Das Aus nach knapp drei Jahren

  16.02.2018 Schönried, Gewerbe

Im Sommer 2015 verwirklichte Hans van den Elshout-Gyger seinen Traum vom eigenen Bierladen. Knapp drei Jahre später folgt nun die Ernüchterung: Aus wirtschaftlichen Gründen wird der gebürtige Holländer den Laden Ende März schliessen.

ANITA MOSER
Im Sommer 2015 haben Ursula und Hans van den Elshout-Gyger ihren Bierladen «Cheers» in Schönried eröffnet. Dass es nicht einfach werden würde, waren sie sich bewusst. «Es ist ein Wagnis, die Konkurrenz ist gross», sagten sie damals gegenüber dieser Zeitung. Mehr als zwei Jahre hatten sie damals einen Mieter oder Käufer für das neue Geschäftslokal im Erdgeschoss ihres neuen Wohn- und Geschäftshauses gesucht. Vergeblich. Und so wagten sie – fünf Jahre, nachdem sie ihr Lebensmittelgeschäft aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben mussten – erneut den Schritt in die Selbständigkeit. «Aus touristischer Sicht macht es keinen guten Eindruck, wenn Geschäftslokale leer stehen», erklärt van den Elshout einen seiner Beweggründe. «Und ich war mit meiner Salatsaucenproduktion anderswo eingemietet – das machte keinen Sinn.» Als Bierliebhaber hatte er schon immer von einem eigenen Bierladen geträumt. «Wir haben es aus Freude gemacht und dem Saanenland zuliebe», sagt er. «Aber es ist schwierig, über die Runden zu kommen.»

Fast keine Laufkundschaft
Mit dem Bierladen wollte das Ehepaar eine Zielkundschaft ansprechen. «In Schönried fehlt die Laufkundschaft», begründet Hans van den Elshout. Zu Beginn sei der Laden einigermassen gelaufen. «Es war etwas Neues, es ist ein schönes Mitbringsel, etwas, das man nicht abstauben muss …» Er habe gehofft, dass sich mehr Tagesgäste nach dem Skifahren in seinem Laden mit Spezialbier eindecken, gibt er zu. «Deshalb hatten wir bis 19 Uhr offen.» Doch die Tagesgäste seien weitgehend ausgeblieben und die Einheimischen seien schwer wegzubringen von ihrer gewohnten Biermarke. Zudem habe ein Grossverteiler sein Sortiment in den vergangenen Monaten massiv aufgestockt. «Das ist völlig legitim, damit muss man rechnen», betont van den Elshout. «Aber der Kuchen wird nicht grösser, alle sind am Kämpfen.» Mit daran schuld sei auch das veränderte Einkaufsverhalten von Touristen wie von Einheimischen. «Ein grosses Stück vom Kuchen geht an den Online-Handel», erklärt der Geschäftsmann. Als kleine Firma könne er da nicht mithalten. «Allein schon mit der Verpackung und dem Porto wären wir nie konkurrenzfähig.» Und nicht zu unterschätzen sei der Wegzug von jungen Leuten aus der Region. «Die jungen Leute fehlen in allen Bereichen – als Arbeitskräfte und als Kunden. Und junge Leute sind es gewohnt, online einzukaufen.»

Aus all diesen Gründen haben sich Ursula und Hans van den Elshout schweren Herzens entschlossen, den Laden auf Ende März zu schliessen. Sie hoffen, bald einen Mieter oder Käufer zu finden. «Leere Geschäftslokale sind keine gute Visitenkarte für ein Dorf und für den Tourismus», so van den Elshout.


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