Gsteiger Kinder treffen auf Franz Hohler

  12.06.2018 Kultur

Den Freitagmorgen verbrachte Franz Hohler im Schulhaus Gsteig, wo er mit Gedichten, Kurzgeschichten und seinem «Totenmügerli» die Kinder der ersten bis neunten Klasse in die Welt der Literatur einführte.

MELANIE GERBER
«Seid ihr mehr Fans von den Lebendigen oder den Toten?», fragte Franz Hohler die Schüler und Schülerinnen, die letzten Freitagmorgen in den Genuss kamen, den Schweizer Autor und Kabarettist persönlich kennenzulernen. Er las ihnen Geschichten über die Wetterlage im Berner Oberland vor, über die Kreide im Schulzimmer und über ein Fussballspiel, das 1:0 für die Toten endete. Ein Junge schlug auf seine Frage hin vor, dass man auch hätte Penalty schiessen können.

Nähe zum Publikum
Es ist genau diese Direktheit, die den Austausch zwischen dem Schriftsteller und den Kindern und Jugendlichen prägte. Franz Hohler kommentierte seine eigenen Texte, fragte bei seinem Publikum nach, liess die Schüler/innen seine Gedichte mit sinnvollen Reimen ergänzen und beantwortete sehr ausführlich die zahlreichen Fragen, die ihm von seinem jungen Publikum gestellt wurden. Ob er immer noch schreibe, wollte man wissen, und ob eher an einem Buch oder an mehreren gleichzeitig. Wie er angefangen habe zu schreiben und woher er seine Ideen nehme, ob er selber Bücher lese und wo er am liebsten schreibe – all das fragten ihn die Schüler/innen. Der Autor seinerseits fragte die Kinder und Jugendlichen nach ihren Muttersprachen und rezitierte spontan ein spanisches Gedicht für eine fremdsprachige Schülerin. Auch zu einer Aufführung des «Totenmügerli» liess er sich überreden, was sogleich die nächste Frage aufwarf: «Wie lernen Sie Texte auswendig?»

Anekdoten aus dem Leben eines Schriftstellers
Die Sprachvielfalt des Autors zeigte sich auch in seinen Gedichten: Da tummelten sich französische Flüche und Wortspiele und den Sommer verbrachte man auf Englisch. «What are your hobbies?», las Franz Hohler von der Wand des Schulzimmers und antwortete: «My hobbies are visiting schools in Gsteig and playing the cello.»

Aus seiner schriftstellerischen Arbeit gab er einige Anekdoten preis. So habe er beispielsweise den kurzen Text über die Hunde und deren Halter, die sich gegenseitig verspeisten, für ein Lehrmittel geschrieben. Gefragt wurde er nach einfachen Text im Präsens. Schmunzelnd fügte der Autor hinzu, dass der Text letztlich nicht gedruckt wurde. Er sei wohl doch etwas zu brutal gewesen. «Oder wie ist es euch dabei gegangen?», fragte der Autor bei seinem Publikum nach.

Ebenfalls für einen Lehrgang, diesmal im schwedischen Rundfunk, habe er eine Fabel verfasst, in denen nur Worte aus der vorgegebenen Liste des ersten Lehrgangs vorkamen. Und gerade mit dieser Erklärung schien es noch unglaublicher, dass es in der Geschichte darum ging, wie ein Verkäufer einem Elch eine Gasmaske andrehen konnte.

Franz Hohler wusste sein junges Publikum nebst seinen Texten mit seiner starken Bühnenpräsenz und seinem Humor zu packen.


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