Schritt für Schritt in die Digitalisierung

  01.06.2018 Saanen, Gesellschaft, Bildung

Beim Kurs «Computeria» lernen Senioren alles über digitale Geräte. Mentoren betreuen sie im besten Fall eins zu eins. So können sie in entspannter Atmosphäre lernen und üben.

BLANCA BURRI
Die Spaghetteria kennt man schon länger, ein Ort, wo Spaghetti und Pasta in allen Variationen heiss serviert werden. In der «Computeria» geht es ein bisschen weniger heiss zu und her, vielmehr konzentriert, ruhig und womöglich entspannt.

Probleme lösen
Die «Computeria» ist ein Angebot von Pro Senectute, bei dem Mentoren pensionierten Menschen helfen, ihre digitalen Geräte und die dazugehörigen Programme, Apps und vieles mehr in Griff zu bekommen. So erstaunt es nicht, dass in einem Saal des Maison Claudine Pereira in Saanen am vergangenen Montagnachmittag leises Gemurmel zu hören war. Drei Zweierteams sassen hinter drei Laptops, daneben lagen Smartphones und I-Pads, ganz als ob es sich um eine wichtige Konferenz handelte. «Wo ist jetzt meine Sendung, die ich den Favoriten hinzufügen möchte?», fragte die Teilnehmerin Christian Schwarz. «Wie kann ich dieses Bild im Word einfügen?», lautete die Frage an Urs Bach, und Christian Lanz erklärte, wie das mit der Ordnerstruktur funktioniert. Drei ganz unterschiedliche Fragen im selben Kurs.

So ist die «Computeria» aufgebaut. Es geht nämlich nicht darum, ein vorgegebenes Thema zu behandeln, sondern dass die Kursbesucher ihre individuellen Themen und somit auch ihre Geräte mitbringen, um dafür und darauf Lösungen zu suchen.

Jeder lernt, auch die Mentoren
Bei der Anmeldung geben die Kursteilnehmer den individuellen Schwerpunkt an, den sie anschauen möchten. «Ich bereite mich jeweils zu Hause schon auf die Themen vor, weil diese sehr spezifisch sind», sagt Christian Lanz. Trotzdem ist es für die Mentoren eine grosse Herausforderung, die geeignete Lösung zu finden. «Es gibt so viele verschiedene Geräte und Gerätetypen, jedes hat seine Eigenheiten und deshalb muss man zwischendurch auch etwas suchen», sagt er. Dabei strahlen die Mentoren eine enorme Ruhe und Selbstsicherheit aus. Auch bei den kniffligsten Fragen bleiben sie konzentriert. Sie nehmen sich die nötige Zeit, um die optimale Lösung für die Hilfesuchenden zu finden. Dann erklären sie sie, ihre «Studenten» machen es gleich selbst und wiederholen den Vorgang, bis er sitzt.

Zufriedene Teilnehmer
«Ich möchte ins Ausland und von dort Bilder nach Hause senden, ohne dass mich die Übertragung etwas kostet», beschreibt eine Kursteilnehmerin ihr persönliches Tagesziel. Das hat sie schon nach einer halben Stunde erreicht. «Nun weiss ich, wie ich ins WLAN eines Hotspots oder eines Hotels komme.» Deshalb könne sie sich nun auf den zweiten Themenbereich, die Gestaltung von Worddokumenten mit Fotos konzentrieren und freut sich schon darauf, es zu Hause anzuwenden. Das ist auch wichtig, wie Urs Bach sagt: «Es ist wie bei allem Neuen, das man lernt, man muss es ständig anwenden, damit man es nicht mehr vergisst.»

Es gibt viele Teilnehmer, die immer wieder zur «Computeria» kommen, um sich stetig weiterzubilden. «Die ‹Computeria› ist für Leute ab 60 Jahren gedacht und kostet pro Nachmittag 30 Franken», erklärt Bach. Dieses Geld fliesse aber nicht in die Taschen der Mentoren, sondern werde für die Deckung von Unkosten verwendet. Urs Bach hat die «Computeria» im Saanenland vor rund fünf Jahren initiiert, als er ein gleiches Angebot in einem städtischen Umfeld gesehen hatte. «Es ist für mich eine grosse Freude, dass es auch im Simmental und Saanenland funktioniert», sagt er. Im Moment gibt es sieben Mentoren, welche sich in der Regel einmal pro Monat in Zweisimmen und Saanen für die «Computeria» zur Verfügung stellen. «Das Angebot wurde vor fünf Jahren zögerlich angenommen, heute ist es sehr beliebt», freut sich Bach und wendet sich wieder seiner «Studentin» zu, um gemeinsam noch mehr Tipps und Tricks anzuschauen.

Die nächste «Computeria» findet am 25. Juni in Zweisimmen statt. Anmeldungen erfolgen über Pro Senectute Berner Oberland, Tel. 033 226 70 70, E-Mail: [email protected]


ALTERSHEIME SIND BEREIT

Die Digitaliserung erreicht inzwischen auch die Altersheime, wenn Klienten ihre digitalen Geräte beim Heimeintritt mitbringen. Laut André Streit, Geschäftsführer Alterswohnen STS AG, sind die Altersheime im Saanenland für sie bereit. «Das Maison Claudine Pereira hat ein WLAN, das von den Bewohnern genutzt werden kann.» In Lauenen biete man individuelle Lösungen an. Schon heute gebe es ein paar Bewohner, die ein oder mehrere digitale Geräte besitzen und dieses Angebot nutzen.


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