Das Ende einer 42-jährigen Tradition

  10.05.2018 Sport, Saanen

Am letzten Samstag hätte die 43. Austragung des Nationalen Automobilslaloms auf dem Flugplatz Saanen stattfinden sollen. Im Dezember 2017 hat sich der Veranstalter, der ACS (Automobil Club der Schweiz) Sektion Bern, aus verschiedenen Gründen dagegen entschieden. Bis auf Weiteres wird das traditionsreiche Slalomrennen in Saanen nicht mehr durchgeführt werden.

ÇETIN KÖKSAL
Eine Absage erfuhr auch der erste Automobilslalom in Saanen vom 24. April 1976. In der Nacht auf den Renntag schneite es so stark, dass das Rennen auf den 28. August jenes Jahres verschoben werden musste. Bis 2017 organisierte die ACS-Sektion Bern dann jedes Jahr ein Rennen auf dem Flugplatz Saanen. Gefahren wurde anfänglich im Rahmen der Schweizer Automobil-Meisterschaft, später zählte das Rennen zum Slalom-Cup und seit deren Gründung zur Schweizer Slalom-Meisterschaft. Fredy Amweg gewann das erste Rennen am 28. August 1976 auf seinem Amweg-BMW F2 und anschliessend bis 1989 noch fünf weitere Saanen-Slaloms. Kein anderer Rennfahrer hat dies in Saanen je geschafft. Tagessieger des voraussichtlich letzten Rennens Anfang Mai 2017 war der Berner Marcel Maurer auf einem Formel Renault Midland.

Gründe für Absage
Unbestritten scheint die Tatsache, dass der Rollweg, wo die Slalomrennen jeweils durchgeführt wurden, nicht mehr den Anforderungen solcher Anlässe entspricht. Für die einen war die unebene, wellige «Rüttelpiste» eine sportliche Herausforderung, für die anderen ein Grund, dem Saanen-Slalom fernzubleiben. Besuchen zu wenig Teilnehmer den Anlass, kann dieser nicht mehr kostendeckend durchgeführt werden. Zudem werden auch im Motorsport die Sicherheitsregeln immer strenger und anscheinend drohte eine Aberkennung des Rennens durch die nationale Sportbehörde. Damit hier keine Missverständnisse aufkommen sei ganz klar erwähnt, dass es nur um den vom Flugbetrieb praktisch nicht mehr benutzten Rollweg geht. Die Flugpiste ist selbstverständlich in einem einwandfreien Zustand.

Nun wäre die Gstaad Airport AG durchaus zu vernünftigen Investitionen in die Rollpiste bereit gewesen. Wegen der neuen Grundwasserfassung auf dem Gelände des Flugplatzes wäre aber der gewohnte Slalomkurs aus gewässerschutzrechtlichen Gründen nicht mehr möglich gewesen. Bewilligt worden wäre höchstens eine verkürzte Streckenlänge und eine solche wiederum ist inakzeptabel für den ACS, da sie von den offiziellen Wertungen nicht anerkannt würde. Eine vertrackte Situation …

Ausblick
Thomas Nyffenegger, Geschäftsführer der ACS Sektion Bern, bekräftigte, dass er sich sehr gut vorstellen könnte, andere ACS-Events auf dem Flugplatz Saanen durchzuführen. Warum nicht in Zusammenarbeit mit Gstaad Saanenland Tourismus?

Walter Egger, Verwaltungsratspräsident der Gstaad Airport AG, bedauert den Wegfall dieses legendären Anlasses sehr, zumal eine vernünftige, nicht aviatische Nutzung des Flugplatzgeländes eine Selbstverständlichkeit ist. Die während des ganzen Jahres durchgeführten Anlässe (Winterfahrtraining, Poloturnier usw.) sprechen da für sich. Seriöse Anfragen seien immer willkommen und würden auf jeden Fall mit der nötigen Sorgfalt in Zusammenarbeit mit den Gemeindebehörden Saanen geprüft. Wir bleiben gespannt auf all das Neue, das da noch kommen mag, denn mit dem schmerzenden Ende einer alten Tradition ist oftmals der Beginn einer neuen, hoffnungsvollen verknüpft.


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