Jutzen und Singen sind pure Lebensfreude

  24.11.2017 Lauenen, Musik, Vereine

Seit 17 Jahren singt die Bissnerin Erika Reichenbach im Chörli Lauenen, seit vier Jahren ist sie Chörli-Dirigentin. In dieser Zeit wurde der gemischte Chor Lauenen zum veritablen Jodlerchor. Dieser hat einen grossen Wunsch: einige Männerstimmen. Der Lohn ist pure Lebensfreude.

«Als ich jung war, hätte ich sehr gerne in einem Jodlerclub mitgesungen. Doch ein klassischer Jodlerclub brauchte damals wie heute nur ein bis zwei Frauenstimmen», erklärt Erika Reichenbach. Mit ihrer zweiten Stimme habe sie absolut keine Jodlerclub-Chancen gehabt. In dieser Stimmlage gebe es genügend Männerstimmen. So trat die Bissnerin 2001 dem gemischten Chor Lauenen bei. Die Bäuerin, die schon als kleines Mädchen sehr am Singen interessiert war, absolvierte 2009/2010 die Dirigentenausbildung und wurde Vizechorleiterin. Vor vier Jahren übernahm sie das Amt der Dirigentin.

Unter der dreifachen Mutter wechselte das Chörli Lauenen definitiv vom Gemischtchorsatz zum Jodeln. «Der schweizweite Trend ist auch bei uns zu spüren. Jodeln ist wirklich sehr beliebt – vor allem Frauen nutzen diese Gelegenheit rege», freut sich Erika Reichenbach. Zurzeit singen im Chörli Lauenen dreizehn Frauen und sieben Männer, die sich sehr über Verstärkung freuen würden. «Jeder Mann ist bei uns im Chörli Lauenen hochwillkommen!», betont die Dirigentin.

Was müssen Männer mitbringen?
Freude am Singen und am regelmässigen Probenbesuch von September bis Mai sowie Kameradschaft seien Voraussetzung für die Mitgliedschaft, erklärt die Chorleiterin. «Wie wir uns fühlen, so tönen wir.» Deshalb sei eine gute Stimmung im Chor wichtig, so Erika Reichenbach. Weil beim Singen der ganze Körper gefordert ist, beginnt der etwa zweistündige Singabend jeweils mit Lockerungs-, Atem- und Mundübungen. Es folgen das Aufwärmen der Stimmbänder, dann das intensive Üben und die Auseinandersetzung mit den gewählten Liedern und Jutzen. Dabei ist die Rolle der Dirigentin zentral.

Dieses Wissen hat sich Erika Reichenbach während ihrer Dirigentenausbildung angeeignet. Dort ging es nebst der musikalischen Grundausbildung (zum Beispiel Notenkenntnisse, Harmonielehre, Gehörschulung) auch um das Führen einer Gruppe Erwachsener. Es gebe durchaus auch schwierige Aufgaben als Dirigentin: «Jemandem sagen zu müssen, dass die Stimme oder das Gehör nicht mehr genügen, um im Chor mitzumachen», sagt sie mit Bedauern. Doch das Positive dominiere: «Der Applaus und die Freude des Publikums bei Auftritten bereichern uns und spornen zu Höchstleistungen an. Das sind jeweils sehr gute Momente». Ein Strahlen überzieht das Gesicht der 53-Jährigen, die seit fünf Jahren auch den Jodlerclub Bärgrose Zweisimmen erfolgreich leitet.

Bleibt der neue Stil?
Vereinzelt hört man Stimmen, die dem ursprünglichen Liedgut des gemischten Chors nachtrauern. Denn das Chörli Lauenen tritt an Weihnachten und Ostern jeweils in der Kirche auf und singt dort nebst typischen Kirchenliedern auch Jodellieder. «Diese Auftritte machen wir weiterhin – und gerne. Doch die Mitglieder-Zusammensetzung und die Musikrichtung haben sich definitiv verändert. Unter meiner Leitung werden wir dem Jodelgesang sicher treu bleiben», erklärt Erika Reichenbach. Genauso treu bleiben will das Chörli Lauenen dem jährlichen Theaterabend mit Konzert und der jährlichen Chörlireise. «Diese kameradschaftlichen Anlässe, dazu zähle ich auch die Probenabende, sind spannend, anregend und manchmal auch eine echte Herausforderung für mich. Doch sie bereichern uns persönlich, unser Vereinsleben und damit unsere gesanglichen Qualitäten», weiss die Dirigentin.

RUTH OEHRLI, GSTAAD

Das Chörli Lauenen probt jeden Dienstagabend im Mehrzweckraum im Schulhaus Lauenen. Interessenten sind jederzeit willkommen. Auskunft bei Erika Reichenbach unter Telefon 079 552 54 45.


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