Es war nur eine Übung

  12.06.2018 Saanen

Die Unfallstelle am vergangenen Donnerstag auf der Umfahrungs-strasse von Rougemont war zum Glück Gegenstand einer Notfallübung. Die Feuerwehr des Gstaad Airport führte diese Alarmübung unter Aufsicht des Bundesamtes für Zivilluftfahrt (BAZL) bereits zum vierten Mal durch.

JENNY STERCHI
Das Unfallszenario, das sich auf der Strasse bei Rougemont dem Beobachter bot, wirkte bedrohlich und durchaus realistisch. Der aufkommende, starke Regen hielt die eintreffenden Rettungskräfte nicht davon ab, genau wie im Ernstfall sofort mit der Bergung und Brandbekämpfung zu beginnen.

Sehr detaillierte Unfallsituation
Die Kameraden der Flugplatzfeuerwehr hatten die Unfallsituation detailgenau hergerichtet: Ein Kleinflugzeug war mit Motorenproblemen vom Flugplatz Saanen gestartet und konnte beim Versuch einer Notlandung auf der Umfahrungsstrasse von Rougemont die Kollision mit zwei Fahrzeugen nicht verhindern. Überreste des vermeintlich abgestürzten Flugzeugs lagen im näheren Umkreis verteilt. Die beiden stark beschädigten Fahrzeuge standen rauchend auf der Strasse. Ein Unfallopfer lag auf der Strasse, die übrigen am Unfall beteiligten Personen waren für den Aussenstehenden nicht zu sehen.

Um die Situation für die beteiligten Rettungskräfte so realistisch wie möglich zu gestalten, sorgte Beatrice Marti, Sekretärin der Feuerwehr des Gstaad Airport, mit Schminkutensilien und künstlichem Blut für übel aussehende Verletzungen bei den am Unfall beteiligten Personen. Ausgerüstet mit einer kleinen Pumpe simulierte einer der Figuranten vor Ort die Verletzung einer Hauptschlagader und forderte von den Rettungssanitätern souveränes Handeln. Selbst die Brandwunde eines Opfers wurde von einer verkohlten Hose begleitet.

Hand in Hand mit Château-d’Oex
Bei der Bergung und Rettung der verunfallten Personen wurden die fünf Kameraden, die für die Feuerwehr des Gstaad Airport im Einsatz standen, durch die Feuerwehr Château-d’Oex unterstützt. Die 27 Rettungskräfte aus Château-d’Oex und Rougemont waren für die Brandbekämpfung und Erstversorgung der Verletzten auf den Platz gekommen. Ausserdem beteiligten sich zwei komplette Ambulanzteams sowie sechs Polizeibeamte an dieser Alarmübung.

Mit Bravour bestanden
Die gesamte Übung wurde unter verschiedenen Aspekten von Experten beobachtet und anschliessend bewertet. Andreas Lochmeier, Kommandant der Flughafenfeuerwehr Zürich, wurde vom BAZL als Experte zur Bewertung des Rettungseinsatzes vor Ort aufgeboten. Er und Peter Tschümperlin, Projektleiter beim BAZL, waren sich einig, dass die Kameraden der Feuerwehren richtig und besonnen reagiert hätten. Martin Schild, Mitarbeiter am BAZL, kam bei seiner Beobachtung der Einsatzplanung und Krisenorganisation im Hintergrund zum gleichen Ergebnis. Der Einsatz sei sehr gut strukturiert worden und Informationen seien rasch und klar weitergeleitet worden.

Doktor Lukas Kappenberger, Professor am CHUV Lausanne, bewertete den Einsatz aus medizinischer Sicht. Aus seinem Bericht, der bereits vorliegt, geht hervor, dass er sowohl den Rettungssanitätern als auch den Feuerwehrleuten korrektes Handeln bescheinigt. «Das Übungsziel wurde aus medizinischer Sicht vollumfänglich erreicht», lässt er sich laut Bericht zitieren.

Alle vier Experten schätzten die gute Zusammenarbeit der verschiedenen Rettungsequipen als besonders positiv ein. Auch die Zweisprachigkeit habe zu keinerlei Kommunikationsproblemen geführt.

Alle drei Jahre
Von der erfolgreichen Durchführung dieser Übung hängt die Betriebserlaubnis des Gstaad Airport mit Starts und Landungen von Jets ab. Andernfalls wäre der Flugbetrieb nur für Kleinflugzeuge möglich. Alle drei Jahre müssen die zwölf Kameraden der Flugplatzfeuerwehr eine Übung unter der Aufsicht des BAZL absolvieren. Toni Marti, Kommandant der Feuerwehr des Gstaad Airport, hatte als Gesamtübungsleiter insgesamt 44 Leute im Einsatz. Er sei begeistert von der Zusammenarbeit der verschiedenen Rettungskräfte. «Es macht Freude zu sehen, wie die Männer im Einsatz miteinander arbeiten», sagte er im Anschluss an die Übung und fügte hinzu: «Und wenn man bedenkt, dass sie alle freiwillig und ohne Entschädigung auf dem Platz sind, haben sie sich diesen Erfolg mehr als verdient.»


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