Wo Klassik und Volkstum sich begegnen

  23.05.2018 Kultur

Béatrice Villiger und Tobias König, Gesang, haben sich mit dem Akkordeonisten Gyorgi Spasov zum Trio «Alp Opus» zusammengetan. Ihr grosses Repertoire reicht vom Jodel über Folk bis hin zur Oper. Ein ebenso witziges wie geistreiches Konzert, musikalisch auf sehr hohem Niveau, fand am Wochenende in der Kapelle Gstaad statt.

LOTTE BRENNER
Der sehr gut besuchte Anlass wurde von der «Alliance culturelle» unterstützt, die damit wieder einmal einen Meilenstein für das einheimische Schaffen setzt. Das Trio zeichnet sich nicht nur durch musikalische Qualitäten aus; es ist unvergleichbar eigenständig und unterhält das anspruchsvolle Publikum mit Charme, Wärme und zarter Ironie. Das Programm widmete sich vor allem dem Thema Liebe – mal schwelgend, mal bittersüss oder gar tragisch, mal witzig frech. Auch in der Musik wurde das Thema in verschiedensten Stilrichtungen ausgekostet.

Angefangen mit der spassigen Opernszene aus Mozarts «Zauberflöte», wo sich Papagena und Papageno begegnen und sich gegenseitig in der Ausmalung künftiger Kinderchen euphorisch übertreffen, wie abschliessend mit dem rassigen Trinkspruch aus der «Traviata» von Giuseppe Verdi zeigten Villiger und König ihr Können im klassischen Gesang. Es war ein echter Operngenuss – ausgedrückt mit den Worten im Zauberflötentext selbst: «Es ist das höchste der Gefühle …». Die «Femme fatale» in der Rolle von Bizets «Carmen» spielte und sang Béatrice Villiger wieder einmal ganz toll. Verführerisch und etwas verrucht. Und bei sämtlichen Arien begleitete Gyorgi Spasov auf dem Akkordeon orchesterhaft füllig.

Gekonnte Persiflage
Mozarts «Don Giovanni» auf Berndeutsch? Weshalb nicht? Wenn Don Giovanni die Zerlina auf sein Schloss lockt, «chumm doch …», so heissen die Zweifel der Dame in Villigers Übersetzung etwa so: «I möcht, i möcht nid – verarsche chan er mi ou …?» So urchig – es könnte von Mozart selbst sein. Seine Briefsprache war nicht feiner.

Noch ein Auszug aus einer Oper präsentierte der Akkordeonist Spasov solistisch, nämlich die berühmte Arie des Figaro aus der Oper «Der Barbier von Sevilla», die er in unglaublicher Virtuosität spielte und das Publikum zum Staunen brachte. Eine lustige Note setzte Tobias König mit dem Liedchen «Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist?» Und so unschuldig, wie er es vortrug, wirkte er auch glaubhaft.

Herzergreifende Volkslieder
Das Guggisbergerlied «Simelibärg» war einfach erschütternd traurig: Wie schön doch die Liebe schmerzt! Und «Luegit vo Bärge u Tal», weit und sonor getragen, oder das Jodellied «Bergbächli», alle die ergreifenden Chüjerund Naturgesänge – lupenrein, schlicht – sie gingen unter die Haut. König wendet dabei eine einzigartige Gesangstechnik an. Mit der Zunge erzeugt er im Gaumen und Kehlkopf mehrstimmige Pfeif- und Summtöne, die dem Naturjodel nahe kommen.

Nach einem Lied von Edith Piaf endete das Konzert mit einer Zugabe von «Le Vieux Chalet», in seiner letzten Strophe übermütig fröhlich, mit dem Tambourin perkussionistisch unterlegt, fast ein wenig jazzig.

www.alpopus.ch


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