Für eine starke Volksschule Bern

  09.02.2018 Saanen, Bildung, Schule

Das Abstimmungskomitee der Initiative «Für demokratische Mitsprache – Lehrpläne vors Volk» lud am Mittwochabend zu einem Informationsanlass ins Landhaus Saanen ein.

BLANCA BURRI
Das Stimmvolk hat 2006 einer Harmonisierung des Schulwesens zugestimmt. «Es hat im Bereich des Schuleintrittsalters, der Schulpflicht, der Dauer sowie der Ziele der Bildungsstufen und von deren Übergängen sowie der Anerkennung von Abschlüssen einer Harmonisierung zugestimmt», sagte Michael Schilt, der im Rahmen des Informationsanlasses zu den rund 30 anwesenden Personen sprach. Man sei davon ausgegangen, dass HarmoS lediglich geringfügige kantonale Angleichungen vorsah. Statt die Lehrpläne der Kantone im Sinne einer Harmonisierung zusammenzufassen, sei dann von der Deutschschweizer Erziehungsdirektoren-Konferenz ein neuer Lehrplan mit neuen Inhalten, Lehrmitteln und einem neuen Lern- und Unterrichtsverständnis geschaffen worden. Das sei nicht richtig, weil es dafür keine demokratische Legitimation gegeben habe, führte er weiter aus.

Diese Änderung komme einer gesamtschweizerischen Schulreform gleich, welche weitreichende Konsequenzen habe. Die Reform und insbesondere der Lehrplan 21 überfordere vor allem schulisch schwächere Kinder, womit die Chancengerechtigkeit in der Volksschule gefährdet sei. Zudem verursache HarmoS jährlich wiederkehrende Kosten von 30 Mio. Franken. Michael Schilt forderte deswegen, dass das Schulwesen wieder in die kommunalen und kantonalen Hände falle, so wie es von der Bundesverfassung vorgesehen sei. Deswegen warb er für ein Ja für die Initiative «Für demokratische Mitsprache – Lehrpläne vors Volk».

Schützenhilfe
Michael Schilt, Architekt FH, Biobauer und Querdenker aus Langnau i. E., war vom Abstimmungskomitee eingeladen worden, in Saanen zu sprechen. Franziska Remund und Marlise Zürcher, beide vom Abstimmungskomitee, bestärkten die Worte des Referenten. Sie sagten, dass der Lehrplan 21 kompetenzorientiertes Lernen statt Wissensvermittlung vorsehe. Sie betonten, dass in vielen Ländern oder Bezirken, wo ähnliche Schulreformen vor Jahren durchgesetzt worden seien, diese wieder rückgängig gemacht worden seien, weil die Kinder damit überfordert gewesen seien. Baden-Württemberg habe zum Beispiel beschlossen, vom kompentenzorientierten Lehren und Lernen zurückzukrebsen, weil sie in der Bildungsrangliste weit zurückgefallen seien, sagte Franziska Remund.

Schützenhilfe bekam das Abstimmungskomitee von Nationalrat Erich von Siebenthal, der sich für die Annahme aussprach.

Geringfügige Änderungen
Anwesende Bürger waren beunruhigt, wie gelassen die Schulleiter und Lehrer mit dem Lehrplan 21 umgehen würden. Viele Lehrkräfte hätten auch nach der entsprechenden Weiterbildung das Gefühl, dass sich gar nicht viel ändere. Die Gegner des neuen Lehrplans aber sagten am Mittwochabend, dass die Kinder ihr Wissen ab Sommer 2018 selber erarbeiten müssten und dass viele Kinder damit überfordert seien. Einige Beispiele von konkreten Fällen, bei denen Ansätze vom Lehrplan 21 bereits umgesetzt worden waren, wurden erzählt und diskutiert. Eine Grossmutter sagte zum Beispiel, dass ihr Grosskind in Mathematik dauernd überfordert sei. Dies weil dem Kind niemand mehr die Theorie erkläre, der Lehrer mache es sich leicht und sage jeweils, es müsse halt selber überlegen und in den Büchern nachschauen.


«STARKE VOLKSSCHULE BERN»

Die Initiative «Für demokratische Mitsprache – Lehrpläne vors Volk» fordert eine Änderung des Volksschulgesetzes des Kantons Bern vom 19. März 1992. Im Initiativetext ist der neue Gesetzestext abgedruckt. Darin steht, dass der Grosse Rate sowie die Berner Bevölkerung über wichtige Fragen zur Aufgabe der Schule abstimmen sollen.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote