Ein gelungenes Jubiläumsfestival

  06.02.2018 Interview, Schweiz, Pays-d'Enhaut

Viele kleine Ballone

Vom 27. Januar bis 4. Februar fand zum 40. Mal das internationale Ballonfestival in Château-d’Oex statt. Als Höhepunkt des Kindernachmittags liessen die Kinder Luftballone steigen.

Wegen den Windverhältnissen konnten am Mittwoch keine Heissluftballone starten. Stattdessen vergnügten sich die Kinder beim Basteln von eigenen Ballonen und konnten an einer Einführung in den orientalischen Tanz teilnehmen. Die enttäuschten Gesichter dauerten denn auch nicht lange an, denn zwischen Seifenblasen, Trampolinspringen und einer Halle voller Attraktionen blieb gar nicht so viel Zeit, der verpassten Heissluftballonfahrt nachzutrauern. Ausserdem konnten sie einiges über den Korb lernen, der Pilot und Passagiere eines Heissluftballons transportiert. Als Höhepunkt des Nachmittags durften die Kinder auf den Startplatz und nach einem Countdown gemeinsam Luftballone steigen lassen, die noch lange am Himmel zu sehen waren.

Kindernachmittag am Ballonfestival
Als Höhepunkt des Kindernachmittags liessen die Kinder Luftballone steigen. Sehen Sie dazu das Video.


BALLONPILOTIN LEA ZEBERLI IM INTERVIEW

Traumberuf Heissluftballonpilotin

Die Ostschweizerin Lea Zeberli war noch ein Kind, als sie die Faszination für Ballone packte. Die Berufspilotin erzählt im Interview von ihrem Arbeitsalltag.

MELANIE GERBER

Wie kommt man zum Beruf der Heissluftballonpilotin?
Das liegt bei uns in der Familie. Schon mein Vater hat sich für alles interessiert, was mit Luft zu tun hat. Wir haben Modellflugzeuge gebaut, sind mit den Velos den Heissluftballonen hinterhergefahren und haben geschaut, wie sie landen. Im Kindergarten hat mein Bruder verkündet, dass er Heisslufballonpilot werden möchte. Jetzt hat er eine eigene Ballonfirma und ich bin für ihn hier am Ballonfestival. Ich habe es selber zuerst auch als Hobby betrieben, war Arbeitsagogin und ging an den Wochenenden Ballon fahren. 2014 hatte ich die Gelegenheit, in einer Auszeit als Ballonpilotin nach Myanmar zu gehen. Danach war ich drei Jahre als Berufspilotin in Myanmar und Afrika unterwegs und jetzt bin ich bei einer Ballonfirma in der Schweiz tätig. Es ist wirklich ein aussergewöhnlicher Beruf, und damit mein Tagesgeld zu verdienen, ist sehr schön. Ich bin vollberuflich Heissluftballonpilotin, aber das ist sehr selten in der Schweiz.

Wie sieht der Tagesablauf als Berufspilotin aus?
Meistens machen wir Passagierfahrten, manchmal auch Werbefahrten. Es kommt aber sehr aufs Wetter an. Im Sommer, in der Hauptsaison, kann es sein, dass wir bei gutem Wetter morgens und abends unterwegs sind. Wegen der Thermik können wir im Sommer nur zu diesen Zeiten fahren, das heisst, wir gehen dazwischen schlafen. Jetzt im Winter können wir auch am späten Morgen und am Nachmittag Ballon fahren.

Wie ist es, als Frau in dem Beruf tätig zu sein?
Es gibt natürlich viel mehr Männer. Es kommt jetzt immer mehr, dass auch Frauen als Pilotin tätig sind. Aber gerade bei den Saisonstellen, die ich hatte, waren wir sehr wenige Frauen. In Myanmar zum Beispiel waren wir drei Frauen von insgesamt 45 Piloten. Am Anfang habe ich es ein bisschen gespürt. Ich war eine junge Pilotin, das Durchschnittsalter ist eher höher, daher musste ich mich schon etwas beweisen. Die Ballonwelt ist aber klein und man kennt sich, und nachdem ich gute Landungen hingelegt habe, ist auch das Vertrauen in mich gewachsen.

Welche Bedeutung hat Château-d’Oex für eine Berufspilotin?
Es ist eine Ehre, hier zu sein. Vor vier Jahren war ich bereits am Festival, als Copilotin in der Crew meines Bruders. Ich habe mich sehr gefreut, dieses Jahr wieder zu kommen, denn Châteaud’Oex hat weltweit einen Namen. Für mich bedeutet es aber auch, dass man Vertrauen in mich hat. Es ist nicht ohne, in den Alpen Ballon zu fahren und damit muss man Erfahrung haben. Ich bin bereits vorher in den Alpen gefahren und habe Alpenüberquerungen gemacht.

Gibt es Gefahren in Ihrem Beruf?
Auf jeden Fall. Gerade hier in den Alpen muss man auf die Starkstromleitungen aufpassen. Die Leitungen müssen in den Tälern verlaufen, im Flachland sind sie besser verteilt. Ausserdem kann in den Bergen der Wind über die Kuppen ziehen, dann gibt es sogenannte Luftrotoren. Das heisst, dass man nicht zu tief über die Kuppen fahren darf, dessen muss man sich bewusst sein. Und dann ist natürlich das Landen eine Herausforderung. Man kann nicht einfach überall landen, sonst muss man von einem Helikopter geholt werden. Also muss man Wind und Wetter studieren, andere Ballone beobachten und so den Ballon ins Tal steuern.

Wie geht es nach dem Ballonfestival weiter?
In der Firma, in der ich aktuell arbeite, haben wir auch Doublelayer-Ballone, das sind doppelschichtige Ballone, die weniger Gas benötigen und mit denen man viel länger in der Luft bleiben kann. Damit werde ich am Eco-Race in Barcelona teilnehmen. Das ist ein Rennen, das von Ultra Magic organisiert wird. Je nachdem wie die Wetterverhältnisse sind, kann es gut sein, dass wir sechs bis zehn Stunden in der Luft sein werden. Wenn ich mit Passagieren unterwegs bin, dann bin ich mit dem normalen, einschichtigen Ballon etwa zwei Stunden in der Luft.

Höhenangst ist also gar kein Thema für Sie?
Nein, für mich gar nicht. Mein Bruder aber, der ebenfalls Ballonpilot ist, kann kaum auf den Balkon stehen, so sehr hat er Höhenangst. Im Heissluftballon macht es ihm aber nichts aus. Auch für alle Passagiere, die eigentlich Angst hatten, war es letztendlich nie ein Problem. Sie erklären, dass das Gefühl anders ist, weil man überhaupt nicht mit der Erde verbunden ist. Der Ballon ist in der Luft sehr stabil. Er geht mit dem Wind und schaukelt nicht.

Was ist das Reizvollste am Ballonfahren?
Eine schwierige Frage … Ich mag die Abwechslung. Ich fahre gerne im Flachland, aber auch in den Alpen. In Afrika mache ich gerne Safari und in Myanmar mag ich das Mystische, wenn man über die Tempel fährt. Ich mache mir persönlich jede Ballonfahrt zum Wettkampf und zwar einfach, um mich selber im Training zu halten. Ich sehe beispielsweise eine Kirche und setze mir zum Ziel, den Ballon so zu steuern, dass ich über den Kirchenspitz fahren kann. Ein richtiger Wettkampf ist immer auch eine grosse Herausforderung, bei der man sehr viel lernen kann.


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