«Guttentag» – Lesung mit Autor Stefan Gurtner

  17.11.2017 Vorschau, Event, Saanen

Stefan Gurtner hat eine Biografie über den jüdischen Verleger Werner Guttentag geschrieben. Am Montag, 27. November liest er im Landhaus in Saanen aus seinem neusten Werk vor.

Literatur und Bolivien? Unvorstellbar! Und doch gibt es sie! Dank eines deutsch-jüdischen Flüchtlings namens Werner Guttentag, der ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als die Nazis die Bücher verbrennen, seine Liebe zu ihnen entdeckt. Gedruckte Worte sind für ihn der Schlüssel zum Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit und Ignoranz. Er sieht in ihnen ein Sprachrohr, nicht nur um Missständen zu begegnen, sondern auch, um der mehrheitlich indigenen Bevölkerung Boliviens ein Selbstbewusstsein und ihren Stolz (zurück)zugeben, indem er ihre Geschichte, ihre Traditionen, eingebettet in die Schönheit und Vielfältigkeit ihres Landes, veröffentlicht. Er eröffnet zunächst einen Buchladen, gründet einen Verlag, ruft einen Buchpreis ins Leben, in dessen Jury niemand Geringerer als der Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa sitzt, der Guttentag als seinen Freund, den «grossen bolivianischen Verleger und Buchhändler» bezeichnete. Er gerät in den Strudel der Ereignisse um Che Guevara, die Befreiungsarmee bedroht ihn mit dem Tode, falls er das Vorwort eines seiner Autoren über Che Guevara veröffentlicht. Er trifft auf Klaus Barbie, auf dessen «Schwarzer Liste» er steht, und sieht endlich der Gerechtigkeit genüge getan, als sein Freund Gustavo Sanchez, damaliger Innenminister, Barbie an Frankreich ausliefert.

Auf der Frankfurter Buchmesse stellt er als Verleger viele Jahre lang bolivianische Literatur aus und ist eine geschätzte Persönlichkeit.

Werner Guttentag glaubt an die Macht der Bücher, finanzielle Sorgen und Bedrohungen seiner Person können diesen Glauben, bis er 88-jährig verstirbt, nicht erschüttern. Er wurde u.a. mit dem «Cóndor de los Andes» und dem «Bundesverdienstkreuz» ausgezeichnet.

Zwischen Deutschland und Bolivien
Stefan Gurtner ist mit «Guttenberg» eine faszinierende Biografie über die aussergewöhnliche Lebensleistung eines Menschen gelungen. Nicht nur wegen der spannenden Darstellung zentraler Perioden deutscher und bolivianischer Geschichte, sondern auch, weil viele Grundfragen der menschlichen Existenz angesprochen werden. Verfolgung, Widerstand, Flucht, Exil, Enkulturation in einer fremden Kultur werden am Beispiel der Lebensgeschichte des deutschen Juden aus Breslau sehr eindrücklich nachvollziehbar.

Stefan Gurtner – Wurzeln im Saanenland
Der Schriftsteller Stefan Gurtner (Jg. 1962) ist in Gstaad aufgewachsen und lebt seit 30 Jahren in Quillacollo/Cochabamba, Bolivien. Er ist Gründer der Kinder- und Jugendwohngemeinschaft «Tres Soles» – unter der Rubrik «Bolivienspalte» berichtet er im «Anzeiger von Saanen» in loser Folge über seine Arbeit. Für seine erfolgreiche Theaterarbeit und sein erzieherisches Wirken wurde er mehrfach ausgezeichnet. Stefan Gurtner ist mit einer Bolivianerin verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter.

PD/HANSPETER GRUNDISCH

Am Montag, 27. November um 20.00 Uhr liest Stefan Gurtner im Landhaus Saanen aus seinem oben beschriebenen Werk.


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