Ruedi Mösching und Stefan Romang mitten in der Berufsweltmeisterschaft

  24.10.2017 Gstaad, Gewerbe, Schweiz

ABU DHABI So gut hat die Schweiz noch nie abgeschnitten: 20 Medaillen hat sie an der Berufsweltmeisterschaft geholt, mittendrin waren die einheimischen Experten Ruedi Mösching und Stefan Romang.

BLANCA BURRI
Seit Samstagabend ist sie wieder zurück, die Delegation, welche an die WorldSkills in Abu Dhabi gereist ist. Zurückgekommen ist sie mit 20 Medaillen (11 Gold, 6 Silber, 3 Bronze und 13 Medals of Excellence). Sie wurde in Zürich von Bundesrat Johann Schneider-Ammann empfangen, der allen Gewinnern persönlich gratulierte und so seine Wertschätzung ausdrückte. Zum 5. Mal war Stefan Romang und zum 7. Mal Ruedi Mösching mit von der Partie, nicht als Kandidaten, sondern als Experten.

Wie Olympiade
Ruedi Mösching ist Mitbesitzer eines Gipser- und Malergeschäfts in Gstaad, Stefan Romang hat während Jahren das Charly’s Tearoom in Gstaad geführt und wird in Bälde eine kleine Schokoladenmanufaktur in Gstaad eröffnen. Beide engagieren sich seit Jahren im entsprechenden Berufsverband und sind als Experten bei Wettkämpfen gefragt. Höhepunkt dieser Wettkämpfe seien eindeutig die WorldSkills, verraten sie. «Besonders die Eröffnungsfeier zu Beginn der Wettkämpfe und die Abschlussfeier nachher sind eindrücklich. Es gibt einen Einmarsch der Kandidaten, eine grosse Show und Unterhaltung vor 10 000 Zuschauern», sagt Stefan Romang. «Es fühlt sich an wie eine Olympiade, wo es im friedlichen Wettstreit darum geht, die beste Berufsfrau beziehungsweise den besten Berufsmann zu küren.» Das Zuschauer- und Medieninteresse sei enorm. Und genau da setzt ihre Aufgabe an.

Kandidaten betreuen
Eine der Aufgaben der Experten ist es nämlich, die Kandidaten aus dem Nationalteam zu betreuen. Diese dürfen nicht älter als 22 Jahre alt sein. Stefan Romang ist für die Bäcker und Confiseure zuständig und kann deswegen besonders stolz sein, denn die Schweizerin Ramona Bolliger stand gemeinsam mit Frankreich und China auf dem Podest der Bäcker und teilte sich mit vorgenannten Ländern die Goldmedaille. Dieses Jahr betreute er zudem die Schweizer Confiseurin Uthaya Umaparan als Coach, sie erreichte eine Medaille of Excellence.

«Das Training dauert etwa sechs Wochen», sagt er. Doch das sei nichts im Vergleich zu Kandidaten anderer Ländern, die sich während mehrerer Monate oder Jahre voll auf die Ausbildung zur Weltmeisterschaft konzentrierten und nicht mehr Zeit hätten zu arbeiten. Ruedi Mösching stimmt zu: «Die Schweizer Kandidaten haben durch die Lehre ein so profundes Wissen und Können, dass sie sich vor allem mental auf die Weltmeisterschaft vorbereiten müssen.» Der grosse Druck, den die Präsenz von Medien und Zuschauern entstehe, dürfe niemals unterschätzt werden. «Es ist ganz anders, an einem Wettkampf zu arbeiten als auf der Baustelle oder in der Produktionsbackstube», meint er. Deswegen sind auch zwei Mentalcoachs und ein Physiotrainer mit nach Abu Dhabi gereist.

Erfolg
Auch Ruedi Mösching kann aus der Sicht der Schweizer bei den Stuckateuren/Trockenbauern sowie bei den Dekorationsmalern auf eine erfolgreiche WM zurückschauen. Die Dekorationsmalerin Sandra Lüthi hat Silber geholt. Er selber hat Fabienne Niederhauser gecoacht. Sie hat als Stuckateurin/Trockenbauerin auf dem sechsten Platz eine Medal of Excellence geholt. «Ich bin sehr stolz und zufrieden mit ihrer Leistung», sagt er. Ruedi Mösching erzählt, dass der Liechtensteiner Raffael Beck als Stuckateur/Trockenbauer Gold gewonnen hat. Besonders daran ist: «Er hat die Schweizer Berufsschule besucht und wurde von einem Schweizer gecoacht, das ist auch ein kleiner Sieg für die Schweiz», meint Mösching. Besonders faszinierend ist, dass der Coach Leo Stilhart seinerseits 2009 mit Ruedi Mösching als Coach an den WorldSkills in Calgary Silber gewonnen hat.

Mitleiden
Als Tiefpunkt der Meisterschaft sieht Stefan Romang, wenn ein Schweizer Kandidat nicht auf dem Podest abschliesst. «All unsere Kandidaten haben das Potenzial für das Podest», schwärmt er. Aber eben, wenn die Tagesform nicht stimme oder es sonst ein Problem gebe, so falle man automatisch zurück. «Als Experte leidet man einfach mit», meint Romang. Dies auch, weil man sich in der Vorbereitungszeit immer besser kennenlerne und die Gefühlsregungen der Kandidaten hautnah mitbekomme. «Wir sind ein Team! Mit 20 Medaillen hatten wir dieses Jahr den grössten Erfolg aller Zeiten und das ist wunderbar», relativiert Romang. «Der Erfolg der Nationalmannschaft ist bestimmt auf das ausgezeichnete Duale Bildungssystem in der Schweizzurückzuführen», fügt er an.

Arbeit an WorldSkills
Die Experten reisen jeweils eine Woche vor den Kandidaten an die WorldSkills. «Wir sorgen dafür, dass die Wettkampfbedingungen fair sind», erklärt Ruedi Mösching. Es sei eine enorme Aufgabe, 1300 Arbeitsplätze für alle Kandidaten vorzubereiten, da könne es immer vorkommen, dass noch etwas fehle. So war es auch dieses Jahr, als noch diverse Materialien kurzfristig nachbestellt werden mussten. Während den Wettkampftagen bewerten sie zudem die Arbeiten der Teilnehmer. «Beim eigenen Land gehen wir selbstverständlich in den Ausstand», betont Ruedi Mösching. Überhaupt seien die WorldSkills sehr transparent und fair. Das Niveau sei in den letzten Jahren stetig gestiegen und somit sei es an der Spitze immer enger. Besonders China und Russland seien zu nicht zu unterschätzende Konkurrenten geworden.

SwissSkills 2018
Nächstes Highligt werden die Swiss-Skills 2018 in Bern sein, nach 2014 die zweiten dieser Art in der Schweiz.

Mehr Bilder: https://tinyurl.com/ycybdgz8


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