Yggdrasil leuchtet und verbindet

  01.12.2017 Nachbarschaft, Zweisimmen

Er ist an die zehn Meter hoch, ebenso breit, komplett aus Holz gefertigt und leuchtet seit letztem Dienstagabend in verschiedenen Farben am Bahnhof Zweisimmen: Yggdrasil, die Weltenesche, der Weltenbaum aus der nordischen Mythologie. Das siebeneinhalb Tonnen schwere, monumentale Kunstwerk signalisiert einen Meilenstein beim Bahnhofumbau und verbindet die Weihnachtsbeleuchtung im Dorf mit jener am Simmenweg.

965 Holzteile und acht Metallteile seien für den hölzerne Yggdrasil verbaut worden, erklärte Michael Schär, stellvertretender Geschäftsleiter der Hector Egger Holzbau AG, welche das Kunstwerk als Wettbewerbsobjekt anlässlich des «Designers Saturday 2014» gebaut hat. Der Weltenbaum verkörpert die Schöpfung als Gesamtbild – räumlich, zeitlich und inhaltlich. Als Weltachse (axis mundis) verbindet er die drei Ebenen Himmel (Krone), Mittelwelt (Stamm) und Unterwelt (Wurzeln) und hält so den ganzen Kosmos zusammen. Schär wies auf die Symbolik der Weltenesche zu Wikingerzeiten hin und erklärte, dass während der Christianisierung des europäischen Nordens der Yggdrasil zum heutigen Christbaum mutiert sei. Man habe dieses mythologische Symbol in der christliche Religion aufgenommen, damit die Nordmänner (und ihre Frauen) eher zum Christentum konvertierten. Ernst Hodel, Gemeinderatspräsident von Zweisimmen, stellte den Zusammenhang der Werte Zeit, Raum und Inhalt des Yggdrasil mit dem Bahnhofumbau her: Zeitlich markiere er den Abschluss der Umbauarbeiten und mögliche Folgeprojekte. Räumlich stelle sie den Mittelpunkt zwischen der Weihnachtsbeleuchtung im Dorf und jener des Wanderweges entlang der Simme dar. Und inhaltlich soll die Attraktivität des Bahnhofes und seiner Umgebung mit zukunftsweisenden Projekten, getreu dem Motto «Chancen nutzen – Zukunft planen», gefüllt werden.

Der Bahnhof soll Freude machen
Martin Pfister, Gesamtprojektleiter Bahnbau der BLS Netz AG, blickte anlässlich der kleinen Feier am letzten Dienstagabend auf die zweijährige Bauzeit zurück und informierte über den provisorischen Abschluss der Bauarbeiten. Gleis-, Sicherungs- und Fahrleitungsanlagen von BLS und MOB seien ersetzt und zwei Brücken erstellt worden. Ausserdem würden seit der Inbetriebnahme des neuen elektronischen Stellwerks die BLS-Anlagen von Spiez aus gesteuert. Jetzt entspreche der Bahnhof nicht nur den Anforderungen des Behindertengleichstellungsgesetzes, sondern auch jenen der Reisenden an einen modernen Bahnhof, freute sich Pfister. Die Arbeiten sollen bis im Frühjahr 2018 mit dem Bau des neuen Lok-Unterstandes und den Fertigstellungen im Bereich der Gemeindestrassen abgeschlossen werden. Die umspurfähigen Personenwagen sollen voraussichtlich ab Ende 2019 zwischen Montreux und Interlaken Ost verkehren. «Dieser Bahnhof», schloss Martin Pfister, «soll allen dienen und Freude machen!»

Acht definierte Handlungsfelder
Für Hubert Klopfenstein, Projektleiter des Projektes Neue Regionalpolitik (NRP) «Zukunft Einstiegsportal Zweisimmen», steht fest, dass sich «Gemeinden aus ihrer Bahnhofsumgestaltung heraus entwickeln». Allerdings habe der Bahnhofplatz in Zweisimmen seine Identität noch nicht gefunden. Klopfenstein umriss kurz die Handlungsfelder, die sich aus Workshops mit 14 beteiligten Kooperationspartnern ergeben haben. Darunter waren Vertreter der öffentlichen Transportunternehmen, der Grundeigentümer, Bergbahnen sowie der Tourismus- und Gewerbevereine. Ebenso mitentscheidend seien Umfragen bei Bevölkerung und Zweitwohnungsbesitzern sowie Einzelgespräche mit Ideengeber/innen gewesen. Acht Handlungsfelder sollen nun detailliert weiterbearbeitet werden (siehe Kasten). Für Klopfenstein bietet der Umbau des Bahnhofes für den Standort Zweisimmen immense Chancen. Künftige Möglichkeiten, wie zum Beispiel in Zweisimmen wohnen und bequem mit der Bahn nach Bern zur Arbeit fahren, sollen das beschauliche Voralpendorf zu einer attraktiven Wohngegend für Familien machen. Natürlich gebe es noch einiges zu tun, bis es soweit sei, fügt er an und schloss mit den Worten: «Bei all den hier am Bahnhof investierten Millionen muss etwas Gutes entstehen. Das muss eine Chance sein. Wer hier abseits steht, verliert!»


ACHT HANDLUNGSFELDER

1. Auftritt Bahnhof, Neugestaltung Bahnhofplatz, Zugang Talstation Rinderberg
2. Attraktivierung ÖV-Angebot (BLS, MOB, Busverkehr Zweisimmen-Boltigen, Sparenmoos)
3. Neugestaltung Areal Bahnhof Ost (Parking, baurechtliche Sicherstellung)
4. Vermarktung der Umspuranlage «GoldenPass»
5. Inszenierung des Rinderbergs als Einstiegsportal in die Sommer- und Winter-Destination Gstaad
6. Arealentwicklung Tourismuszone Rawyl/Sternen
7. Stärkung des Potentials des Ortes als regionales Wohn-, Schul- und Arbeitszentrum
8. Entwicklung eines Konzepts zur Förderung von «Soft-Tourismus-Angeboten»


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