Von jugendlicher Musikalität und tanzendem Schleifpapier

  17.04.2018 Saanen, Kultur, Konzert

Zum Abschluss der BBO-Week zeigte der Brass-Band-Nachwuchs am vergangenen Freitag, was er drauf hat: Viel Power, ein durchgetaktetes Programm und musikalisches Talent.

MELANIE GERBER
Die Brass Band «Harmonie» Saanen legte am Gemeinschaftskonzert mit den Lagerteilnehmern der BBO-Week gut vor. Nur eine knappe Woche war es her seit ihrem Jahreskonzert, und das Programm schüttelten die Spieler aus dem Ärmel, als sie am vergangenen Freitag das Konzert im Landhaussaal eröffneten. Aber was danach an Kraft und Intensität folgte, schien, als ob es kaum in einer einzigen Lagerwoche entstanden wäre. Unter der Leitung von Gastdirigentin Véronique Gyger-Pitteloud präsentierte die knapp 50-köpfige Band ein energiegeladenes und durchdachtes Programm.

Ein Brass-Band-Lager für Jugendliche
Im Jahr 2003 durch die Brass Band Berner Oberland und die Brass Band Berner Oberland Junior ins Leben gerufen, fand die BBO-Week in diesem Jahr bereits zum 16. Mal statt. Ziel der Lagerwoche ist es, dass die jugendlichen Blechbläser und Schlagzeuger gemeinsam ein Konzertprogramm auf die Beine stellen. Dass die Jugendlichen viel Einsatz leisten und mit Begeisterung und Talent musizieren, zeigte sich im Abschlusskonzert. «Hier gibt es keinen Platz für Individualismus», sagte die Dirigentin Véronique Gyger-Pitteloud nach dem Konzert. Jeder Musiker trage jeden Musiker. Die Gemeinschaft war während dem Musizieren spürbar und die Feinheit und Präzision, mit der die Dirigentin die Fäden zusammenhielt, ebenfalls.

Ein Gemeinschaftskonzert mit der BBHS
Die Brass Band «Harmonie» Saanen eröffnete das Gemeinschaftskonzert mit Auszügen aus ihrem kürzlich aufgeführten Konzertprogramm. Eindrücklich war die Interpretation des «Munotglögglis», bei dessen Zuhören man das Gefühl hatte, beim Sonnenaufgang dabei zu sein, zu erleben, wie der Nebel langsam wegzieht und die ersten Vögel ihr Gefieder putzen, bevor die gestrählten Herren und die geschäftigen Damen aus dem Haus schreiten, die Kleidung zurechtrücken und von dannen schreiten.

Als Solisten glänzten mit Andreas Zoppas und Franziska Schlätti zwei ehemalige BBO-Spieler.

Ein starkes Programm
Den Zuhörern bot sich im Anschluss ein Konzerterlebnis, das nicht zuletzt wegen dem durchdachten Ablauf ein Genuss war: vom Einmarsch der Musiker/innen zum Wechsel zwischen den Stücken, den Ansagen, wofür einer der jüngsten Teilnehmer auf einen Stuhl stehen musste, um gesehen zu werden, bis zu den lustigen Details während den Stücken.

Die jugendlichen Musiktalente haben unter der Leitung der Dirigentin einen sehr einheitlichen und doch vielschichtigen Klang erreicht. Einzig beim sehr anspruchsvollen zweiten Teil des Harlequins, das wohl nicht nur für den Solisten Pascal Andres eine Herausforderung war, hatte man beim Zuhören das Gefühl, ausser Atem zu kommen.

Für Schmunzler sorgte die verrückte Uhr, bei der man die Zeiger beinahe durch die Band gehen sah und das Pendel hinten in der Mitte fein hin- und herschwang. Abwechslungsreiche Soloeinlagen reichten quer durch die Instrumente, von den Bassposaunen bis zu den Schleifpapieren. Moment, Schleifpapiere? Ja, diese tanzten im «Sandpaper Ballet» beinahe so elegant wie richtige Ballerinas.

Die Band der BBO-Week überzeugte mit ihrer musikalischen Leistung, aber auch mit der feinen Choreografiearbeit, die hinter dem Konzert steckte, ohne dabei aufdringlich zu wirken.


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