Wie können Sie die Geschichte zusammenfassen?
Das Leben aber auch die Probleme von damals werden beschrieben: Wie die Söldner angeworben wurden, wie es zu Hause zu und her ging, wenn sie während Jahren fehlten, und wie es war, wenn sie gezeichnet zurückkamen. Nicht alle Söldner überlebten ihren Einsatz notabene.

Ein komplexes Thema …
Ja, es geht aber durch die persönlichen Schicksalsschläge unter die Haut. Natürlich spielt auch der Verkauf des Saanenlandes von Greyerz nach Bern eine Rolle. Eine Liebesgeschichte spielt hinein und auch die Leichtigkeit darf trotz der Ernsthaftigkeit des Themas nicht fehlen.

Gibt es ein Happy End?
Ruth und Jürg Domke:
Wir haben lange über dem Ende gebrütet, das eine und andere abgewogen … Es gibt ein überraschendes Ende, aber mehr möchten wir nicht verraten (schmunzeln).

Ist das Ihr erstes Stück, das Sie selbst geschrieben haben?
Jürg Domke:
Ja. Dank eines Kurses habe ich meine Ideen, die ich schon ein paar Jahre mit mir herumgetragen habe, aufs Papier bringen können.

Welchen Part haben Sie, Ruth Domke, während des Schreibens übernommen?
Als das Theater geschrieben war, durfte ich es – natürlich im regen Austausch mit meinem Mann – überarbeiten, an den Dialogen schleifen.

Jürg Domke: Sie hat dem Stück eine weitere Dimension verliehen, die weibliche Seite eingebracht.

Welche Figur geht Ihnen unter die Haut?
Jürg Domke:
Das kann ich so nicht eindeutig sagen, denn es gibt einige Hauptfiguren, die einen tragenden Part übernehmen. Der «Schwarz Steff» ist vielleicht der Vielschichtigste, der mich beim Schreiben am meisten gefordert hat.

Wer macht die Rollenverteilung?
Ruth Domke:
Die Rollenverteilung übernehme ich als Regisseurin jeweils, natürlich in Absprache mit den Schauspielern.

Wer spielt den «Schwarz Steff»?
Ruth Domke:
Ruedi Hefti wird diesen nahrhaften Charakter übernehmen.

Ruedi Hefti spielte bisher eher die Rollen von liebenswerten oder etwas schusseligen Männern. Wird er die des Schurken gut verkörpern können?
Ruth Domke:
Ja, ich glaube er ist dieser Rolle gewachsen, auch wenn er ihr jetzt noch mit Respekt begegnet.

Bisher konnte man sich bei Ihren Freilichttheatern über grosse Produktionen mit einer schönen Infrastruktur, vielen Schauspielern und Tieren freuen. Wie ist das dieses Mal?
Ruth Domke:
Es wird wieder eine sehr grosse Produktion geben. Rund 65 Schauspieler, 31 Sprechrollen, Volk und einige Kinder. Hühner und sogar ein Pferd werden den Schauplatz bevölkern. Wir werden auch den Infrastrukturbereich weiter ausbauen, damit man sich zum Beispiel am «Schärme» verpflegen kann.

 


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