Erfolgreiche Gstaader Bowls-Spieler an den Europameisterschaften

  06.10.2017 Sport, Gstaad, Schweiz

Vom 23. bis 29. September fanden in Jersey die Bowls-Europameisterschafen statt. Die Schweizer Delegation setzte sich zusammen aus zwei Frauen des Bowls Club Thun, Simone Kunz und Sitanan Zaller, sowie den zwei Männern Beat Matti und Christian Haldimann des Bowls Club Gstaad.

Die Ausgangslage war aufgrund der Erfahrungen aus den letzten drei Europameisterschaften klar: Nach wie vor ist die Schweiz im Bowls ein Entwicklungsland und die Gegner sind nicht selten Profis. Hinzu kommt, dass wir in der Schweiz keine vergleichbaren Outdoor-Anlagen haben und es zudem eine Angewöhnungszeit braucht. Das Team wird also weiterhin gegen andere Entwicklungsländer um die letzten Plätze kämpfen müssen. Immerhin, dieses Jahr kamen mit Ungarn und Frankreich zwei weitere Entwicklungsländer hinzu, was die Chance, nicht auf dem letzten Platz zu landen, doch etwas erhöhte. Die bisherige Bestleistung eines Schweizer Teams datiert von 2011 mit total 14 Punkten. Des Weiteren konnten die Männer an den drei bisherigen EM-Teilnahmen noch kein einziges Spiel gewinnen.

Die Wettkämpfe starteten am Sonntag gegen starke Nationen erwartungsgemäss: Sämtliche Spiele gingen trotz guter Gegenwehr doch deutlich verloren – im Mixed gegen Holland, bei den Frauen gegen Irland und bei den Männern gegen England und Wales. Am Montag war dann ein «Schlüsseltag» in Bezug auf das Ranglisten-Ende: Im Mixed warteten machbare Aufgaben mit den Gegnern Ungarn und Deutschland. Acht Punkte resp. vier Satzgewinne waren budgetiert, um nicht ganz hinten landen zu müssen. Der erste Satz gegen Ungarn lief gar nicht wunschgemäss und es konnte nur ein Unentschieden erzielt werden, was auch den allerersten Punkt für Ungarn bedeutete. Der zweite Satz gelang nicht wesentlich besser und ergab etwas glücklich einen Satzgewinn mit 8:7. Allgemein war das Team etwas enttäuscht, insbesondere über den ersten Satz, der nur unentschieden endete – die budgetierten acht Punkte rückten in weite Ferne. Das zweite Spiel an diesem Tag bestritten die Frauen gegen die starken Spanierinnen und sie verloren den ersten Satz denn auch deutlich mit 26:2. Im zweiten Satz steigerten sich unsere Frauen und konnten lange mithalten. Durch hervorragend gespielte Kugeln am Satzende konnte dieser zur Überraschung aller sogar gewonnen werden! Nun schien es möglich, die budgetierten acht Punkte sogar zu übertreffen. Zum Tagesabschluss fand dann das Mixed-Spiel gegen Deutschland satt, welches mit einem Unentschieden im ersten Satz wiederum verhalten startete. Der zweite Satz zog sich dann lange dahin und konnte in der Dämmerung doch noch knapp gewonnen werden. Die acht Punkte waren am Trockenen, auch wenn sie anders als budgetiert entstanden.

Historisches am Dienstag
Nach einer trotz allem ermutigenden Zwei-Satz-Niederlage im Mixed gegen England war das Gstaader-Duo gut eingeschossen für das Spiel gegen die Newcomer aus Frankreich, welche nicht zu unterschätzen waren, sind sie doch international ausgezeichnete Boule-Spieler. Unsere zwei Bowls-Spieler zeigten eine reife, abgeklärte Leistung und gewannen beide Sätze, wenn auch knapp. Erstmalig gelang es somit einem Schweizer Herren-Team, international ein Spiel zu gewinnen. Die Schweiz stand somit mit zwölf Punkten zu Buche, weitere Punktgewinne waren jedoch nicht «budgetiert» und es blieb zu hoffen, dass dies reichen würde, um den letzten Platz zu verhindern. Die zwei weiteren Partien des Tages – sowohl Frauen wie auch Männer gegen Holland – gingen erwartungsgemäss verloren.

Am Mittwoch folgten zwei weitere Niederlagen der Männer und im Mixed gegen das starke Guernsey, einer der Favoriten auf den Gesamtsieg. Nach einer weiteren Niederlage der Frauen gegen Jersey mussten diese noch gegen Israel antreten. Nach dem verlorenen ersten Satz konnten sich die zwei Thunerinnen steigern und den zweiten Satz knapp und überraschend gewinnen, was das Punktescore auf 14 erhöhte – Egalisierung des Bestresultats von 2011!

Am Donnerstag dann ein entscheidender Tag in Bezug auf eine weitere Verbesserung in der Rangliste: Frauen und Männer massen sich mit Isle of Man, welches nur wenige Punkte vor den Schweizern lag. Nachdem zuerst die Mixed-Begegnung gegen Israel verloren ging, mussten beide Teams auch beide Sätze gegen Isle of Man knapp abgeben und die Chance auf einen Sprung nach vorne war vertan. Die Männer mussten dann noch gegen das sehr erfahrene und starke Team aus Spanien antreten. Die zwei Gstaader spielten auf Topniveau und konnten den ersten Satz bis ganz am Schluss offen halten. Durch eine hervorragend gespielte letzte Take-out-Kugel von Beat Matti wurde der erste Satz völlig überraschend sogar gewonnen. Gleiches Bild im zweiten Satz: Die Schweizer liessen nicht nach und stiegen unentschieden in das letzte End. Ganz am Schluss musste der Shot (beste Kugel im Spiel) vom Umpire gemessen werden. Die Schweizer Kugel war um zwei Millimeter besser als die spanische Kugel und der Coup mit einem Vollerfolg war Tatsache! Es kamen vier nie für möglich gehaltene Punkte dazu und das Gesamtscore stieg somit auf die neue Rekordmarke von 18 Punkten. Des einen Freud, des anderen Leid: Diese nicht budgetierte Niederlage wird Spanien wohl noch lange ärgern, denn sie verloren dadurch einige Ränge in der Männer-Kategorie. Am Abschlusstag folgten dann noch zwei erwartete Niederlagen im Mixed gegen Irland (den nachmaligen Gesamtsieger) und bei den Frauen gegen Wales.

Mehr Siege und Punkte als je zuvor
Die Siege fielen durchwegs knapp, die Niederlagen teilweise jedoch deutlich aus. Mit dem 13. Gesamtrang (16 Teilnehmer) gab es für die Schweizer Bilanz zwar keine Rangverbesserung im Allgemeinen, jedoch hat sich «Switzerland» in vielerlei Hinsicht Respekt verschafft durch überraschende Siege. Es fehlte nur wenig zu einem besseren Ergebnis – mehr Konstanz im Spielniveau und Siege gegen die «richtigen» Gegner (z.B. zwei Vollerfolge gegen Isle of Man hätte in der Rangliste Auswirkungen gehabt).

Ein toller Anlass mit grossartigen Schweizer Leistungen und einer Fangemeinde, die europäische Aufmerksamkeit erlangte, hat Lust auf mehr geweckt und wird der Schweizer Bowls-Szene sicherlich Vorschub verleihen. Herzliche Gratulation dem Schweizer Team.

KURT ISELI


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