«Der Schwarz Steff» ist getauft

  24.07.2018 Gsteig

Die Uraufführung von «Der Schwarz Steff» war für die Organisatoren wegen des Gewitters eine grosse Herausforderung, für das Publikum hingegen ein Genuss.

BLANCA BURRI
Das Theaterrestaurant war bis auf den letzten Platz gefüllt, als die ersten grossen Regentropfen vereinzelt vom Himmel fielen. Noch hofften alle, dass ihre Wetterapp recht behielt und sich das Gewitter erst nach 23 Uhr über der Almi entladen würde. Leider lag die Ankündigungen falsch. Genau zu Spielbeginn öffnete der Himmel seine Schleusen und die Freilichtauführung «Der Schwarz Steff» von Jürg Domke wurde im wahrsten Sinne des Wortes getauft. Die rund 300 Zuschauer störte das kaum. Sie sassen in wärmenden Decken eingehüllt auf der gedeckten Tribüne. Ganz gleichgültig war es ihnen aber nicht. Sie hatten Mitleid mit den Schauspielern, die schon nach wenigen Minuten durchnässt waren.

Nach dem ersten Aufzug zogen die Organisatoren die Notbremse und schalteten eine Pause ein. Geduldig blieben die Besucher auf den Plätzen sitzen, während sich draussen das Gewitter entlud. Die nassen Schauspieler suchten Schutz und wärmten sich bei der Bauheizung im angrenzenden Zelt auf. «Das gleiche Theater hatten wir bei unserer letzten Produktion vor vier Jahren», sagte die gutgelaunte Regisseurin Ruth Domke ins Mikrofon. Und Präsidentin Margrith Brand ergänzte: «Machen Sie sich keine Sorgen, das Zelt ist sicher und wir Schauspieler sind es gewohnt, bei Wind und Wetter draussen zu spielen.»

Ein Stück mit Schwung
Um 20.45 Uhr ging das Theater schliesslich richtig los. Steff Schwarz (Ruedi Hefti) machte überall seine Geschäfte, die Bauernfamilien arbeiteten hart und erzählten von ihren Freuden und Sorgen. An so manch einem Fest schenkte die Wirtin Greti Tüller (Christine Schwizgebel) Wein aus, während ihre Kinder spielten oder ihr zur Hand gingen. Ein Anlass veränderte alles: das Einschreiben der Söldner für den Dienst in Italien. Mit viel List und hinterhältigen Drohungen gelang es den Werbern, die jungen Männer des Dorfes zum dreijährigen Söldnerdienst zu überzeugen. Sie zogen los und hinterliessen ihre Familien, Höfe und Geschäfte ungeschützt. Ob ihre heiratswilligen Verlobten die drei Jahre Wartezeit durchhielten, und ob die kranke Schwester und die alte Mutter noch lebten, erfuhren sie erst wieder, als sie zurückkamen.

Emotionen wecken
Während des ersten Drittels des Stückes war das Publikum mucksmäuschenstill. Es befasste sich mit der Geschichte und mit den Charakteren, welche die Natürbühne belebten. Danach aber taute es auf, lachte, wenn das «Häxemädi» (Esther Bütschi) in ihrem auffällig roten Gewand ihre Kräuter verteilte oder ihre zungenbrecherischen Sprüchlein aufsagte. Manch einer griff verstohlen in die Augenwinkel, als die altersschwache Frieda Zwahlen (Margrith Brand) von ihren Leiden erlöst wurde. Aber alles sei hier nicht verraten, denn das Stück, das im Mittelalter spielt, hat noch viel mehr zu bieten.

Wasser und Technik gehen nicht zusammen
Die Regisseurin und die professionelle Bühnentechnik hatten alle Hände voll zu tun. Da auch nach dem ersten Gewitter der Regen anhielt, durchnässte er nicht nur die Schauspieler, sondern auch ihre Mikrofone, und da wundert es nicht, dass das eine oder andere kurzzeitig den Geist aufgab. Das verzieh das Publikum aber grosszügig, es hatte grossen Respekt davor, dass sich die Schauspieler vom widrigen Wetter nicht aus der Ruhe hatten bringen lassen. Sie belohnten die grosse und grossartige Produktion mit tosendem Applaus.


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