«Der persönliche Austausch ist mir wichtig»

  20.07.2018 Gstaad

30 Personen kümmern sich während der zwei Tennisturniere um den Transport der Sportler, ihrer Entourage und der Helfer. Christine Schopfer betreut die Crew seit über 20 Jahren.

BLANCA BURRI
Rund 3000 km weit fährt jeder Chauffeur im Durchschnitt während der zwei Tenniswochen im Juli. Die Fahrer holen die Spieler von den Flughäfen Genf, Bern, Zürich und Basel ab und bringen sie nach deren Ausscheiden oder nach Turnierende wieder dorthin zurück. Es hängt aber noch viel mehr an der Transportcrew. Alle Spieler, die Helfer und die Leute von der ATP brauchen Transfers vor Ort, sei das in die Arena, ins Hotel oder zu einem Ausflugsziel. «Natürlich möchten wir den Tennisspielern hier eine gute Zeit bieten, weshalb wir sie auch auf tourisitische Angebote aufmerksam machen und sie ab und zu auf den Col du Pillon oder zum Arnensee fahren», sagt Christine Schopfer. Das schätzten sie sehr. Vor allem Spieler, welche zum ersten Mal in Gstaad sind, seien über die Distanzen und das Angebot überrascht. «Bei anderen Tennisturnieren ist der Weg vom Flughafen zum Hotel sehr kurz, dafür der tägliche Anfahrtsweg zum Turnier lang.» Hier ist es umgekehrt, die Hotels befinden sich fast neben der Roy-Emerson-Arena, dafür ist die Fahrt vom Flughafen lang. «Weil sich das Turnier von vielen anderen unterscheidet, nehmen viele Athleten ihre Familien mit», weiss die Schönriederin.

Mit den Sportlern per du
«Der persönliche Austausch ist mir wichtig», sagt sie und erwähnt lustige Momente, die sie mit Spielern und ihrer Entourage erlebte. Zum Beispiel stieg sie für ein Bild auf einen Stuhl, damit sie gleich gross war wie der zwei Meter grosse Mann. Sie erinnert sich noch gut daran, wie Roger Federer als 14-Jähriger in Gstaad sein erstes ATP-Turnier spielte. Damals war sie noch Spielerbetreuerin und hatte so einen engen Kontakt zu ihm und seinen Eltern. Als er vor ein paar Jahren nach Gstaad zurückkam, holte sie ihn selbst vom Flughafen Saanen ab. Er erkannte sie sofort wieder, freute sich, sie zu sehen und schloss sie in die Arme. Sie ist sich bewusst, dass die Chauffeure den Spielern oftmals den ersten und letzten Eindruck vermitteln, den sie vom Turnier haben. Weil das Turnier vor ein paar Jahren einen neuen Organisator erhalten hat, ist sie eine der wenigen Personen, welche dem Turnier seit Jahrzehnten ein Gesicht geben. Ehemalige Spieler begleiten die heutigen Athleten als Coaches. «Sie reisen das ganze Jahr von Turnier zu Turnier und freuen sich sehr, wenn sie jemanden wiedersehen, der seit Jahren für das Turnier arbeitet. Das schafft Vertrauen und Herzlichkeit. Für sie bin ich das Turniermami.» Wegen dieser Herzlichkeit habe sie so grosse Freude an ihrer Arbeit.

Grosse Veränderungen
In den letzten fünf Jahren hat sich die Kommunikation zwischen Chauffeuren und Spielern aber verändert. Früher habe man während der Fahrt zusammen gesprochen, von der Gegend erzählt oder die Sehenswürdigkeiten gezeigt. Heutzutage seien die Spieler oftmals am Smartphone oder sie grenzten sich anderweitig ab. Sie seien nicht mehr gleich stark am Menschen und an der Gegend interessiert wie frühere Spieler.

Unfallfrei in die Zukunft
Eine Frage bleibt noch: Wer wird als Fahrer engagiert? Da es sich um nicht bezahlte Fahrten für einen Event handle, sei ein Taxiausweis nicht nötig. Trotzdem verfügen acht der 25 Fahrer über diesen. Durch die sozialen Medien sei es einfacher geworden, geeignete Personen zu rekrutieren, sagt Schopfer, die im Winter eine Schneebar betreibt. Sie werden mit einer Tagespauschale vergütet.

Glücklicherweise habe es in all den Jahren zwar immer wieder kleine Kratzer oder Dellen gegeben, aber nie einen richtigen Unfall. Christine Schopfer berührt ein Stück Holz und sagt: «Jetzt hoffen wir, dass es so weitergeht.»


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