«Le bois qui chante» im Element

  13.10.2017 Kultur, Musik

LOTTE BRENNER
Nachdem die Jungen, das heisst, das «Orchestre des Collèges et Gymnases Lausannois», mit ihrem Leiter Luc Baghdassarian tags zuvor das Festival eingeläutet hatten, fand am Samstag im «Temple» von Château-d’Oex das Eröffnungskonzert statt. Ausführende waren das Quartett Stuller, bestehend aus Gyula und Barnabas Stuller (Violinen), Yukari Shimanuki (Viola) und Julia Stuller (Cello). Dazu gesellten sich Johannes Rose (Bass) und Mary Eliott (Cello). Zusammen mit der künstlerischen Leiterin von «Le bois qui chante», der Sopranistin Béatrice Villiger, boten sie einen sehr eindrücklichen Abend mit feierlichem Gesangsgut von Ottorino Respighi, Nimo Rota, Richard Strauss und Richard Wagner. Béatrice Villiger, die über eine auserlesene, stilvolle Konzertgarderobe verfügt, trug an jenem Abend ein schwarzes, goldverziertes Kleid und unterstrich damit würdig das andächtige Ambiente, das sich schon nach den ersten paar Takten in der wunderschönen Kirche ausbreitete. Wunderbar gestaltete die Sängerin mit sonorer, geschmeidiger Stimme die ernsten Lieder, die von Träumen, Schmerzen, Leiden, Hoffnung und Erlösung durchdrungen sind. Instrumental wurden sie von den ganz tollen Musikerinnen und Musikern, vom «Le bois qui chante» von vergangenen Jahren bestens bekannt, zart zu Ende gedacht. So richtig bewundern durfte das Publikum die Instrumentalistinnen und Instrumentalisten im Amerikanischen Quartett Nr. 12, op. 96 von Antonin Dvorˇák. Dieses melodisch und rhythmisch eigenwillige, klangfreudige, prächtige Stück fügte sich wunderbar in die ernste, fast heilige Gesangsliteratur ein.

Nicht nur Holz
Das Festival, das heuer zum 17. Mal ausgetragen wird, entstand rund um das Ritual des Holzschlags im Wald von Château-d’Oex zwecks der Anfertigung von Musikinstrumenten. In diesem Sinne wird morgen Samstag eine geführte Waldbegehung stattfinden. Bereits am Mittwoch fand im Kino Eden ein Anlass zu diesem Thema statt. Gezeigt wurde, konzertant begleitet, die Geschichte vom Geigenbauer, dem träumte, aus ein und demselben Baum zwei Instrumente herstellen zu können. Doch spielen Musikerinnen und Musiker im Festival rund um den Geigenbau nicht nur auf Instrumenten aus Holz, das zweiwöchige Musikspektakel hat sich harmonisch erweitert, Béatrice Villiger hat den Event mit viel Gespür sinnvoll gerundet. Dabei musste sie auf die Unterstützung des Präsidenten von erster Stunde an, Patrick Scherrer, verzichten, der ernsthaft erkrankt ist.

Ein ereignisreicher Sonntag
Wald und Horn stehen ebenfalls in engem Zusammenhang. So galt der Sonntagmorgen dem Instrument, das ursprünglich von der Jagd herstammt. Das Wetter war zweifelhaft. So wurde im «Temple» statt auf dem Dorfplatz konzertiert; was die vier Austragenden zwar nicht hinderte, bei allmählicher Aufhellung während des anschliessenden Apéros mit Weindegustation doch noch unter freiem Himmel zu musizieren. Sensationell, wie virtuos und sauber Javier Rodriguez, Yasmine Siffointe, Félicien Fauquert und Fran- çois Dahéron das Horn, eines der am heikelsten spielbaren Instrumente, spielten. Werke von Mozart, Franz Strauss, Tschaikowsky, Tcherepnine, Telemann und Laurent Shaw begeisterten ein zahlreiches Publikum, darunter auch viele Kinder.

Das Abendprogramm im «Grande Salle» widmete sich der Präsentation des «Atelier d’Orchestre» mit seinem Dirigenten Alexandre Clerc. Zusammen mit dem Gitarristen Jens Stibal zeigte das Orchester denkwürdig die Ernte eines ausgiebigen Arbeitswochenendes, ein Konzert mit spanischer Musik aus dem breiten Klassikrepertoire. Gestern Abend gab es in der Fromagerie «Le Chalet» schliesslich noch einen kabarettistischen Beitrag: die Eine-Frau-Schau von Jocelyne Rudasigwa, die mit ihrem Kontrabass begeisterte.

Die Schlussveranstaltungen: Heute Freitag wird ein Klavierquartett im Temple (20 Uhr) erklingen. Morgen Samstag wird nebst einer Waldbegehung (10 Uhr, Place du village) im «Grande Salle» von Rossinière (19 Uhr) ein Galaabend mit Musik und Gastronomie stattfinden. Nach dem Podium der Jungen am Sonntagmorgen im «Temple» (11 Uhr), findet am Abend das Schlusskonzert, ebenfalls im «Temple» (17 Uhr), statt, das zugleich den 15. Geburtstag der Camerata Lausanne zelebriert.

www.bois-qui-chante.ch


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