Föhnsturm tobte kräftig

  12.01.2018 Region, Natur

Der Föhnsturm in der Nacht vom vergangenen Montag auf Dienstag blies unerwartet heftig, riss Ziegel und Wellbleche von den Dächern. Im Wald richtete er ebenso viel Schaden an wie Burglind.

BLANCA BURRI
Auf das Sturmtief Burglind vom 3. Januar war die Bevölkerung aufgrund der Sturmwarnung vorbereitet. Anders sah es beim Föhnsturm aus, der in der Nacht vom vergangenen Montag auf Dienstag wütete. Er war im Saanenland ebenso kräftig wie Burglind und hat viel Schaden angerichtet.

Grosser Waldschaden
Das bestätigt auch Arthur Haldi, Revierförster Gsteig–Saanen West, auf Anfrage. «Der Föhnsturm hat ebensoviel Streuschäden angerichtet wie Burglind.» Innerhalb einer Woche hätten Burglind und der Föhn Schaden an rund 2000 bis 3000 m³ Holz angerichtet. «Die Kubikmeterzahl bereits nach so kurzer Zeit abzuschätzen, ist sehr schwierig», hält Haldi fest, deswegen könne man sich nicht auf diese Zahlen behaften. Noch habe er nicht sein ganzes Revier unter die Lupe nehmen können, weil viel Wald durch den Schnee nur erschwert zugänglich sei. Besonders grossen Schaden hat er bisher aber im Gebiet Stalden, Staldenvorschess und Löweli ausgemacht.

«Es gab hauptsächlich Streuschäden», erklärt der Revierförster. Das bedeutet, dass es wenig grossflächigen Schäden gegeben hat. Vielmehr sind im Wald verstreut einzelne Bäume oder Baumgruppen geknickt oder umgefallen. «Viele Bäume werden nun entrindet und danach liegengelassen», beschreibt er. Somit könne sich der Borkenkäfer nicht einnisten und die Vermehrung des Schädlings werde eingeschränkt. Die Bäume würden auch deswegen liegengelassen, weil ihr Standort oft schwer zugänglich sei und weil sie oft eine zu geringe Qualität auswiesen, als dass es sich lohne, das Holz zu verwerten, wie Arthur Haldi erklärt. In den tiefer gelegenen Regionen würde der Schaden so schnell als möglich entfernt, derjenige in den höher gelegenen und steilen Waldstücken sobald es die Schneehöhe und das Wetter zuliessen. Aufgrund des Borkenkäfers wolle man mit den Aufräumarbeiten bis am 1. Mai fertig sein. Grundsätzlich sei diese Arbeit Sache der Waldeigentümer.

In Grund sagte ein Waldbesitzer bei den Aufräumarbeiten: «Die Qualität des Holzes wäre gut, doch ich erwarte, dass der Preis aufgrund des grossen Angebots zusammenfallen wird.» Er hoffe, dass es in den nächsten Tagen nicht zu stark schneie, sonst werde der Aufwand für die Räumung der Baumstämme enorm gross. Sein Arbeitsgefährte erinnert sich an einen Sturm in den 1960er-Jahren, der ähnlich grossen Schaden im gleichen Gebiet verursacht hatte.

Bergbahnen auch betroffen
Auch den Gletscher hatte der Föhnsturm im Griff: Bei der Cabane wurden 180 km/h gemessen. «Der Sturm verursachte grosse Schneeverfrachtungen. Er riss auch ein grosses Werbebanner um und beschädigte eine Seitenverkleidung», sagt Bernhard Tschannen, CEO Glacier 3000 AG. Vielerorts habe man die Infrastruktur wegen des intensiven Schneefalls und der grossen Schneeverwehungen ausgraben müssen. Grosse Auswirkungen hatte der Sturm auch auf die Tragseile der Bahnanlagen, weil sie vereist waren. «Wir mussten viele Seile mit Handarbeit enteisen», sagt Tschannen. Inzwischen sei man aber wieder bereit und der Gletscher warte mit hervorragenden Pistenverhältnissen auf schneehungrige Skigäste.

Die Bergbahnen Destination Gstaad (BDG) hat der Sturm nicht mehr so stark getroffen wie Burglind, hält Matthias In-Albon, Geschäftsführer der BDG, fest. Es habe vereinzelt Bäume auf die Tragseile geweht, einen Unterstand im Gebiet Eggli weggeblasen und die Bahnen hätten vereinzelt geschlossen bleiben müssen. Da sich weniger Leute im Skigebiet aufhielten, betraf es die BDG aus finanzieller Sicht nicht gleich stark wie bei Burglind. Die beschneiten Pisten seien nach wie vor in einem guten Zustand, so In-Albon. «Die Extremsituationen der letzten Woche zeigen uns auf, dass das Skigebiet ohne technische Beschneiung nicht mehr auskommt.» Jetzt freut er sich auf die Schneefälle, welche für nächste Woche gemeldet sind und frischen Pulverschnee garantieren sollen.

Stromausfall in Gsteig und Saanen
Am vergangenen Montag Abend gab es laut Sabrina Schellenberg, stellvertretende Leiterin Media Relations der BKW, in Gsteig einen kurzen Stromunterbruch. «Der Sturm hatte einen Kurzschluss ausgelöst, 26 Kunden waren für wenige Minuten ohne Strom», sagt sie auf Anfrage. Um den Schaden zu reparieren, sei der Strom auch am Folgetag unterbrochen worden. Grösser war der Ausfall im Gemeindegebiet von Saanen ab 23.55 Uhr. «In der Nähe des Sportzentrums brach eine Stange der Freileitung und verursachte einen Stromunterbruch bei 750 Kunden», so die Mediensprecherin. Mehr als die Hälfte der Kunden habe nach 40 Minuten wieder Strom gehabt, die letzten um 03.13 Uhr, wie BKW mitteilte.

Feuerwehr rückte wenig aus
Die Feuerwehren Saanen, Lauenen und Gsteig mussten selten ausrücken, wie die Kommandanten auf Anfrage informierten. Trotz äusserst heftiger Böen in Gsteig ist bei der Feuerwehr keine Schadensmeldung eingegangen. Die Feuerwehr in Lauenen hatte nur einen einzigen Einsatz. Sie musste einen Baum entfernen, der über eine Strasse gefallen war. Auf dem Gemeindegebiet von Saanen musste die Feuerwehr auch einen Einsatz leisten: An der Lauenenstrasse hat das Wurzelwerk eines gestürzten Baumes einen kleinen Felssturz ausgelöst. Die Feuerwehr räumte anschliessend die Strasse.


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