«Land in Sicht?» oder «Das Boot ist voll»

  19.06.2018 Region

Letzten Samstag betrieben das claro-Weltladen-Team sowie die Regionalgruppe von Amnesty International Saanenland im Rahmen des nationalen Flüchtlingstags einen Verkaufsstand vor dem claro Weltladen Zweisimmen. Der Erlös aus dem Verkauf von hausgemachten Zopftauben erfolgte zu Gunsten der Flüchtlinge. Jeder Franken zählt, Spenden sind weiterhin willkommen. «Land in Sicht!»

Markus Imhoof, der berühmte Schweizer Filmemacher, schuf mit seinem preisgekrönten Film «Das Boot ist voll» im Jahr 1980 ein Meisterwerk der Filmgeschichte. Mit der Metapher «Das Boot ist voll» veranschaulichte Markus Imhoof die Flüchtlingspolitik der neutralen Schweiz während des Zweiten Weltkriegs.

Die Suche nach Glück
Sechs Jahre nach seinem grossen Kinoerfolg «More than Honey» hat sich der 76-jährige Filmemacher in seinem aktuellen Dokumentarfilm «Eldorado» auf die dokumentarische Erschliessung der Ursachen, Hintergründe und Wirkungen der aktuellen Flüchtlingskrise eingelassen. In einem Interview deutet der in Berlin lebende Filmemacher an, dass ihn das Thema «Flüchtlingspolitik» ein Leben lang begleitet hat. Markus Imhoof gibt zu bedenken, dass die Politikerinnen und Politiker mit dem Begriff «Flüchtlingskrise» ihrer Wählerschaft eine absolute Illusion suggerieren. Man deutet den Bürgerinnen und Bürgern damit an, dass man auf politischer Ebene alles im Griff hat und die Flüchtlingsströme in absehbarer Zeit versiegen werden.

Der Titel des Films «Eldorado» bezieht sich auf die Suche nach Glück. Was in einer ersten Filmszene aber goldig glänzt, ist kein Schatz. Es sind Isolationsdecken, unter die sich Flüchtlinge verkrochen haben. Diese Filmaufnahmen entstanden auf einer der letzten «Mare Nostrum»-Fahrten, die Operation wurde im Oktober 2014 eingestellt. Seit dem letzten Sommer fährt die Marine jetzt in die libyschen Gewässer. Aber die Flüchtlinge, die sie auffängt, werden zurück in die libyschen Gefängnisse geschickt, wo absolut gefährliche Zustände herrschen. Dort wird Sklavenund Menschenhandel betrieben, mitfinanziert von der EU und Italien. Markus Imhoof begleitet die Flüchtlinge auf ihrer Fahrt übers Mittelmeer. Angekommen in Italien zeugen eindrückliche Filmsequenzen davon, wie die Asylsuchenden von der italienischen Mafia zur Fronarbeit auf den Tomatenfeldern gezwungen werden. Bei den Zuschauern werden in diesen Szenen Assoziationen geweckt, die an die Sklavenhaltung auf amerikanischen Baumwollfeldern erinnern. Der Filmemacher Markus Imhoof hat unter enormen persönlichen Gefahren keinen Aufwand gescheut, mit der versteckten Mikrokamera schonungslos den Weg der Flüchtlinge bis in die Schweiz zu dokumentieren.

Bewaffnete Konflikte, schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen sowie politische Verfolgung führen dazu, dass heute rund 66 Millionen Menschen auf der Flucht sind. Dank den eindrücklichen Bildsequenzen, die im Film «Eldorado» den illegalen Weg der Vertriebenen über das Mittelmeer und Italien bis in die Schweiz dokumentieren, kann man als Zuschauer Anteil am Schicksal der Flüchtlinge nehmen. Die Schweiz blickt auf eine lange humanitäre Tradition zurück. Seit Jahrhunderten haben religiös und politisch Verfolgte in der Schweiz Schutz vor drohenden Gefahren gesucht. Die Schweiz engagiert sich mit verschiedenen Ansätzen für Flüchtlinge und Vertriebene. Ein Schwerpunkt des humanitären Engagements der Schweiz ist der Schutz und die Unterstützung der Betroffenen in ihren Herkunftsregionen. Die Schweiz beteiligt sich direkt mit viel Know-How und finanzieller Unterstützung an den Aktivitäten des UNHCR und an Projekten von zahlreichen anderen humanitären Organisationen. Um diesen umfassenden Support zu leisten, benötigen die Hilfsorganisationen finanzielle Mittel.

Das Boot Schweiz ist nicht voll! Für die Flüchtlinge bedeutet das nach einigen Wochen, ja Jahren der Unsicherheit und Unterdrückung: «Land in Sicht!»

CLARO-WELTLADEN-TEAM, ZWEISIMMEN
AI REGIONALGRUPPE SAANENLAND


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