Schön … Schöner … Schönried

  03.10.2017 Gemeinde, Tourismus, Schönried

Knapp 70 Personen haben die Einladung der Dorforganisation Schönried angenommen und das zweite «Schönrieder Dorfgespräch» im Hotel Ermitage in Schönried besucht. Die grosse Zahl der Teilnehmenden zeigte, dass die gewählten Themen für Gäste und Einheimische sehr aktuell waren: Parkplatzbewirtschaftung, Verkehrsmassnahmen und Ortsdurchfahrt, Rellerli und Horneggli usw.

ROBERT SCHNEITER
Auf jedem Stuhl im Saal des Hotels Ermitage lagen Kleber mit dem Slogan: «Schön … Schöner… Schönried». Dieser bekannte Slogan sollte zum Motto werden des zweiten «Schönrieder Dorfgesprächs». Vorne an der Leinwand leuchteten Blumen in den schönsten Farben, so wie man sie überall im Dorf bestaunen kann. Rolf Schwenter, Präsident der Dorforganisation Schönried, eröffnete den Abend darum mit einem Dank an alle, die im Dorf die Blumenpracht pflegen. Er wies aber gleich von Anfang an darauf hin, dass es mehr brauche als schöne Blumen, um das Dorf attraktiv und als Ferienort beliebt zu machen. Darum habe die Dorforganisation auch in diesem Jahr wiederum zu einem Gedankenaustausch eingeladen.

Während die Parkplatzbewirtschaftung vor einem Jahr noch einiges zu reden gab, wurde sie im Laufe des Jahres überarbeitet und an der Gemeindeversammlung vom 15. September 2017 genehmigt. Nicht nachvollziehbar ist jedoch für viele die Festlegung der Langzeitparkplätze auf dem Dach der Rellerlibahn-Talstation und an der alten Hubelstrasse. Die Rellerlibahn soll Ende 2018 ja geschlossen werden, und die Anwohner der alten Hubelstrasse haben schon vor langer Zeit ein Gesuch eingereicht, um die Durchfahrten auf dieser Strasse zu beschränken. Wie ein Anwohner aber sagte, warten sie noch immer auf eine Antwort von der Gemeinde.

Sanierung der Ortsdurchfahrt
Dies war wohl das Kernthema des Abends und der Grund der grossen Teilnehmerzahl. Um die Emotionen bei diesem Thema möglichst flach zu halten, betonte Rolf Schwenter, dass es wohl keine Lösung gebe, die rundum gut sei, für alle stimme und alle Probleme lösen könne. Die Federführung liege aber beim Kanton und er hoffe, dass möglichst viele – auch die Kritischsten – beim Mitwirkungsverfahren mitgemacht hätten. Ziel der Sanierung sei es, im Dorf genügend sichere Parkplätze zu schaffen (nicht rechtwinklig zur Hauptstrasse), die Sicherung der schwächsten Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten (Fussgänger, Kinder, Radfahrer), die Dorfqualität zu steigern und Schönried attraktiver und eben schöner zu machen.

Das Stimmungsbild der anschliessenden Voten zeigte dann, dass die Vorstellungen davon, was wichtig ist, damit Schönried ein schönes Dorf wird, noch recht weit auseinanderliegen. Ein Redner möchte zum Beispiel möglichst nichts ändern. Schönried sei schliesslich ein Durchgangsdorf auf dem Weg vom Simmental nach Saanen und Gstaad und jede verkehrsberuhigende Massnahme schade letztlich der Wirtschaft im Saanenland. Bei einigen spürte man auch die Angst, bei Tempo 30 zu oft gebüsst zu werden. Denn es sei doch schwierig, dieses Tempo einzuhalten. Anwohner der Grubenstrasse äusserten zudem die Sorge, bei Tempo 30 in Schönried würden noch mehr Verkehrsteilnehmer auf die Grubenstrasse ausweichen, denn auf dieser Strasse sei Tempo 40 erlaubt. Die Angst, man schaffe mit Tempo 30 in Schönried ein Präjudiz, so dass in ein paar Jahren in allen Dörfern im Simmental Tempo 30 gelten werde, wies Rolf Schwenter klar zurück. Er verwies auf Oberingenieur Wyss, der an der Orientierungsversammlung bestätigt hatte, dass jedes Dorf im Simmental eine ganz andere Ausgangslage habe als Schönried. In keinem Dorf im Simmental sei eine Temporeduktion vorgesehen.

Einig war man sich aber in drei Sachen: Niemand hatte Verständnis dafür, dass im Gebiet Bank–Molkerei–Metzgerei keine Fussgängerstreifen möglich sein sollen. Niemand hatte Verständnis dafür, dass das Postauto dereinst beim Hotel Ermitage auf der Hauptstrasse anhalten muss, obwohl es genügend Platz für eine Haltestelle gäbe. Und schliesslich war allen klar, dass das Problem der Milchanlieferung bei der Molkerei auch in der neuen Planung noch nicht gelöst ist. Ein Besucher, der tagtäglich zu Fuss im Dorf unterwegs ist, betonte schliesslich, dass ganz sicher verschiedene Lösungen für die Verkehrsberuhigung möglich seien, aber für die Erhöhung der Sicherheit im Dorf und für die Verschönerung des Dorfes sollten alle ein Interesse dafür haben, dass jetzt rasch gehandelt wird.

Rellerli oder Horneggli oder beides
Der Vorstand der Dorforganisation steht klar hinter den Bestrebungen des Vereins «Freunde des Rellerli». Das sei man letztlich auch den Gästen schuldig, die an der Gemeindeversammlung kein Stimmrecht haben, sagte der Präsident. Der Vertrag mit der «Mountain View AG» entspreche ja auch nicht korrekt dem Antrag, über den an der Gemeindeversammlung abgestimmt worden sei. Im Antrag habe es nämlich geheissen, «eine neue Bahn sei nicht vorgesehen». Und im Vertrag mit der «Mountain View AG» heisse es nun, der Bau einer neuen Bahn sei verboten. Diese unkorrekte Umsetzung des Abstimmungsantrags und die Tatsache, dass die Wegrechte aufs Rellerli für die «Mountain View AG» nicht geregelt sind, wollen die «Freunde des Rellerli» mit allen Mitteln nutzen, um die Vertreter der «Mountain View AG» ins gleiche Boot zu holen und mit ihnen zusammen eine neue Bahn zu bauen. Denn Verträge könne man abändern und das Rellerli als klassischer «Ganzjahresberg» müsse für alle, für Jung und Alt, weiterhin mit einer Bahn erschlossen bleiben. Die Verhandlungen mit der «Mountain View AG» seien zwar schwierig, aber diese Anstrengungen seien nicht nur für Schönried, sondern für die ganze Destination Gstaad sehr wichtig. Der Verein «Freunde des Rellerli» hat übrigens bereits 831 Mitglieder, davon knapp die Hälfte mit Stimmrecht in der Gemeinde Saanen.

Der Vorstand der Dorforganisation hat mit Genugtuung zur Kenntnis genommen, dass das Horneggli in Zukunft als «Bike-Berg» positioniert werden soll, und dass mittelfristig die Erneuerung der Bahn und eventuell der Bau eines Parkhauses vorgesehen sind. Auch im Sommer 2018 bleibt das Horneggli geschlossen. Dafür gehört das Horneggli zu den ersten Bahnen, die im Winter 17/18 geöffnet werden sollen.

Aus den Reihen der Teilnehmenden kam der Wunsch, dass im Winter 17/18 wegen der Einschränkungen im Saanersloch der Lägerli-Lift wieder geöffnet werden sollte.

Orientierungen und Wünsche
Der Vorstand der Dorforganisation ist enttäuscht darüber, dass man bei der Realisierung des Velowegs Schönried– Saanenmöser und des Wanderwegs Schönried–Solsana noch keinen Schritt weiter gekommen ist. Immer heisse es, man sei im Gespräch, aber letztlich passierte doch nichts. Der Vorstand erhofft sich von den Behördevertretern ein engagierteres und konkreteres Vorgehen
– auch gegenüber den kantonalen Ämtern. Dass die WC-Anlagen beim Bahnhof nur während der Schalterstunden offen sind, ist für viele Gäste in Schönried nicht «schön». Und der Hinweis, dass es im Parkhaus bei der Bäckerei Wehren ein offenes WC habe, sei auch nicht «schön», wenn es pressiert. Aus diesem Grund hat der Vorstand Verhandlungen mit den Verantwortlichen der Bahnhof-WCs aufgenommen, damit diese in Zukunft länger offen bleiben.

Aus den Reihen der Teilnehmenden kamen drei Wünsche: 1. An Tagen, an denen die Rellerli-Bahn fährt, sollte auch der Schalter am Bahnhof für die Gäste geöffnet sein. 2. Am Horneggli sollte von der Bergstation zur Talstation ein Schlittelweg eingerichtet werden. 3. Im ganzen Gebiet sollten mehr Ruhebänke aufgestellt werden, um die wunderbare Aussicht zu geniessen.

Der Vertreter des Wahlkreises, Gemeinderat Hanspeter Schwenter, orientierte zum Schluss über das, was im Gemeinderat Saanen für Schönried wichtig ist. Unter anderem erwähnte er, dass auch die Evaluation und Anschaffung einer eigenen mobilen Radaranlage zu den Legislaturzielen des Gemeinderates gehöre. Nach den Hinweisen auf die wichtigsten Sportanlässe im Winter 17/18 und dem Dank an Pascal Fischer, Direktor Hotel Ermitage, für das Gastrecht im Hotel schloss der Präsident der Dorforganisation das zweite «Schönrieder Dorfgespräch» mit der Einladung zum reichhaltigen Apéro.


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