Nach 37-einhalb Jahren freut sich Abwart Erich Hauswirth auf den Ruhestand

  27.04.2018 Saanen

Seit mehr als 37 Jahren schaute er in der Schulanlage Ebnit nach dem Rechten. Heute hat Abwart Erich Hauswirth seinen letzten Arbeitstag, bevor er in den Ruhestand tritt. Die Gemeinde Saanen überraschte ihn am Mittwoch mit einem Apéro im Foyer der Turnhalle Ebnit.

JENNY STERCHI
Mit einem Hilferuf wegen einer angeblich übergelaufenen Toilette im Schulhaus des OSZ lockten die Organisatoren des kleinen Überraschungsanlasses den ab morgen pensionierten Abwart Erich Hauswirth zur Schulanlage. Der kam prompt und wollte sich die Sache ansehen. Nachdem es sich als Fehlmeldung erwiesen hatte, hielt ihn der ganz «zufällige» Pressetermin davon ab, nach Hause zu gehen. Im Anschluss freute er sich über die zahlreichen Gäste, die die Gemeinde Saanen zu diesem Anlass eingeladen hatte.

Abwart als Dienstleister
Am 1. Dezember 1980 traten Erich und Lisbeth Hauswirth die Abwartstelle im Schulhaus Ebnit an. Als Familienamt ausgeschrieben, war es eine Anstellung für Eheleute. Hauswirths waren zwar noch nicht verheiratet, aber das hielt sie keinesfalls davon ab, ihre Aufgaben im und ums Schulhaus gewissenhaft und hoch motiviert zu erledigen. Mehrere Um- und Neubauphasen an der Schulanlage machten den Arbeitsalltag des Abwarts zusätzlich interessant. Gefragt nach der einen oder anderen Episode aus den vergangenen Jahrzehnten als Abwart, sagte Hauswirth schmunzelnd: «Es gab eine Lehrkraft, die unbemerkt eine Polstergruppe ins Klassenzimmer holte. Sie würde uns aber bei der Grossreinigung während der Ferien im Weg sein und sei daher bitte zu entsorgen. Trotz dieses Hinweises verblieb das Sofa im Klassenzimmer. Da haben wir es kurzerhand zum Fenster hinausgeworfen. Als die Schule wieder begann, fragte jene Lehrperson, wo denn die Polstergruppe geblieben sei. Ich riet ihr, mal aus dem Fenster zu schauen. Sie wurde daraufhin sofort von der Lehrkraft entsorgt.» Das Verhältnis zu den Lehrern sei stets ein gutes gewesen. Meinungsverschiedenheiten habe es wie überall gegeben, aber die haben den Umgang miteinander nie belastet.

Spürbarer Generationenwechsel
Auch zu den Kindern hatte Abwart Erich Hauswirth einen guten Draht. Den kleinen und grossen Sorgen begegnete er eher lösungsorientiert. Als die Scheibe im Fenster der Kochschule, die einem geworfenen Holzpantoffel, der sein Ziel – nämlich das geöffnete Fenster daneben – verfehlt hatte, zum Opfer fiel, entschied sich Erich Hauswirth, den Vater des Verursachers in die Schule kommen zu lassen. Zum einen konnte er sich mit ihm über die nötige Reparatur verständigen, zum anderen konnte er das «Schimpfen» ihm überlassen. «Es braucht immer das Gespräch. Dann kommt man gut miteinander aus», ist Hauswirth überzeugt. Ob er eine Veränderung im Schulklima wahrgenommen habe, bejahte er ganz klar. Die Kinder von heute seien selbstbewusster, der Umgang unter ihnen sei gröber im Vergleich zu früher. In den Zeiten, als die Primarschüler noch im Schulhaus Ebnit untergebracht waren, sei es gemütlicher, irgendwie ruhiger und solidarischer untereinander zugegangen.

Vom Käser zum Abwart
Erich Hauswirth hatte im Anschluss an seine Ausbildung zum Käser an verschiedenen Orten gearbeitet. Mit der Anstellung im Schulhaus Ebnit kam der in Gstaad aufgewachsene junge Mann wieder nach Hause. Die Annahme, dass der Beruf des Käsers weit entfernt von dem des Abwarts liegt, stimmt laut Erich Hauswirth nicht: «Ein Käser hat ebenso hohe Ansprüche an Reinlichkeit und Hygiene wie ein Abwart.» Saubere Gänge und geputzte Schulzimmer waren dem Abwart immer wichtig. Und als ihm die gewünschte Putzmaschine, die mit der zusätzlichen Fläche nach dem Neubau mehr als gerechtfertigt war, verwehrt wurde, blieb ihm nichts anderes, als mit der Kündigung zu drohen. Glücklicherweise wurde die Maschine angeschafft und Erich Hauswirth blieb.

Auf die Zeit als Pensionär freue er sich. Gemeinsam mit seiner Frau Lisbeth möchte Erich Hauswirth auf Reisen gehen. Norwegen heisst ihr erstes Ziel. Und er freut sich darauf, dann mit dem Töff unterwegs zu sein, wenn alle anderen arbeiten müssen.


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