«Da chumi här» – ein Abend über jenische Musik und Kultur

  10.11.2017 Schönried, Kultur, Musik

Die beiden Filmemacherinnen Karoline Arn und Martina Rieder sind für zwei Kulturabende ins Ermitage nach Schönried zurückgekehrt. Wie vor zwei Jahren haben sie am 6. und 8. November in gemütlicher, familiärer Atmosphäre über die Entstehung ihrer beiden Dokumentarfilme erzählt, die vor Kurzem auf DVD erschienen sind.

MELANIE GERBER
Bereits seit zehn Jahren beschäftigen sich die beiden Filmemacherinnen mit der jenischen Kultur. Auf das Thema der Schweizer Fahrenden kamen sie jedoch über einen Zufall. Karoline Arn hatte nämlich eine Veranstaltung zum Thema geleitet und gemerkt, dass niemand so richtig darüber Bescheid wusste. Also hatte sie sich gemeinsam mit Martina Rieder an die Dachorganisation der Jenischen in der Schweiz gewandt und das Konzept für ihr Projekt vorgestellt. «Das Vertrauen war sofort da», erzählte Martina Rieder am Montagabend im kleinen Kinosaal des Ermitage. Die Umsetzung des Projekts war dann doch komplizierter als gedacht. Auch wenn die beiden Frauen im eigens dafür gekauften Wohnwagen ein Jahr lang unterwegs waren, so war es dennoch eine grosse Herausforderung, auf die Durchgangsplätze zu kommen, auf denen die nomadischen Jenischen bis zu drei Wochen leben. Nicht alle waren bereit, gefilmt zu werden und oft wurden Treffen abgesagt oder die Protagonisten tauchten gar nicht erst auf.

Musik als verbindendes Element
Trotzdem wurde der Film «jung und jenisch» zu einem Erfolg und das Konzept für einen zweiten Film stand bald fest. Während der erste Film das nomadische Leben des jenischen Volks zeigte, sollte der Nachfolger den Fokus auf einen Aspekt ihrer Kultur legen. Die Gemeinsamkeiten unter den Jenischen, so Karoline Arn, seien vielfältig. Sie seien immer in Bewegung und das sehr schnell, nicht nur physisch, sondern auch im Denken, ausserdem sehr skeptisch gegenüber Autoritäten, hätten ein grosses Unabhängigkeitsbedürfnis, einen guten Instinkt und eine grosse Vorliebe für Musik. Der Musik, die Arn und Rieder auf den Durchgangsplätzen aufgefallen war, wollten sie im Film «unerhört jenisch» nachgehen. Als Protagonist diente unter anderen auch Stephan Eicher, der sich, so Arn, erst einmal etwas zurückhaltend zeigte.

Viel Recherchearbeit
Der eigentlichen Filmerei gingen viele Recherchen voraus. So fanden die beiden Frauen immer wieder Anhaltspunkte über Musiker aus dem Bündnerland, verfolgten diese und kamen von einer Person zu nächsten, bis sie bei Othmar Kümin in Obervaz landeten. So tat sich ihnen ein ganzes Netz von Musikern auf. Die Filmausschnitte, die Arn und Rieder präsentierten, zeigen Musik- und Tanzszenen in generationenübergreifenden Formationen und lassen den Zuschauer ein Stück jenisches Lebensgefühl miterleben. Mitreissend ist sie, diese Kultur, was auch das Publikum am Montagabend spüren liess. Die Filmemacherinnen durften problemlos überziehen, wurden beglückwünscht und spontan umarmt. Man wünschte, die Filme in voller Länge zu sehen.

Lebhafte Präsentation
Der Abend mit Arn und Rieder lebte aber nicht nur von den gekonnt eingesetzten Filmausschnitten, sondern auch vom dramaturgischen Aufbau des Abends an sich. Die beiden Filmemacherinnen sind auch gute Rednerinnen, von denen man sich gerne für einen Moment in eine andere Welt versetzen lässt. Was auf jeden Fall nachhallt, ist Stephan Eichers Musik, sein Gesang: «I weiss nid, was es isch, aber da chumi här.»


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote