18 Prozent mehr Ersteintritte

  31.07.2018 Gstaad, Politik, Saanen

Die Bergbahnendestination Gstaad AG verzeichnete im vergangenen Geschäftsjahr 18 Prozent mehr Ersteintritte. Der Umsatz ist um drei Millionen Franken gestiegen, die EBITDA-Marge liegt bei 27 Prozent und ausgewiesen wird ein Jahresgewinn von 281 000 Franken. «Solche Zahlen sind nur möglich, weil wir unter anderem auch grosszügig von der öffentlichen Hand unterstützt werden», betont VR-Präsident Heinz Brand.

ANITA MOSER
Verwaltungsratspräsident Heinz Brand zieht zwar eine positive Bilanz, bleibt aber realistisch: «Wir sind bei Weitem noch nicht am Ziel.» Und das aus einem einfachen Grund: «Wir konnten zwar den Cashflow gegenüber dem Vorjahr um zwei Millionen Franken auf 7,2 Millionen Franken steigern, aber bei der EBITDA-Marge haben wir noch grossen Aufholbedarf.» Geschäftsführer Matthias In-Albon erklärt: «Gut funktionierende Bergbahnen erwirtschaften eine EBITDA-Marge zwischen 30 und 35 Prozent.» Gemäss Businessplan soll das EBITDA in den nächsten fünf Jahren kontinuierlich auf 35 Prozent steigen.

Negativspirale gestoppt
Die Negativspirale mit sinkenden Ersteintritten konnte im Geschäftsjahr 2017/18 mit einem Plus von 18 Prozent gestoppt werden. «Sind mehr Leute auf der Piste, profitiert auch die Gastronomie», so In-Albon. Der Verkehrsertrag inklusive Gastroertrag stieg um drei Millionen Franken. «Der Gewinn vor Abschreibungen und Zinsen ist überproportional gestiegen, sodass wir wiederum höhere Abschreibungen als betriebswirtschaftlich notwendig sind, vornehmen konnten.». Die Abschreibungen belaufen sich auf 6,8 Millionen Franken. «Alles, was wir in die Restaurants investiert haben, ist abgeschrieben, ebenfalls ein Grossteil der neuen Beschneiungsinfrastruktur sowie fast alle Bahnanlagen», erklärt In-Albon. «Wir wollen uns für die Zukunft rüsten und die Unternehmung möglichst schlank mit kleinem Anlagevermögen aufstellen.» Unter dem Strich resultiert ein symbolischer Jahresgewinn von 281 000 Franken, vor Jahresfrist waren es 100 000 Franken.

Top4-Skipass ein Erfolg
«Der massive Anstieg der Ersteintritte ist grösstenteils auf den Top4-Skipass zurückzuführen», betont Heinz Brand. «Wir haben auf das richtige Pferd gesetzt, es war eine Win-win-Situation für alle vier involvierten Regionen.» Es habe viele positive Rückmeldungen gegeben, viele hätten die Destination als Skiregion wieder, respektive neu entdeckt. Darunter etliche, die bisher keinen Bezug um Saanenland gehabt hätten. «Unsere Destination wurde in den letzten Jahren im Mittelland, in Basel oder Zürich immer weniger als Skidestination wahrgenommen», erklärt In-Albon.

Einen Umsatzrückgang registrierte die BDG aus dem Einzugsgebiet des Pays-d\\'Enhaut bis Bulle. «Dieser wurde aber durch den markanten Mehrumsatz durch den Top4-Skipass wieder wettgemacht.» Das Angebot wird weitergeführt, im kommenden Winter kann der Glacier 3000 zudem als Zusatzabo im Top4-Skipass integriert werden und es braucht kein separates Ticket mehr.

Während andere Destinationen auf alternative Preismodelle wie beispielsweise Frühbucherrabatte setzen, bleibt die BDG bei der eingeschlagenen Strategie. «Rabattierungen bringen auf Dauer keinen Erfolg», sind sich In-Albon und Brand einig und betonen: «Im Vorverkauf ist der Abonnements-Preis bereits ermässigt.» Der Top4-Skipass kostet im Vorverkauf für alle 666 Franken.

Neue Bahnen als Zugpferde
Zusätzlichen Schub erwarten die Verantwortlichen mit der neuen Saanerslochbahn, welche diesen Winter in Betrieb genommen wird. «Wir hoffen – auch dank dem Top4-Angebot – auf viele Interessierte», so In-Albon. Dasselbe gilt dann ein Jahr später für die Eggli-Gondelbahn. Derzeit läuft das Bewilligungsverfahren. Geht alles nach Plan, soll mit den Bauarbeiten im kommenden Frühling begonnen werden.

In die Beschneiung hat die BDG in den letzten zwei Jahren zehn Millionen Franken investiert. «Die nächsten zwei Jahre stehen keine neuen Anlagen an», sagt Matthias In-Albon und nennt als längerfristiges Ziel die Beschneiung Chaltenbrunnen–Parwengen inklusive der Vergrösserung des Hornbergsees. Die Mitwirkung läuft.

«70 Prozent der Pisten sind beschneit, das sind gute Voraussetzungen für einen erfolgreichen Winter. Und wenn es nicht in den beiden Sportferienwochen stürmt und regnet und das eine oder andere Wochenende noch besser ist als vergangenes Jahr, bin ich zuversichtlich.» Es gelte nun, auf dem eingeschlagenen Weg zu bleiben und Schritt für Schritt das Sanierungskonzept weiter umzusetzen, betonen Brand und In-Albon.

136 Vollzeitstellen
Die Personalkosten sind im vergangenen Jahr etwas gestiegen. Dies, weil gegenüber im Vorjahr die Bahnen früher geöffnet waren. Die BDG beschäftigt rund 330 Mitarbeitende, viele in Teilzeit- oder Saisonanstellung, insgesamt gerechnet sind es 136 Vollzeitstellen. Gegen 40 Stellen wurden in den vergangenen drei Jahren abgebaut.

Harmonisierung der Landeigentümerentschädigungen
Eine Altlast, die den Verwaltungsrat wohl noch Jahre beschäftigen wird, sind die Pistenentschädigungen für die Landeigentümer. In Verhandlung sei man mit 300 bis 400 Grundeigentümern, erklärt Heinz Brand. «Viele sind sehr zuvorkommend, bieten unkompliziert Hand oder man findet einen Weg auf Verhandlungsbasis.» Mit anderen gebe es unglaubliche Auseinandersetzungen – meistens wegen überrissenen finanziellen Forderungen.

Die Entschädigungen seien sehr ungleich verteilt, so Brand. «Die Grundeigentümer sollen entschädigt werden, aber die Gleichbehandlung aller muss das Ziel sein.» Die Verhandlungen werden von einer externen Projektgruppe geführt, «damit die Problematik objektiv aufgearbeitet werden kann».

Bei Bernern beliebt
Im vergangenen Winter hat die BDG eine Umfrage lanciert. «Wir wollten wissen, wer unsere Gäste sind und welches die Kriterien für die Wahl des Skigebietes und wie unsere Destination aufgrund dieser Kriterien abschneidet», erklärt In-Albon. «72 Prozent der befragten Skigäste waren Schweizer, davon kamen 63 Prozent aus dem Kanton Bern.» Der grösste Teil der Befragten war zwischen 20- und 50-jährig. «Am besten schliesst unser Angebot bei den Kriterien Naturerlebnis, Pistenqualität, Ruhe und Erholung ab.» Die Destination punkte auch mit «nicht übermässig frequentierten Pisten».

«Die meisten sind Genussfahrer, sie meiden die Massen und schätzen die breiten Pisten. Auch die neuen Pisten kommen bei den Schneesportlern gut an», betont In-Albon. Verbesserungspotenzial gibt es unter anderem bei den Kriterien Rent- und Servicebereich, Fun und Snowboard, Freundlichkeit, Preis/Leistung und Beförderungskomfort. Nicht so hoch gewichtet wurde das Kriterium Kinder- und Familienangebote auf dem Berg. «Wir werden die Umfrage nächsten Winter wiederholen, dann sieht das Ergebnis vielleicht anders aus», mutmasst der Geschäftsführer.

Nachhaltigkeit – ein wichtiges Thema
Das Betreiben von Bergbahnen und Beschneiungsanlagen verbraucht viele Ressourcen – Diesel, Wasser, Strom. Nachhaltigkeit sei dennoch ein zentrales Thema, so Matthias In-Albon. «Die BDG vermarktet Natur und Bergerlebnisse, eine intakte Umwelt ist daher unsere wichtigste Ressource», betont Matthias In-Albon. «Dort, wo es möglich ist, wollen wir unseren Beitrag leisten.» So würden beispielsweise die beiden neuen Stationen mit Solarzellen bestückt oder dank Umwelt- und Energiemanagement die direkt und indirekt verursachten CO2-Emissionen und der Bedarf an Rohstoffen (Wasser) verringert. Die BDG lege Wert darauf, die Wertschöpfung möglichst in der Region zu behalten. So seien 95 Prozent der Arbeiten an lokale Unternehmen vergeben worden und man kaufe, wo immer möglich regionale und nachhaltig produzierte Waren, respektive berücksichtige Lieferanten aus der Region.

Weniger Reklamationen, mehr positive Rückmeldungen
«Es gibt Reklamationen, aber es geht meist um Einzelfälle wie die Rückvergütung nach einem Unfall oder weil vergessen wurde, das Parkplatzticket zu hinterlegen», antwortet In-Albon auf eine entsprechende Frage. Die Reklamationen zur Parkplatzbewirtschaftung seien jedoch massiv zurückgegangen. Positive Rückmeldungen habe es zur Pistenqualität oder zu den Verbesserungen in den Restaurants gegeben. «Eine Frau schrieb uns, sie komme seit dreissig Jahren ins Saanenland zum Skifahren, aber so schöne Pisten habe sie noch nie angetroffen».

Kritikpunkte seien die veralteten Bahnanlagen, deren Fahrkomfort sowie der Tageskartenpreis für die alten «Tschäderibahnen». «Daran arbeiten wir», erinnert der Geschäftsführer. «Mit der neuen Saanerslochbahn sind wir nachher im Sektor Ost diesbezüglich recht gut aufgestellt. Horneggli und Hornberg werden ab 2022 ein Thema.» Die neue Eggligondelbahn soll im Winter 2019/20 in Betrieb gehen. «Und auch für die Sommer-Inszenierungen der einzelnen Berge sind wir im Bewilligungsverfahren», so In-Albon.

Gute Zusammenarbeit
Der Sommerbetrieb ist gut angelaufen – auch wegen des schönen Wetters. Und dank der Leistungsvereinbarung mit der Gemeinde konnten die Bahnen die Öffnungszeiten gegenüber dem Vorjahr wieder ausweiten. «Die Diskussionen und der Austausch zwischen der BDG, dem GST, Hotelierverein und Gewerbeverein im letzten Jahr haben Früchte getragen», sagt Heinz Brand und er lobt auch die Zusammenarbeit mit der Marketinggesellschaft. «Das Marketing in unserer Destination ist im Wandel, nicht nur durch die neue Struktur, sondern durch das zunehmend kooperative Verhalten der Leistungsträger und die Entwicklungen in der Branche.»

Die BDG ist auf Kurs. «Das ist nur möglich, weil wir von der öffentlichen Hand so grosszügig unterstützt werden», betont Heinz Brand. «Wir müssen nun den eingeschlagenen Weg unbeirrt und konsequent weitergehen und wenn notwendig auch unpopuläre Entscheidungen treffen.»

 


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