RAV-Stützpunkt in Zweisimmen schliesst

  18.05.2018 Kanton, Zweisimmen

Das beco Berner Wirtschaft schliesst sechs RAV-Stützpunkte, darunter befindet sich auch Zweisimmen. Künftig müssen die Arbeitssuchenden für jedes Gespräch in ein RAV-Zentrum. Das nächste ist in Spiez.

BLANCA BURRI
Wer arbeitslos wird, muss für die Erstanmeldung in ein RAV-Zentrum. Das nächste vom Saanenland ist Spiez. Für weitere Beratungsgespräche konnten die Betroffenen bisher an bestimmten Tagen und auf Voranmeldung in den RAV-Stützpunkt Zweisimmen. Dieser wird, wie weitere fünf Stützpunkte im Kanton, im Herbst geschlossen. Marc Gilgen, beco Berner Wirtschaft, erklärt, dass diese Schliessung aus organisatorischen und finanziellen Gründen erfolgt. Das RAV rechnet ausgabenwirksam mit Einsparungen von 300 000 Franken. Mitarbeitende sollen aber keine entlassen werden, diese werden wie bisher im RAV-Zentrum tätig sein, hingegen werde der administrative Aufwand kleiner und die Reisezeit der Mitarbeitenden entfalle.

Höhere Reisekosten
In der Regel sind die Löhne auf dem Land tiefer als in der Stadt, was zu einer tieferen Arbeitslosenentschädigung führt. Trotzdem müssen die Arbeitslosen künftig einen längeren und somit auch teureren Weg in Kauf nehmen. Das bestätigt auch Marc Gilgen. Er betont aber, dass man solche Gespräche immer auch mit anderen Besorgungen in der Region kombinieren könne. Zudem werde im Einzelfall beurteilt, ob ein Gespräch statt einmal pro Monat auch alle zwei Monate stattfinden könne. In den Augen von Gilgen sei dieser Umstand in Anbetracht der heutigen Mobilität vertretbar. «Überhaupt haben die RAV-Zentren unter den Klienten eine grosse Akzeptanz», wie er sagt. Grund dafür sei auch, dass man heutzutage die Arbeitslosen nicht mehr verwalte, so wie vielleicht noch vor 20 Jahren, sondern mit ihnen die Laufbahn, ihre Zukunft gestalte.

Erster Schliessungsversuch vor zwei Jahren
Der erste Schliessungsversuch wurde schon vor zwei Jahren unternommen. Damals wehrte sich die Bergregion unter anderem wegen dem Input der Gemeinde Zweisimmen. «Damals wäre eine Schliessung verfrüht gewesen», räumt Marc Gilgen ein. Man habe den Trend, dass die Stützpunkte rückläufig benutzt wurden, dokumentieren wollen. Zudem habe das RAV neue Aufgaben zugeteilt bekommen, deren konkrete Auswirkungen nicht bekannt gewesen seien. Heute seien diese umgesetzt, was in eine höhere Dienstleistung in den RAV-Zentren resultiert habe. «Diese Dienstleistung können wir in den Stützpunkten nicht erbringen», bedauert er. Deshalb seien die Beratungsgespräche in der Peripherie auch nicht mehr in jedem Fall befriedigend gewesen.

Auch der Sicherheitsaspekt habe sich in den Stützpunkten als schwierig gestaltet. Demnach müssen immer zwei Personen am Beratungsgespräch teilnehmen. Dadurch habe der Empfang nicht abgedeckt werden können, was organisatorisch nicht immer einfach gewesen sei und manchmal zu unangenehmen Situationen geführt habe.

Keine Freude
Die Gemeinde Zweisimmen hat keine Freude, dass der Stützpunkt geschlossen wird. «Wir bedauern die Schliessung sehr», zeigt sich Ernst Hodel enttäuscht. Schliesslich habe man sich schon vor zwei Jahren gewehrt und eine vertiefte Studie verlangt, die man nie erhalten habe. Ob die Gemeinde zusammen mit der Bergregion gegen den Entscheid etwas unternehmen wird, ist noch offen. «Da das Thema intern noch nicht beraten wurde, können wir keine Stellungnahme abgeben», sagt der Geschäftsführer der Bergregion Andreas Grünig.

Dass das von beco Berner Wirtschaft vorgesehene Sparpotenzial ausgeschöpft wird, glaubt Ernst Hodel indes nicht. Die Kosten würden nur auf die Arbeitslosen, den Sozialdienst etc. umverteilt und somit sei die ganze Schliessung ein Nullsummenspiel.


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