Drei neue Verwaltungsrats-Mitglieder

  24.04.2018 Gstaad, Wirtschaft

Die Raiffeisenbank Obersimmental-Saanenland kann dank einem gesundem Wachstum im Kerngeschäft auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken. Die Generalversammlung hat drei neue Verwaltungsrats-Mitglieder gewählt. Aber auch die Turbulenzen um den ehemaligen CEO von Raiffeisen Schweiz kamen zur Sprache.

ANITA MOSER
«Gemeinsam unterwegs ist und bleibt unser Motto», betonte Andreas Grünig, Verwaltungsratspräsident der Raiffeisenbank Obersimmental-Saanenland, am vergangenen Freitagabend im Festivalzelt in Gstaad vor den 582 anwesenden Genossenschaftsmitgliedern.

Seit 200 Jahren
Vor 200 Jahren hat Friedrich Wilhelm Raiffeisen den Grundstein für die Genossenschaftsbank gelegt. Mit der Gründung von Darlehensvereinen verhalf der Pionier des Genossenschaftsgedankens der vorwiegend bäuerlichen Klientel in peripheren Regionen zu Geld und damit zu mehr Unabhängigkeit. «Hilfe zur Selbsthilfe ist der eigentliche Grundgedanke der Genossenschaftsbank», so Grünig. Durch den Zusammenschluss von vielen Genossenschaftsbanken stelle Raiffeisen mittlerweile eine starke Bankengruppe dar und – was auch ganz wichtig sei – «wir haben eine starke lokale Verankerung mit dem schweizweit dichtesten Geschäftsstellennetz.» Dachorganisation der 255 unabhängigen Raiffeisenbanken ist Raiffeisen Schweiz.

Von den Turbulenzen nicht betroffen
«Die Zusammenarbeit mit Raiffeisen Schweiz funktioniert im Wesentlichen gut, betonte Grünig. Schwierigkeiten gebe es mit der Erneuerung der Softeware. «Für die Kunden ändert sich einstweilen nichts. Wir warten mit der Umstellung, bis wir die Verfügbarkeit ohne Einschränkung garantieren können», versprach er. Auch die Turbulenzen um den früheren CEO Pierin Vincenz wurden angesprochen. «Wir distanzieren uns von jeglichen strafbaren Handlungen», betonte Grünig und erinnerte daran, dass – bis etwas bewiesen sei – die Unschuldsvermutung gelte. «Wir wollen aktiv mithelfen, das Steuer herumzureissen. Bei Raiffeisen Schweiz ist unserer Meinung nach eine Richtungskorrektur anzeigt.» Die Raiffeisenbank Obersimmental-Saanenland habe zusammen mit dem Berner Verband der Raiffeisenbanken Anträge an die ordentliche Delegiertenversammlung gestellt. Im Hinblick auf eine ausserordentliche Delegiertenversammlung von Raiffeisen Schweiz würden Anträge geprüft zu Lohn- und Entschädigungsplafonierungen sowie für einen direkteren Einbezug der Raiffeisengenossenschaftsbanken in den Wahlprozess von VR-Mitgliedern. Das Ziel sei klar: «Wir als Genossenschaftsbanken wollen bei Raiffeisen Schweiz mehr Einfluss. Auch verlangen wir eine angepasste Ausrichtung an unsere ursprünglichen Raiffeisenwerte», erklärte Grünig und betonte: «Unsere Genossenschaft und unser Kundengeschäft sind nicht direkt betroffen von den Wirbeln. Wir fordern von Raiffeisen Schweiz aber dezidiert, dass man sich wieder besinnt auf unsere Raiffeisenwerte.» Das sind: unternehmerisches Denken, Kompetenz, Kundennähe, Bescheidenheit – «die wir im Moment bei Raiffeisen Schweiz vermissen», so Grünig. «Weiter geht es um Fairness und letztendlich auch um unsere Glaubwürdigkeit. Wir sind gefordert, dass die Werte nicht Worthülsen sind.»

Wahlen und Ehrungen
Therese Kohli hat nach 9 Jahren im Verwaltungsrat demissioniert und Käthi Bühler nach 22 Jahren. Einstimmig wählte die Versammlung Silvio Maurer (Zweisimmen), Finanzverwalter in Zweisimmen, Lea Romang (Saanen), Anwältin und Notarin und Erich Rufener (St. Stephan), Geschäftsführer einer Schreinerei, in den Verwaltungsrat. An einen Verwaltungsrat stelle man hohe Anforderungen, erklärte Andreas Grünig vorgängig. «Wichtig ist, dass differenzierte Persönlichkeiten im Verwaltungsrat mitarbeiten. Weiter erwarten wir Unabhängigkeit – Unabhängigkeit im Denken, sich lösen von Altem und sich Neuem gegenüber nicht verschliessen.» Wichtig sei auch Offenheit, ein differenziertes Auseinandersetzen mit anderen Meinungen. «Und wir stehen auch für einen Frauen- und Männeranteil im Verwaltungsrat.» Ebenfalls ein Kriterium sei die teilregionale Vertretung, wenn auch nicht in erster Priorität.

Geehrt wurden Ruth Dänzer und Adrian Moser für 20 Dienstjahre, Esther Weiss für 10 und Luca Cairoli für 5 Dienstjahre.

«Gegen den Strom»
Die Raiffeisenbank Obersimmental-Saanenland führt in der ganzen Region sechs Standorte, wovon alle Gemeinden auch steuerlich profitieren. Der Verwaltungsrat habe sich viele Gedanken gemacht und Möglichkeiten für die Entwicklung in Zukunft gegeneinander abgewogen, informierte der VR-Präsident. In den kommenden Jahren sind zum Teil grössere Investitionen und Aufwertungen geplant. «Ziel in Zweisimmen ist es, am heutigen Standort eine auf zeitgemässe Bedürfnisse angepasste, moderne Bank zu bauen.» Auch der Standort Lenk soll aufgewertet werden. Die Raiffeisenbank kann den ehemaligen Standort der UBS übernehmen und wird, wenn alles nach Plan geht, im Winter den neuen Standort in Betrieb nehmen. Auch der Standort Gstaad soll dank neuen Cash-Automaten gestärkt werden. Keinen Handlungsbedarf gebe es zurzeit an den Standorten St. Stephan, Boltigen und Feutersoey. Jüngere Leute könnten einwenden, die Investitionen in die Standorte seien herausgeworfenes Geld, mit dem Smartphone liessen sich alle Geldgeschäfte erledigen. «Diese Überlegung haben wir uns auch gemacht», betonte Grünig. «Mit der Aufwertung der peripheren Standorte schwimmen wir verglichen mit den Mitbewerbern gegen den Strom.» Diese Strategie sei aber nicht in Stein gemeisselt. «Wir werden die Standorte regelmässig prüfen. Wir springen nicht auf jeden Trend auf. Aber wir kommen nicht darum herum, uns mit der fortschreitenden Digitalisierung auseinanderzusetzen und sie nutzbringend anzuwenden.»

Ein erfolgreiches Jahr
Auch Bankleiter Pierre-Yves Geiser schickte seiner Bilanz einige Gedanken zum Fall Vincenz voraus. Im Vordergrund stehe für ihn, dass man Klarheit habe, was passiert sei. Aber neben dem strafrechtlichen Aspekt gebe es auch eine moralische Sichtweise. «Nicht alles, was strafrechtlich nicht relevant ist, gehört ethisch zu unserer Bank», betonte Geiser dezidiert. «Wichtig ist immer auch, dass wir selbstkritisch sind, dass wir Vorbild sind und unsere eigenen Werte vertreten.»

2017 war für die Raiffeisenbank Obersimmental-Saanenland ein intensives, aber auch ein erfolgreiches Jahr. Die Bilanzsumme ist um 3,7 % gestiegen, bei den Kundeneinlagen (Spargeldern) verzeichnete die Bank ein Plus von 3,3 %. «Das ist ein Zeichen des Vertrauens», so Geiser. Die Ausleihungen (das Hypothekargeschäft) sind um 4,6 % gewachsen. «Es handelt sich um ein überdurchschnittliches Wachstum», betonte Geiser und versicherte, dass die Kredite dennoch strengen Bonitätsprüfung unterstellt seien. Der Jahresgewinn ist auch leicht gestiegen (Kennzahlen siehe Kasten).

Die Jahresrechnung wurde mit grossem Mehr bei einer Enthaltung genehmigt und der Verzinsung der Anteilscheine von 3 % ebenfalls mit grossem Mehr bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung zugestimmt. Einstimmig wurde dem Verwaltungsrat Décharge erteilt.

Gut ins neue Jahr gestartet
Die Raiffeisenbank Obersimmental-Saanenland sei gut ins neue Jahr gestartet, das erste Quartal zeige ein erfreuliches Bild, informierte Geiser. Und er orientierte, dass der gesamte Zahlungsverkehr schweizweit und bankenübergreifend im 2018 erneuert beziehungsweise harmonisiert wird. Die roten und orangen Einzahlungsscheine wird es voraussichtlich ab 2019 nicht mehr geben. Die neuen Rechnungen sind mit einem QR-Code versehen.

Im Anschluss an die Versammlung, die vom Kinderchörli Saanenland musikalisch umrahmt wurde, gab es ein feines Nachtessen aus der Küche von Frischtisch. www.raiffeisen.ch/obersimmental-saanenland


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