(Zu) viel Lärm um die Schneesportlager

  09.03.2018 Kanton

Im Dezember 2017 hat das Bundesgericht entschieden: Eltern sollen sich im Kanton Thurgau nur noch mit maximal 16 Franken pro Tag an obligatorischen Schullagern beteiligen müssen. Seit diesem Entscheid herrscht auch in der restlichen Schweiz Unruhe, denn ein Schneesportlager kostet einiges mehr.

MELANIE GERBER
Ein Bundesgerichtsentscheid führt vielseitig zu grossen Sorgen: Wer soll nun für die Skilager und Landschulwochen bezahlen? Oder werden diese in Zukunft gar ganz wegfallen? Grund für diese Aufruhr ist ein Bundesgerichtsentscheid vom Dezember vergangenen Jahres. Das Thurgauer Volksschulgesetz soll so angepasst werden, dass Eltern sich noch mit maximal 16 Franken pro Tag an schulischen Pflichtveranstaltungen beteiligen müssen. Dieser Betrag soll nur den Teil abdecken, den die Eltern durch die Abwesenheit des Kindes einsparen – also das Essen.

Wer bezahlt nun die Lager?
Wenn sich nun die Eltern nur noch mit 80 Franken pro Woche an einem Schneesportlager beteiligen, wer übernimmt dann den Rest? «Bisher haben sich in der Regel die Gemeinde und die Eltern die Kosten von gut 300 Franken je hälftig geteilt», sagt Ole Rauch, Geschäftsführer des Vereins Schneesportintiative Schweiz (GoSnow). Mit diesem Betrag müsse man nämlich pro Kind für ein Schneesportlager rechnen, eine Landschulwoche hingegen könne bereits mit 180 Franken pro Kind durchgeführt werden. «Der Bundesgerichtsentscheid kam überraschend», so Rauch, «jetzt braucht es Zeit, bis gute Lösungen da sind.»

Geplante Lager finden statt
Trotzdem empfindet Rauch die Reaktion der Volksschulämter, Schulleitungen und Lehrpersonen als durchwegs positiv und konstruktiv. Die Volksschulämter hätten sehr rasch und pragmatisch gehandelt und ihre Schulen angewiesen, bereits geplante Lager durchzuführen. Dadurch sei keine Panik entstanden und kein Lager musste abgesagt werden. Klar gebe es auch jetzt schon Eltern, die Wind vom Bundesgerichtsentscheid bekommen und die Rechnung für das Skilager an die Schulleitung retourniert hätten, so Ole Rauch. Da gebe es ein Gespräch und man finde immer eine Lösung. Genauso für die Härtefälle, für die es auch vor dem Entscheid schon Unterstützungsmöglichkeiten gegeben habe.

Und in Zukunft?
Auch wenn die aktuelle Lage trotz Aufregung nicht beunruhigend zu sein scheint, macht sich Ole Rauch Sorgen um die Zukunft der Lager. «Wir befürchten schon, dass die Lager unter Druck kommen», so der Geschäftsführer von GoSnow. Es gebe zwar doch recht pragmatische Lösungsansätze, beispielsweise gebe es Volksschulämter die dafür plädieren, die Beiträge in Zukunft in einen obligatorischen und einen freiwilligen Anteil aufzuteilen. Eltern würden den Beitrag für das Essen bezahlen und gleichzeitig die Einladung erhalten, solidarisch einen freiwilligen Beitrag an die Lagerkosten zu leisten.

Als durchwegs positiv wertet Ole Rauch, dass sich unter den Ämtern und Schulleitungen alle einig zu sein scheinen, dass Lager auf keinen Fall auf freiwilliger Basis stattfinden oder gar abgeschafft werden sollen. Seien die Lager erst einmal weg, so würde man sie nicht so bald wieder initiieren.

Erziehungsdirektion reagiert
Obwohl anfänglich viele Anrufe bei der Erziehungsdirektion des Kantons Bern eingegangen seien, habe sich die Lage inzwischen beruhigt, wie ein Mediensprecher der Erziehungsdirektion auf Anfrage mitteilt. Die Schulinspektoren hätten sehr gut reagiert und auch die Eltern wünschten sich, dass weiterhin Schullager stattfinden können. Im Moment werde ein Merkblatt erarbeitet, das Mitte März herausgegeben werde. «Wir sehen im Bundesgerichtsentscheid, so wie er dargestellt ist, einen Spielraum», so die Fachstelle Kommunikation der Erziehungsdirektion. Bisher seien Lagerbeiträge für Eltern mit 20 bis 30 Franken pro Tag und Kind berechnet worden. Die Erziehungsdirektion werde wahrscheinlich in Zukunft einen Beitrag von 15 bis 25 Franken empfehlen. Unterstützung bei der Organisation von Schneesportlagern erhalten die Schulen bei GoSnow. Die Erziehungsdirektion wird in ihrem Merkblatt eine Zusammenarbeit mit dem Verein Schneesportinitiative empfehlen.


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