Ein Landarzt erzählt aus dem Praxisalltag

  21.11.2017 Gstaad

Erlebnisse aus 16 Jahren Praxisalltag haben den Eingang in Dr. Walter Raaflaubs neu erschienenes Buch «Im Vertrauen – Ein Landarzt erzählt» gefunden. Die Vernissage zum Buch lockte am vergangenen Donnerstag viele Interessierte ins Kirchgemeindehaus Gstaad.

MELANIE GERBER
Der Kirchgemeindesaal war letzten Donnerstag gut besetzt. Viele Interessierte sowie ehemalige Praxisassistentinnen sowie Patienten und Patientinnen kamen zu Walter Raaflaubs Buchvernissage und hörten den Erzählungen aus dem Berufsalltag des Landarztes und Autors zu. Der Abend wurde von Rita und Herbert Walker musikalisch umrahmt.

Ein schreibender Arzt
Bereits während seiner Tätigkeit als Arzt schrieb Walter Raaflaub Kolumnen über seinen Berufsalltag. Diese erschienen während fünf Jahren in der Schweizer Familie. Für sein Buch hat Raaflaub diese Kolumnen nun überarbeitet und mit medizinischen Kommentaren ergänzt. Diese hätten damals keinen Platz gehabt, es sei mehr um die zwischenmenschlichen Erlebnisse gegangen als um medizinisches Wissen. Nun findet der Leser im neu erschienenen Buch sogar ein Stichwortverzeichnis zu den kommentierten Symptomen und Krankheitsbildern. «Das ersetzt dann keinen Arzt», mahnte Raaflaub im Scherz.

Das Buchprojekt habe ihn während drei Monaten beschäftigt und schien teilweise unmöglich. Dank der Hilfe seiner Frau, die ihm den Rücken freigehalten habe, konnte es jedoch umgesetzt werden. Auch ein neuer Laptop habe geholfen, wenn auch technische Schwierigkeiten mit der Neuanschaffung einhergingen. So suchte Raaflaub eines Morgens vergebens nach 40 Seiten seines Werks, die in keinem Speicher des Computers mehr zu finden waren.

Mit Humor
Walter Raaflaub erntete immer wieder Lacher aus dem Publikum. Er erzählte mit einer Prise Humor aus seinem Schreiballtag und las zwei Episoden aus seinem Buch vor. Gekonnt ahmte er die Stimme eines resoluten Patienten nach und wurde ernster, als er erklärte, dass er die Situation eines Patienten mit Herzinfarkt zuerst falsch eingeschätzt hatte.

Mit einem Augenzwinkern und sprachlichem Witz erzähle Raaflaub die Episoden, sagte Dr. Rudolf Minnig, ehemaliger Chefarzt im Spital Zweisimmen, in der Laudatio. Es entstehe oft der Eindruck, dem Gespräch in der Praxis beizuwohnen.

Und das Arztgeheimnis?
Trotz humorvollem Umgang mit Begegnungen zwischen Arzt und Patienten war das Arztgeheimnis auch an der Buchvernissage ein Thema. Er habe es nicht antasten wollen, erzählte Walter Raaflaub. Und dennoch sei ihm ein Fehler passiert. In einem seiner Texte habe er einen Patienten beim Namen genannt. Er habe ihn sofort angerufen und im Gespräch habe der Patient ihm die Erlaubnis gegeben, seinen richtigen Namen zu verwenden. Diesen Patienten sehe Raaflaub nun als Stellvertreter für viele, da dessen Geschichte durch das Arztgeheimnis gefallen sei und sie gleichzeitig beweise, dass die erzählten Geschichten nicht erfunden seien.


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