Gstaad.com gehört wieder der Destination

  12.01.2018 Gstaad

Die Internetdomain Gstaad. com ist zurück in den Händen der Tourismusdestination. «Der Vergleich kam wohlwollend und mit Goodwill zustande», sagen der Tourismusverein GST, die Gemeinde Saanen und der vormalige Besitzer Dimitri Dimitriadis bei einem gemeinsamen Gespräch mit dieser Zeitung.

BLANCA BURRI
«Wir haben eine gemeinsame Vereinbarung getroffen, sodass die Rechte von Gstaad.com wieder in die Hände von Gstaad Saanenland Tourismus übergehen», sagt Gemeindepräsident Toni von Grünigen. Diese Rechte waren 2006 aus nicht geklärten Gründen aus den Händen von GST geglitten. Sie landeten anschliessend auf einer Auktionsplattform. «Dort habe ich mit etwa 20 anderen Bietern geboten und die Adresse schliesslich gekauft», sagt Dimitri Dimitriadis. Er wohnt in vierter Generation im Saanenland und ist nach eigenen Angaben mit der Region sehr eng verbunden. Seine Frau und er hätten in den 2000er-Jahren viele Internetadressen gekauft und gehörten heute zu den grössten Besitzern von .com-Adressen, wie er erklärt. «Wir haben die Adresse damals mit dem Hintergedanken gekauft, dass sie nicht in falsche Hände gelangt», sagt er. Es sei die Idee gewesen, die Adresse zu retten. Für ihn wäre es schlimm gewesen, wenn die Adresse ins Ausland gelangt und für dubiose Sachen verwendet worden wäre. Sie sei nicht als Investition gedacht gewesen, wie er sagt und doch habe man sie auch im Eigeninteresse gekauft, weil die Familie im Saanenland vier Chalets besitzt. Über die Internetseite hat sie denn auch die Chalets vermietet.

Erste Verhandlungen sind gescheitert
Als Dimitri Dimitriadis die Adresse gekauft hatte, hat er das Gespräch mit der Tourismusorganisation gesucht. Trotz mehrerer Gespräche kamen er und GST nie auf einen gemeinsamen Nenner. Manchmal sei das Gespräch schon im Keim erstickt worden, wie der Grieche festhält. Weil er als Cyber-Dieb hingestellt worden sei, obwohl er die Domain gekauft habe, sei er persönlich angegriffen worden. Das habe geschmerzt. Jetzt ist er dankbar, dass sein Grundgedanke aufging, dass die Adresse nun wieder in den richtigen Händen ist.

David Matti, Präsident GST, und Sébastien Epiney, Direktor, bleiben zurückhaltend, weil sie heute nicht mehr beurteilen können, wie sich die Sache im Detail abgespielt hat. Beide sind erst seit kürzerer Zeit im Amt.

«Jahrelang war die Internetadresse nicht abrufbar, das erklärt, wieso GST nicht schneller gehandelt hat», hält Sébastien Epiney fest. Rund zehn Jahre nach dem Datenkauf hat GST den Eigentümer Dimitri Dimitriadis verklagt und die Domain zurückgefordert. Am vergangenen Dienstag kam es zum ersten Verhandlungstag beim kantonalen Handelsgericht. «Erst wurden die Plädoyers gehalten. Danach gab es wie in jeder Gerichtsverhandlung die Gelegenheit für Vergleichsverhandlungen», erklärt David Matti, Präsident von GST. Davon hätten die beiden Parteien Gebrauch gemacht. Beim gemeinsamen Gespräch hätten sie eine gütliche Einigung gefunden, wie alle Beteiligten sagen.

Die Gemeinde Saanen wurde vom Gericht eingeladen, weil es sich beim Domainnamen um eine Ortsbezeichnung handelt, die sich in der Gemeinde befindet. Sie trat zusammen mit GST als zweite Klägerin auf. «Während den Verhandlungen hat sie eine vermittelnde Rolle wahrgenommen», sagt Toni von Grünigen.

Gütliche Einigung
«Wir sind sehr glücklich, dass Gstaad. com wieder in unseren Händen ist, weil sie für die internationale Vermarktung sehr wichtig ist», sagt Sébastien Epiney. Die Situation vorher sei für beide Seiten nicht befriedigend gewesen, sagt David Matti. «Aber heute sind wir glücklich, dass wir eine einvernehmliche Lösung gefunden haben, auch wenn der Weg lang war.» Nun habe man eine gute gemeinsame Lösung gefunden und könne sich gegenseitig wieder in die Augen schauen. Dimitri Dimitriadis gibt aus Goodwill auch weitere für die Destination touristisch relevante Internetadressen an GST ab. «Über den Vergleich haben wir Stillschweigen vereinbart. Ich kann nur so viel sagen, dass weder Herr Dimitriadis ein Geschäft macht, noch jemand zu armen Tagen kommt», betont Toni von Grünigen. Die Vereinbarung wird innerhalb von 30 Tagen vollzogen. «Eigentlich ist es schade, dass die Verhandlungen so lange dauerten und dass wir bis nach Bern mussten, um eine Einigung zu finden, aber das Resultat ist gut», schliesst Toni von Grünigen.


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