Gsteiger Stimmberechtigte haben die Wahl

  13.10.2017 Saanenland, Gemeinde, Gsteig

Nach der Demission von Roger Kohli als Gemeinderat stehen am Sonntag, 26. November zwei Kandidaten zur Wahl: Hannes Schopfer und Michi Gehret.

ANITA MOSER
In der Regel finden Gemeinderatswahlen in Gsteig in aller Stille statt, denn selten stellen sich mehr Kandidatinnen und Kandidaten zur Verfügung als Sitze zu besetzen sind. Diesen Herbst kommt es jedoch zur Wahl. Gemeinderat Roger Kohli verzichtet auf eine dritte Amtsdauer und hat auf Ende Jahr demissioniert. Zur Wahl antreten werden am Sonntag, 26. November Hannes Schopfer und Michi Gehret, beide wohnhaft in Gsteig.

Hannes Schopfer
Hannes Schopfer wurde von seiner Partei, der SVP, angefragt. Nicht zum ersten Mal. Bisher habe er stets abgelehnt, vor allem aus zeitlichen Gründen. Der 57-Jährige bewirtschaftet mit seinem Kollegen und seinem Sohn seit bald drei Jahren eine Betriebsgemeinschaft. Hannes Schopfer ist ein aktiver (Stimm-)Bürger. Er hat sich schon in verschiedenen Kommissionen engagiert und ist aktuell Präsident der Genossenschaft Touristische Anlagen und der lokalen Bodenverbesserungsgenossenschaft. Er nimmt meistens an den Gemeindeversammlungen teil und meldet sich dort auch schon mal zu Wort. Dass die Gemeinde Gsteig autonom bleibt, ist dem Familienvater ein wichtiges Anliegen. «Eine eigenständige Gemeinde zu sein, hat viele Vorteile», ist er überzeugt. «In vergangener Zeit wurden uns verschiedene Dienstleistungen genommen, was weite Anfahrtswege zur Folge hat», sagt Schopfer und erwähnt die Schliessung des Spitals Saanen und der Geburtenabteilung, für deren Erhalt er sich damals gewehrt hatte. Werde er gewählt, werde er sich in die anfallenden Geschäfte einarbeiten. Neben der Landwirtschaft sind ihm auch Gewerbe und Tourismus ein grosses Anliegen, «auf welche wir in der Region alle angewiesen sind. Das geht Hand in Hand und über die Gemeindegrenze hinaus», so Schopfer.

Dem Wahlsonntag sieht er gelassen entgegen: «Ich kann sowohl mit einer Wahl als auch mit einer Nichtwahl leben.»

Michi Gehret
Michi Gehret, Mitglied der Grünliberalen Partei, wurde für die Kandidatur von einer Privatperson angefragt. «Wir haben das Privileg mitzubestimmen. Aber nur wenn wir dieses auch wahrnehmen, funktioniert unser demokratisches System», sagt der 40-jährige Architekt zu seiner Motivation, am 26. November als Gemeinderat in Gsteig zu kandidieren. Er sei allgemein politisch interessiert und mache in der Regel auch von seinem Wahl- und Stimmrecht Gebrauch, so Gehret. Politische Erfahrungen bringt er nicht direkt mit, allerdings habe er mit seinem landesweiten Schür.li-Projekt einen spannenden Einblick bekommen in den Dschungel von Gesetzen und Reglementen und deren Zusammenhänge. «Ich habe die Prozesse, die Abläufe kennengelernt und wurde mit der Raumplanung konfrontiert», sagt Gehret. Ein Thema, das ihm am Herzen liegt und wo er auch sein Fachwissen einbringen könnte. Es sei wichtig, über die Zukunft nachzudenken, so Gehret. «Wie geht es weiter?» Über diese Frage werde in der Politik kaum oder zu wenig diskutiert. «Es kann nicht ewig so weitergehen», sagt er und spricht unter anderem die Klimaerwärmung an. «Wir müssen Sorge tragen zu unserer Landschaft und zu unserem Landschaftsbild.» Die Politik brauche mehr Mut für Entscheidungen, so Gehret. Es gebe zu viele Gesetze und Reglemente, sagt er und plädiert für mehr Qualität und weniger Quantität.

Wie Hannes Schopfer sieht auch Michi Gehret dem Wahlsonntag gelassen entgegen. «Ich habe die Herausforderung nicht gesucht, aber nun finde ich es für die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger gut, dass es eine Wahl gibt. Es ist doch eigentlich schade, dass es nicht mehr Freiwillige gibt, die sich für dieses Amt zur Verfügung stellen.»

 

ERSTER WAHLGANG SEIT ÜBER 20 JAHREN

In Gsteig sind für die Gemeinderatswahlen seit Jahren stille Wahlen die Regel. Man muss tief in den Annalen blättern bis zur letzten Urnenwahl. Am 9. Juni 1996 kam es für das Amt des Gemeinde(rats)präsidenten zu einem Wahlgang. Mit 208 Stimmen wurde damals Martin Gehret gewählt, Rudolf Neuhaus erhielt 127 Stimmen.

Noch weiter zurück liegt der letzte Urnengang für die Wahl von Gemeinderatsmitgliedern. Vor 24 Jahren, am 10. Januar 1993, gab es für drei Gemeinderatssitze vier Kandidaten. Rückwirkend auf den 1. Januar gewählt wurden Hanspeter Spychiger mit 229 Stimmen, Rudolf Perreten mit 213 Stimmen und Martin Wingeier mit 194 Stimmen. Auf Hans Iseli entfielen 138 Stimmen.

Neun Gemeinderatsmitglieder
Aktuell setzt sich der Gemeinderat Gsteig wie folgt zusammen: Markus Willen (Gemeinde- und Gemeinderatspräsident), Tom Schild (Gemeindeund Gemeinderatsvizepräsident), Toni Bühler, Simon Graa, Marietta Jaggi, Barbara Kernen, Roger Kohli-Buchs, Ernst Reichenbach und Urs von Siebenthal.

ANITA MOSER


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