Renaud Capuçon: seine Geige und «sein» Festival

  02.02.2018 Kultur, Konzert, Musik

Renaud Capuçon ist der künstlerische Leiter der «Sommets Musicaux de Gstaad». Er hat auch dieses Jahr wieder ein wundervolles Programm zusammengestellt. Am Dienstagabend trat er selbst auf, mit einem tollen Sonatenprogramm, begleitet vom Pianisten Guillaume Bellom, einer ebenfalls leuchtenden Musiker-Persönlichkeit.

LOTTE BRENNER
Ihr Zusammenspiel war nuanciert präzis. Jeder der beiden spielte seinen Part jedoch als Kunstwerk in sich selbst. Ohne Weiteres konnten die Zuhörer auch mal nur der Violine oder nur dem Piano folgen. Zusammen schmolzen sie sich jedoch zu einem wunderbaren Ganzen. Die Sonate in cis-moll, op.30 Nr. 2 von Ludwig van Beethoven bietet dramaturgische Abwechslung, stürmisch, unruhig bis tröstlich, geheimnisvoll. So tritt beispielsweise die Geige aus wilden Läufen mit einer stillen Melodie hervor. Reizvoll ist das Scherzo, wo die Geige mit einer tänzelnden Leichtigkeit ihre Triolen herauskristalliert. Im Finale wird es dann dramatischer. Stürmisch, wild werden verschiedene Stimmungen nachempfunden.

Ebenso prägnant ist die Sonate op. 18 in Es-Dur von Richard Strauss mit den temperamentvollen Ecksätzen und dem reizvollen, ruhespendenden langsamen Satz, dem Andante, dazwischen. In beiden Werken liegt ein tolles Potenzial an Musikalität und Technik, die beide Musiker auf höchstem Niveau auskosteten. Es war einfach atemberaubend schön.

Zwischen den beiden Sonaten spielte Capuçon das Werk «Swimming is not swing» von Benjamin Attahir, dem «compositeur en résidence». Dieses wiederum verlangte dem begnadeten Geiger sehr viele technische Finessen ab, beispielsweise in einem Zwiegespräch zwischen der gestrichenen Melodie und der gezupften. Die Noten auf fünf Ständern verteilt, durchspielte Capuçon die ganze Reihe, interpretierte verschiedene Bilder, virtuos und verinnerlicht und liess die Komposition schliesslich sanft verklingen, bis sie endgültig verschwand.


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