«Offene Baustellen» beschäftigen die Schönrieder

  16.02.2018 Schönried, Gemeinde, Gstaad, Tourismus, Saanenland, Saanen, Region, Destination

«Es gibt noch viel zu tun, packen wir es an.» Das Motto des Präsidenten der Dorforganisation Schönried widerspiegelt sich in der abwechslungsreichen Tätigkeit des vergangenenen Jahres. «Offene Baustellen» beschäftigen die Schönrieder und der neue Direktor von GST gab seine ersten Eindrücke wieder.

TONI SIEGRIST
Gut 100 Personen drängten sich am vorletzten Dienstag in den Saal des Hotels Ermitage in Schönried und zeigten das grosse Interesse an der Tätigkeit der Dorforganisation. Humorvoll und äusserst speditiv führte Präsident Rolf Schwenter durch die Traktandenliste. Die Dorforganisation kann auf ein reich befrachtetes Jahr zurückblicken. Viele Anlässe im sportlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Rahmen konnten erfolgreich durchgeführt werden und zeigen Schönried als aktives und attraktives Dorf. Die Jahresrechnung schliesst mit einem Fehlbetrag von knapp 8000 Franken ab. Zurückzuführen ist dies auf eine grössere Spende an den Skiclub Schönried, der seine JO-ler mit neuen Kleidern ausgerüstet hat. Rolf Schwenter konnte den Beitritt von 14 neuen Mitgliedern bekannt geben. Nach vielen Jahren im Vorstand der Dorforganisation tritt Esher Bütschi zurück. Unter Applaus verdankte der Präsident ihre grossen Einsatz und übergab ihr ein Geschenk. An ihrer Stelle wurde Mathias Reichenbach in den Vorstand gewählt.

Verdiente Ehrungen
Mit Freude und Stolz konnte Rolf Schwenter junge Leute aus Schönried ehren, welche im vergangenen Jahr in Sport oder Kultur hervorragende Leistungen erbracht haben. Es sind dies: Pascal Matti (Curling), Nicola von Siebenthal (Xylophon), Remo von Siebenthal (Es-Tuba/Es-Bass) und Noel von Grünigen (Ski alpin). Remo von Siebenthal und Noel von Grünigen kann man als «Wiederholungstäter» bezeichnen, da sie schon letztes Jahr für ihre Leistungen geehrt wurden. In diesem Rahmen erwähnte und verdankte der Präsident auch die grosse und geschätzte Arbeit, welche Anna und Mike von Grünigen für die JO des Skiclubs leisten. Ebenso dankte er Cornelia Frautschi, welche mit unermüdlichem Einsatz dem Langlauf in Schönried einen neuen Stellenwert verschafft.

Unter dem Traktandum «Information» ging Rolf Schwenter kurz auf verschiedene Probleme ein, welche die Schönrieder beschäftigen (siehe Kasten). Unter «Verschiedenem» wurde auf die unbefriedigende Situation im Zusammenhang mit der Natureisbahn in Schönried hingewiesen. Wetterverhältnisse und grosser Arbeitsaufwand machen die Anlegung der Eisbahn schwierig. Der Votant bemängelte die stiefmütterliche Behandlung der Einrichtung, welche ein gutes Winterangebot sein könnte und sollte.

Zum Schluss der Versammlung stellte der Präsident fest, dass «Schön, schöner … Schönried» tatsächlich gelte. Möglich sei das aber nur dank dem Einsatz und Wirken zahlreicher Personen. Mit herzlichen Worten dankte er all den Helfern und Organisatoren der vielen Anlässe.

Begeisterung nach den ersten Eindrücken
Im zweiten Teil der Dorfversammlung stellte sich Sébastien Epiney, der neue Direktor von Gstaad Saanenland Tourismus, kurz vor und schilderte seine ersten Eindrücke von seinem neuen Arbeitsort. Aufgewachsen ist er imWallis und Waadtland, er beherrscht die französische und die deutsche Sprache, von den Eltern her ist er sowohl mit Politik und Tourismus verhaftet, selber ist er auch sportlich tätig gewesen und von seiner beruflichen Tätigkeit in der Schweiz und im Ausland ziemlich weit herumgekommen. Mit diesem Hintergrund könne er offen und mit Weitblick seine Dienste der Region zur Verfügung stellen. Er schilderte seine ersten Eindrücke vom Saanenland und zeigte sich begeistert. Er sei angetan von der einzigartigen Landschaft, dem ästhetisch ansprechenden Baustil der Gegend, der engen Verflechtung der Leute und der Landwirte mit dem Tourismus. Er erlebe die Bevölkerung als bodenständig, sympathisch, gastfreundlich und offen. Er stellte auch fest, dass sich die Leute nicht nur mit der Region, sondern auch stark mit dem eigenen Dorf identifizieren, wie er das an den verschiedenen Dorfversammlungen erlebt habe. Die hohen Investitionen bewiesen, dass eine grossartige Entwicklung im Gange sei und Top-Angebote verbessert oder verwirklicht würden. So kommt er zum Schluss, dass die Destination Gstaad das kostbarste Bijou im Alpenraum sei. Das unterstrich er auch mit einer Untersuchung der «Handelszeitung», welche die Destination Gstaad als vielfältigste Region im Alpenraum bezeichne.

Zu Schönried stellte er fest, dass der Ort rund 14 Prozent der Logiernächte der Destination Gstaad erbringe und dass er ihn als Sport- und Genussort auf Gstaads Sonnenterrasse verstehe.Er sieht aber auch grosse Herausforderungen, welche zu bewältigen seien, unter anderem:
– die Destination Gstaad als Skiregion stärken,
– Vor- und Nachsaison beleben,
– die Region als Genuss-, Wellness-, Seminar- und Incentiv-Destination weiterentwickeln,
– dank der tollen und vielfältigen Infrastruktur als Allwetter-Destination propagieren;
– das Gesundheitswesen in der Region als Ganzes sehen und entwickeln;
– die Region als Standort für internationale Schulen halten.
In diesem Rahmen sieht er die Rolle von GST als den kompetenten Partner in allen touristischen Belangen, der die Zusammenarbeit aller sogenannten «Key-Player» fördere und stärke, neue Partnerschaften akquiriere, nicht zuletzt auch mit Nachbarregionen, mit dem grundsätzlichen Ziel, die Destination Gstaad nachhaltig weiterzuentwickeln und die neuen Herausforderungen zu meistern. Zum Dank für seine engagierten Worte überreichte Rolf Schwenter dem Redner eine Schönried-Mütze, welche er sofort aufsetzte, was das Publikum mit grossem Applaus würdigte.


«OFFENE BAUSTELLEN»

Die Poststelle Schönried wird im Sommer 2018 geschlossen. Die Post habe zugesichert, dass an ihrer Stelle eine Post-Agentur eingerichtet werde, sagte Rolf Schwenter. Offen sei noch, in welchem Rahmen. Gespräche seien mit verschiedenen möglichen Partnern wie GST, MOB, Gemeinde Saanen und weiteren im Gange. Sobald die definitive Lösung klar sei, werde durch die Post und die Gemeinde Saanen informiert.

Weiter sind die Toiletten beim Bahnhof Schönried ein Dauerthema, weil die Öffnungszeiten wenig kundenfreundlich sind: Nachts und an Wochenenden sind sie geschlossen. Eine durchgehende Zugänglichkeit an sämtlichen Tagen habe ziemliche Mehrkosten zur Folge. Aber auch hier seien intensive Gespräche im Gange, eine Lösung zeichne sich ab. Die Gemeinde werde in Kürze informieren.

Die Verkehrssituation im Durchgangsdorf Schönried mit der vorgesehenen Umgestaltung der Hauptstrasse beschäftigt viele. Die Bedürfnisse der Nutzer wie Fussgänger, Velofahrer, Autos und Lastwagen sind vielfältig und gehen weit auseinander. Für die Hauptstrasse sei der Kanton zuständig, für die anschliessenden Strassen die Gemeinde, informierte Rolf Schwenter. Wichtig sei eine gesamthafte Sicht und Beurteilung der vorgesehenen und diskutierten Massnahmen, nicht die Fixierung auf einzelne Details, mahnte er.

Die Zukunft des Rellerli erhitzt die Gemüter naturgemäss weiter. Bis Herbst 2018 bleibt die Bahn in Betrieb, 2019 wird sie abgebrochen gemäss dem geltenden Gemeindeversammlungsbeschluss. Einen aufflammenden Wortwechsel konnte Rolf Schwenter geschickt beenden mit der Feststellung, dass es im Gemeindeversammlungsbeschluss heisse, ein Neubau sei «nicht vorgesehen», nicht aber «verboten». Eventuell könnten ja die Ziele des Investors nur mit einer Bahn realisiert werden. Da auch die «Freunde des Rellerli» auf Verhandlungen setzten, sei eine gute Lösung im Sinne einer Win-Win-Situation vielleicht mehr als nur ein Wunschtraum.


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