Der Konzertsaal La Grange, der so oft mit Les Arts Gstaad verglichen wird

  18.05.2018 Gstaad, Kultur

Der Konzertsaal La Grange in Evian wird oft als Vergleichsobjekt für Les Arts Gstaad hinzugezogen. Es ist Zeit, den Konzertsaal aus Holz einmal vorzustellen.

BLANCA BURRI
Der Name «La Grange» sagt es schon: Der Konzertsaal in Evian am Genfersee gleicht einer Scheune. Er ist fast ausschliesslich aus Holz gebaut – aus Zedern und Kiefern, um genau zu sein. Initiiert haben den Bau der Unternehmer Antoine Riboud und der Weltklasse-Cellist Mstislaw Rostropovitsch. Riboud war es auch, der den Grossteil des 10-Millionen-Projekts bezahlt hat.

Das Gstaader Zelt hat inspiriert
Rostropovitsch war durch das Festival «Les Rencontres musicales» stark mit Evian verwurzelt. Er war vom Menuhinzelt in Gstaad inspiriert. So eines wolle er auch, habe er gesagt, als sein Freund und Förderer Riboud von einem neuen Konzertsaal für Evian gesprochen habe. Gleichzeitig habe man in Evian aber etwas bauen wollen, das in die Region passt, das sich gut einfügt. Und so entstand in Zusammenarbeit des Auftraggebers mit dem Architekten Patrick Bouchain und dem Konzertmeister die Idee eines Zeltes aus Holz, das mitten in den Wald gebaut werden sollte. Der Architekt liess nicht nur die Zeltmasse, sondern auch die Ästhetik einer Holzscheune in die Planung einfliessen. Mit seinen Holzlogen, den Lüstern, dem Holzwald hinter der Bühne und den Kirchenbänken wurde aus dem Konzertsaal ein einmaliges Objekt, das im Frühling 1993 eingeweiht und vor Kurzem renoviert wurde. Seither schwelgen die Zuhörer in Rezitals, Kammermusik, aber auch Orchesterproduktionen.

Akustik: wichtiger Punkt
Ein besonderes Augenmerk haben die Erbauer auf die Akustik gelegt, die auf dem Niveau von grossen Konzertsälen sein sollte. Wegen dem Mehrgiebeldach und den Holzelementen war es schwierig, für alle 1120 Besucher ein einzigartiges Hörerlebnis zu schaffen. Deswegen wurde der renommierte Akustiker Albert Yaying Xu an Bord geholt. Er setzte enorme Aluminiumelemente ein, die er an die Decke hängen liess und die den Klang gleichmässig und innert nützlicher Frist in den hintersten Teil des Konzertsaals transportieren. Der Aufwand lohnte sich, La Grange verfügt über eine einzigartige Akustik.

Noch immer ein Vorzeigegebäude
La Grange ist auch nach 25 Jahren noch topaktuell, denn es wurde wiederum investiert. Vor Kurzem wurde nicht nur die Heizung ersetzt, sondern auch der Bühnenboden. Die Renovation verlieh dem Konzertsaal neuen Schub. Die Programmierung unter dem Geiger Philippe Bernhard setzt auf vier Festivals pro Jahr, die alle vier Jahreszeiten beleben. Nicht nur Klassik auf höchsten Niveau, sondern auch jazzige Rhythmen hauchen der Scheune am Genfersee Leben ein – zwischen März und Juli gab es 36 Anlässe.

Vortrag an der EPFL Lausanne
Vor Kurzem fand an der Ecole polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) ein Podium über La Grange mit dem Titel «Für die Musik bauen – Musik, um zu bauen» statt. Patrick Bouchain und Albert Yaing Xu gaben den zahlreichen Interessierten einen eindrücklichen Einblick in die Entstehungsgeschichte, bei der sie massgeblich beteiligt waren. Zudem fand ein Austausch mit dem künstlerischen Leiter Philippe Bernhard satt. Musikalisch wurde das Gespräch, das im futuristischen Forum Rolex stattfand, vom Quattro Elmire begleitet.


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