Droht ein grosses Hochwasser im Frühling?

  17.04.2018 Schweiz

Die grossen Schneemengen in den Bergen lassen mancherorts Erinnerungen an den schneereichen Winter 1998/99 aufkommen: Folgen nun wie damals grosse Überschwemmungen im Frühling? Die Frage könne heute noch nicht beantwortet werden, da dies vor allem von der weiteren Wetterentwicklung abhänge, schreibt das Bundesamt für Umwelt. Fest stehe aber, dass zurzeit in den Bergen vielerorts weniger Schnee liege als Anfang April 1999.

Im Januar 2018 ist in den Alpen verbreitet sehr viel Schnee gefallen. Es herrschte zeitweise sehr grosse Lawinengefahr, die mancherorts Erinnerungen an den Winter 1998/99 und die Hochwasser im Frühling aufkommen liess. «Tatsächlich kommen die Schneehöhen in einigen Regionen an die Werte von 1999 heran. Insbesondere im Wallis liegt gegenwärtig immer noch sehr viel Schnee, in hohen Lagen teilweise über vier Meter und damit bis zu doppelt so viel wie im langjährigen Mittel», schreibt das BAFU in einer Medienmitteilung.

Einen Unterschied gebe es: «Während 1999 auch in tiefen Lagen viel Schnee lag, gibt es aktuell und je nach Region nur in Höhenlagen oberhalb von rund 1800 m ü.M. überdurchschnittlich viel Schnee.»

Geringerer Wassergehalt im Schnee als 1999
Für die Abschätzung einer allfälligen Hochwassergefahr durch Schneeschmelze sei jedoch weniger die Schneehöhe als vielmehr der Wassergehalt der Schneedecke massgebend. Insgesamt enthalte der Schnee in den Alpen weniger Wasser als im Jahr 1999.

Schneeschmelze alleine führt nicht zu Überschwemmungen
Ob es im Frühling oder Frühsommer zu einem grossen Hochwasser kommen könne, hänge von der Wetterentwicklung in den kommenden Wochen ab. «Wird der Frühling weiterhin warm und trocken, schmilzt der Schnee ab. Es kommt zwar zu einem erhöhten Wasserabfluss aus den Alpen, aber es droht kein Hochwasser», schreibt das BAFU

Für ein Frühlingshochwasser – wie dies im Frühling 1999 der Fall war – brauche es folgende Faktoren:
• Niederschläge oder beginnende Schneeschmelze im April, sodass in tiefer liegenden Regionen die Böden gesättigt und Flüsse und Seen gefüllt sind
• längere Wärmeperiode, starker Anstieg der Nullgradgrenze in den Bergen
• starke, lang anhaltende Niederschläge mit hoher Schneefallgrenze und somit Regen bis in hohe Lagen, der den Schnee schmelzen lässt
Anfang April 2018 herrschte in den Alpen noch tiefer Winter. Aufgrund der vergangenen warmen Frühlingstage beginnt sich die Schneedecke nun auch in höheren Lagen zu erwärmen, sodass der Schnee feucht wird und schmelzen kann.

Aktuelle Abflussvorhersagen und Lagebeurteilungen
Das BAFU beobachte die Situation zusammen mit dem WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF, MeteoSchweiz und den kantonalen
Fachstellen laufend und erstelle täglich Abflussvorhersagen, die im Internet veröffentlicht werden. Zweimal pro Woche publiziere das BAFU ein hydrologisches Bulletin, in dem die aktuelle Lage beschrieben werde, gegebenenfalls auch mit einer Einschätzung der Schneesituation. «Im Vergleich zu 1999 herrschen mit den neuen Instrumenten und Grundlagedaten sowie der verstärkten Zusammenarbeit der Fachstellen des Bundes heute bessere Voraussetzungen für die Beurteilung der aktuellen Situation und die Information und nötigenfalls Warnung der Bevölkerung», schreibt das BAFU.

PD/ANITA MOSER
www.bafu.admin.ch


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