Dem elektrischen Antrieb gehört die Zukunft

  20.04.2018 Internes

In der Ausgabe vom Freitag, 13. April haben wir unter dem Titel «Haben Elektroautos eine Chance im Saanenland?» das aktuelle Thema Elektroautos aufgenommen. Der Artikel hat einige Reaktionen ausgelöst.

Dem elektrischen Antrieb gehört die Zukunft. Dafür gibt es ökologische, ökonomische, regulatorische und technische Gründe. Elektroautos verursachen im Betrieb keinerlei Emissionen. Sie schonen damit Ressourcen, Umwelt und das Portemonnaie. Dies hat auch die Autobranche erkannt und investiert massiv in die Entwicklung dieser Fahrzeuge. So beispielsweise der in Ihrem Artikel genannte Hersteller Ford, welcher weitere 11 Milliarden in die Entwicklung ihrer Elektroautos steckt. So sind unzählige neue, rein elektrische Autos für die nächsten Jahre angekündigt. Dies im Gegensatz zu anderen, alternativ angetriebenen Fahrzeugen. Und diese Elektroautos werden auch ins schöne Saanenland kommen (ich habe bis 11-jährig dort gelebt und fühle mich immer noch sehr mit der Region verbunden). Wer ein zukunftsfähiges Auto mit einem möglichst hohen Wiederverkaufswert und ohne drohende Einschränkungen haben möchte, kauft ein Elektroauto. Denn dieses ist in der Vollkostenrechnung auf die Lebensdauer schon heute kostengünstiger als ein mit Benzin oder Diesel angetriebenes. Ich fahre selber seit sieben Jahren (auch im Winter) Elektroauto und kann das mit effektiven Zahlen belegen.

Einer der grossen Vorteile ist die Energieeffizienz. Der Energieverbrauch von Elektroautos liegt bei weniger als einem Drittel im Vergleich zum Verbrenner. In Sachen Energieeffizienz hilft uns Wasserstoff auch nicht weiter, da Strom in Wasserstoff umgewandelt werden muss (dies geschieht heute industriell nicht unter optimalen Bedingungen), um für den Antrieb des Elektromotors wieder in Strom zurücktransformiert zu werden. Diese Transformationen benötigen viel Energien und Verluste. Nebst dem fehlenden Tankstellennetz und dem sehr eingeschränkten Angebot gibt es beim Wasserstoff grosse Vorbehalte in Sachen Wirtschaftlichkeit, vor allem bei den Personenwagen.

Neues schafft Verunsicherung
Gerade deshalb wird die Entwicklung der Elektromobilität mit vielen Halbund Unwahrheiten begleitet. Es ist zu bedauern, dass diese auch immer wieder durch die Presse reproduziert werden. So ist die Aussage «der Akku gilt als Sondermüll und muss in einem Bunker vergraben werden» oder wie in der Infobox vermerkt «kein Recyceln der Batterien möglich» nicht nur haltlos, sondern schlicht falsch. Für die Entsorgung der Batterien bestehen strenge Regelwerke, die vorsehen, dass Lithium-Ionen-Batterien nahezu vollständig recycliert werden müssen. Dass dies in der Realität noch nicht breit umgesetzt wird, hängt insbesondere damit zusammen, dass die Akkus nach dem «Leben» als Autobatterie als Stromspeicher in Gebäuden weiterverwendet werden. Deshalb können wir unsere alte Autobatterie ideal in unserem Firmengebäude in Frutigen zur Zwischenspeicherung von Fotovoltaikstrom und zur Reduktion der Stromkosten einsetzen. Insgesamt haben Elektroautos die bedeutend bessere Umweltbilanz als Verbrenner, inklusive Herstellung und Entsorgung der Batterien. Zu diesem Schluss kommen sowohl die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt EMPA wie auch das Bundesamt für Energie BFE.

Das Garagisten den Vormarsch der Elektromobilität schlechtreden, liegt auf der Hand. Elektroautos brauchen rund 80 Prozent weniger Bauteile, sie benötigen weniger Wartung und bedeutend weniger Reparaturen. Wer heute sein Geld mit Getriebeproblemen, Kupplungen, Kolben, Zündkerzen, Keilund Zahnriemen verdient, hat an einem Elektroauto keine Freude. Dass aber Aussagen und Unwahrheiten ohne Gegenprüfung so abgedruckt werden, empfinde ich als bedenklich. Es wäre wünschenswert, wenn Sie beim nächsten Bericht über die Elektromobilität im Voraus Experten zu dieser Thematik beiziehen.

JÜRG GROSSEN, FRUTIGEN

Jürg Grossen ist Präsident des Elektromobilitätsverbandes Swiss eMobility, Nationalrat und Präsident der glp Schweiz.


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