Zwei grosse Ziele für die IG GoldenPass

  19.06.2018 Berner Oberland

INTERLAKEN Die 29. Generalversammlung der IG GoldenPass verkündete ein  – prognostiziertes – Minus für das vergangene Vereinsjahr und wählte Dr. Dres von Weissenfluh neu in den Vorstand. Noch hat der Verein zwei grosse Ziele: der GoldenPass Express und der Grimseltunnel.

KEREM S. MAURER
Rund 80 Stimmberechtigte und Gäste wohnten der 29. Generalversammlung der Interessengemeinschaft (IG) GoldenPass am letzten Freitag im Depot der Ballenbergbahn in Interlaken bei. Die statutarischen Geschäfte wurden allesamt einstimmig ohne Gegenmehr und Enthaltungen genehmigt. Brigitta Wyss, in der Geschäftsleitung der IG GoldenPass zuständig für die Finanzen, erläuterte die Jahresrechnung und erklärte den Verlust von 11 309.48 Franken. Einem Betriebsertrag von 7518.70 Franken stand ein Betriebsaufwand von 18 828.18 Franken gegenüber. Dieser aussergewöhnlich hohe Betriebsaufwand komme einerseits von einer neuen Homepage in der Höhe von rund 4000 Franken, die man realisiert habe und andererseits davon, dass man den Masterplan Zweisimmen mit einer Summe von 5000 Franken unterstützt habe. Auch die Mitgliederbeiträge fielen etwas tiefer aus, obschon man im vergangenen Jahr 25 neue Mitglieder dazu gewonnen hat. Doch deren Beiträge schlagen erst in der nächsten Jahresrechnung zu Buche. «Das Defizit haben wir vorausgesehen und es wurde entsprechend budgetiert», schloss Wyss ihre Ausführungen und sagte, für das kommende Jahr habe wieder «normal» budgetiert werden können. Die Mitgliederbeiträge wurden in ihrer jetzigen Höhe beibehalten. «Natürlich darf jeder, der will, auch mehr bezahlen», fügte IG Präsident Karl Vogler lachend hinzu. Die IG verkündete die Demission von zwei Vorstandsmitgliedern, namentlich Roland Künzler und Jürg Wittwer.

Umbauarbeiten in Zweisimmen fast abgeschlossen
Robertus Laan, Projelktleiter BLS/MOB, orientierte über den Stand des Projektes GoldenPass Express. Die Modernisierung am Bahnhof Zweisimmen sei beinahe abgeschlossen und das Fundament für die Umspuranlage erstellt worden. Die Vierschienengleise seien inklusive Weichen gebaut und eine Rampe produziert und vormontiert worden. Dann erläuterte Laan, wie die Umspurung ablaufen soll: Das umspurbare Drehgestell wird angehoben und mittels zwei Führungsschienen entweder auf Schmalspur zusammengedrückt oder eben auf Normalspur geweitet, und danach wieder auf die Schienen abgesenkt. Im Grunde keine Hexerei, aber eine grosse technische Herausforderung. In der Simulation klappe das alles wunderbar, doch erst die Versuche in der Praxis werden zeigen, wie gut diese Änderung der Spurweite funktioniere und ob das auch im Winter ohne Probleme vonstatten geht. «Das grösste Problem ist aber nicht der Schnee in Zweisimmen, den kann man wegräumen», sagte Laan, «sondern die Schneemassen, die sich während der Fahrt nach Zweisimmen unter dem Rollmaterial ansammeln.» Natürlich habe man an eine Beheizung der Drehgestelle gedacht, doch auch da müssten die Feldversuche zeigen, ob es klappe. Ab Mitte 2019 soll die Umspuranlage eingebaut und mit dem Prototyp des Drehgestells erste Tests gefahren werden. Daraufhin soll das Drehgestell in Serie gehen und das Rollmaterial konstruiert werden. Ende 2019 wird dann das Umspuren auf Herz und Nieren getestet, damit das Rollmaterial ab 2020 ausgeliefert und in demselben Jahr den Betrieb der umsteigefreien Reise von Montreux nach Interlaken aufgenommen werden kann. So der vereinfachte Zeitplan.

Und jetzt der Grimseltunnel
Dr. Dres von Weissenfluh ist im Saanenland kein unbeschriebenes Blatt. Er war von 1994 bis 1997 Tourismusdirektor von Gstaad Saanenland Tourismus. In den Vorstand der IG GoldenPass wurde er nicht zuletzt deshalb gewählt, weil er seit September 2015 als Sekretär im Verwaltungsrat der Grimselbahn AG sitzt und ausserdem Geschäftsführer des Grimseltunnel-Komitees ist. Damit bringt von Weissenfluh wichtiges Know-How mit für das zweite grosse Ziel der IG GoldenPass: Nämlich die Verbindung des Schmalspurnetzes der Zentralschweiz und des Berner Oberlandes mit jenem im Wallis und Graubünden mittels einer Dreitunnellösung durch die Grimsel. Nach seiner Wahl in den Vorstand der IG GoldenPass orientierte Dr. Dres von Weissenfluh über den Projektstand Grimseltunnel. Zur Linienführung sagte er, von Meiringen nach Innertkirchen könne die heutige Trasse der Meiringen–Innertkirchen Bahn (MIB) genutzt werden. Der Tunnel mit seiner Gesamtlänge von 21,72 Kilometern könne bautechnisch einfach in drei Tunnels realisiert werden: Innertkirchen–Guttannen, Guttannen– Handeck und Handeck–Oberwald. Gebaut würde ein einspuriger Schmalspurtunnel, dessen Steigung im Maximum etwas weniger als 6 % betrage, mit einem minimalen Ausbruchquerschnitt. Eine grosse Herausforderung mit diesem Tunnel besteht darin, dass durch den gleichen Tunnel ein Starkstromkabel der Netzgesellschaft Swissgrid geführt werden soll.

Für eine umsteigefreie Reise zwischen Montreux und Andermatt wäre zudem noch eine Umspuranlage, wie sie zurzeit in Zweisimmen realisiert wird, auch in Interlaken notwendig. Doch das ist Zukunftsmusik und würde gegebenenfalls erst in der Ausbauphase 2030–35 realisiert werden. Diese Projekte sind ehrgeizig und kostspielig, aber sie würden Bahngeschichte schreiben: Damit wäre das Schweizer Schmalspurnetz das längste Schmalspurnetz der Welt.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote