† In Erinnerung an Fritz Knöri, den Vater des Feutersoeyer Langlaufs

  20.10.2017 Interview, Gsteig, Sport, Wintersport, Ski

Am 7. Oktober 2017 verliess Fritz die Spur, wie das schweizweit viele hundert Langläuferinnen und Langläufer schmerzlich erfahren mussten. Aber die Spur, die Fritz während vieler Jahre in die ungemein schöne Feutersoyer Landschaft legte, wird Winter um Winter an unseren Langlaufpionier erinnern. Im Sommer des Jahres 2014 durfte ich ein Gespräch mit Fritz aufzeichnen, das im Gedenken an ihn – und nach Rücksprache mit seiner liebenswerten Frau Silvia – der geschätzten Leserschaft des «Anzeigers von Saanen» einen Einblick in Fritzens Langläuferleben geben soll.

Fritz, wie kamst du zum Ski-Langlauf?
1957 lief ich erstmals auf den schmalen Brettern. Wachtmeister Gingge von der Gebirgs-Füsilier-Kompanie II/34 motivierte mich, in seiner Patrouille von der Lenk ins Gsteig zu laufen.

Warst du als Knabe sportlich aktiv?
Nicht besonders. Ich war weder Turner noch Schütze noch Schwinger. In Zweisimmen, wo ich damals zu Hause war, sagte Fahrlehrer Müller: «Komm, Knöri Fritz, wir hören auf mit Rauchen und betreiben Langlauf.» Tage später bestritten wir in der Gegend der Mittelstation des Rinderberges einen Lauf, an den ich mich noch heute erinnere, weil meine Ski so gewachst wurden, dass ich mit gewaltigen Stollen umherstolperte.

Warst du ein eifriger Langlauf-Wettkämpfer?
Mit der II/34er-Patrouille waren wir recht erfolgreich. Mein Interesse galt aber eher der Arbeit in der JO des Skiclubs Zweisimmen. Da lernte ich als Trainer und Betreuer viele Wettkampf-Orte im Berner Oberland und auch in andern Teilen der Schweiz kennen. So kam ich auch ins Visier des BOSV, der mich, ehe ich es wirklich realisierte, erfasste und in den Stand des JO-Chefs erhob. Ich übte dann während zwölf Jahren diesen Job aus. Es war interessant und lustig, mit den Kindern zu arbeiten. Auch gehorchten sie mir und wir durften mit den Gsteigern und Zweisimmern viele Erfolge feiern. Die Kehrseite der Medaille war die zu häufige Wochenendabwesenheit von zu Hause. Als Pöstler hätte ich ja auch samstags die Post zustellen müssen. Nur dank meiner tüchtigen Frau Silvia, die an meiner Stelle Briefe und Päckli zeitgerecht von Haus zu Haus brachte, konnte ich mit den Kindern von Wettkampf zu Wettkampf reisen. Dann, als ich den Job des JO-Chefs an den Nagel gehängt hatte, weil die Doppelbelastung einfach zu intensiv wurde, sagte Godi Buri, Gemeindepräsident von Grindelwald: «Nei, nei, Fritz, dich lassen wir nicht ziehen, du musst unbedingt Schiedsrichterchef des BOSV werden.» Ich weiss nicht, an was es lag, jedenfalls übernahm ich den Schiri-Job und Silvia trug weiterhin Päckli aus.

Wie entstand der Feutersoeyer Langlauf?
Das war im November 1966, an der GV des Skiclubs Gsteig im Hotel Viktoria. Die Versammlung leitete Erich Kohli, der damalige Präsident. Unter Varia sagte ich: «Ich stelle den Antrag, dass man einen Langlauf durchführt. Wir haben so schönes Gelände hier, da könnte man etwas Wunderbares machen.» Die Versammlungsteilnehmer haben «gross gugget». Kohli sagte: «Knöri Fritz, du kannst das machen, musst aber das Defizit übernehmen.» Dann begann ich zu rotieren und hielt Ausschau nach Wanderpreisen, organisierte Ovomaltine, eine taugliche Zeitmessung und plante die Laufstrecke.

Hattet ihr ein Spurgerät?
Nein, wir machten alles von «Faust». (Fritz griff zu Papier und Stift und zeichnete, wie das gemacht wurde): Wir waren zu dritt, einer hier (das ist die Lauf-Spur), einer links und einer rechts der Lauf-Spur, für die Stockspur. Das musste alles perfekt parallel in den Schnee gespurt werden. Damit man schön gleiten konnte, liefen wir den Parcours mehrmals ab.

Wie viel betrug damals das Startgeld?
Anfänglich 10, dann 12 bis 15 und in späteren Jahren 20 Franken.

Und das mit dem Defizit?
Im ersten Jahr erwirtschafteten wir 1280 Franken «Reines» (Reingewinn).

Und wem musstest du das geben?
(Fritz macht grosse Augen und sagt): Dem Skiclub. Ja, ja, der Skiklub nahm das. In den Folgejahren stieg der Reingewinn kontinuierlich. Letztlich wurde es gar ein gutes Geschäft für den Skiclub.

Höhepunkte?
Ein-, zweimal hatten wir sehr regnerisches Wetter. Die Spur fiel unter dem Druck des Wassers zusammen. Einmal stürzte ein Läufer und brach sich dabei eine Rippe. Aber wir hatten auch sehr schöne Zeiten mit unseren international bekannten Langlaufgrössen Beat Moor, Koni Hallenbarter, Sepp Haas, Sepp Renggli, Denis Mast und vielen weiteren mehr. Sie brachten Leute ins Tal, die Strassenränder und Trottoirs waren übervoll von Autos. Und noch etwas: Einmal gewann ein Norweger ein geschnitztes «Mälchterli». Diese Freude hättest du sehen sollen!

Wann habt ihr auf die Skating-Technik umgestellt?
Ich besuchte zusammen mit Peter Ogi, dem Polizisten, auf der Engstligenalp einen Kurs im Rahmen von Jugend und Sport. Ich war ein Gegner der neuen Technik, lief lieber klassisch. Heute laufen fast alle in der Skating-Technik. Gut, dass der Skiverband die Entwicklung im Griff hat, indem er dafür sorgt, dass die Laufwettbewerbe in klassischer Technik nicht aussterben.

Du hast «deinen» Feutersoeyer in die Hände jüngerer Skiclubmitglieder gegeben. Bleibt dein Werk bestehen?
Ja, der Feutersoeyer bleibt, der hat heute einen guten Ruf.

INTERVIEW: EUGEN DORNBIERER-HAUSWIRTH

Anmerkung der Redaktion: Eugen Dornbierer-Hauswirth arbeitet an seinem Buchprojekt «Entwicklung des Sports im Saanenland, 1896 bis 2011». Das Buch enthält viele Beiträge zum Sport auf den schmalen Latten und zahlreiche Geschichten über unseren Langlaufpionier Fritz Knöri.


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