Beach-Trophäen für Norwegen und Kanada

  17.07.2018 Sport

Das Podium der Damen und Herren des Swatch Major Gstaad hatte in diesem Jahr neben bekannten Gesichtern auch einiges Neues zu bieten. Bei den Herren brachten die Sieger Mol/ Sørum aus Norwegen frischen Wind aufs Podium. Bei den Damen triumphierten die Kanadierinnen Pavan und Humana-Paredes. Und wieder war es ein sportlich erstklassiges Turnier, das viele Helfer und Zuschauer ins Saanenland zog. Die Bilanz sei laut Organisatoren einmal mehr positiv.

JENNY STERCHI
Die beiden jungen Norweger Anders Mol und Christian Sørum zogen mit ihrem Spitznamen «Wikinger» siegreich durch das Turnier. Als Gruppensieger kamen sie direkt in den Achtelfinal, wo sie in drei Sätzen gegen das legendäre brasilianische Duo Pedro Solberg und Bruno Schmidt bestehen konnten. Ihr Viertelfinalspiel dauerte nur gerade 33 Minuten, danach bezwangen sie die Belgier Koekelkoren/van Walle in zwei Sätzen und realisierten den Einzug in den Halbfinal. Nachdem sie sich dort am Samstagmorgen gegen die US-Amerikaner Gibb/Crabb durchgesetzt hatten, war der Weg frei, um im Final gegen die Spanier Herrera/Gavira zu kämpfen. In zwei klaren Sätzen machten der 21-jährige Mol und der 22-jährige Sørum ihren ersten Major-Titel perfekt. Sie sind die jüngsten Athleten, die jemals an einem Turnier der Beach Major Series gesiegt haben. «Von den Kuhglocken haben wir bereits gehört», bestätigen die beiden Norweger den legendären Ruf der Gstaad-typischen Trophäen. «Wir sind sehr stolz, dass wir nun auch eine solche gewonnen haben.»

Rolle des Beach-Publikums
Und auch das Publikum kam den beiden Skandinaviern zu Hilfe. Sie bejubelten bereits im Viertelfinal jeden norwegischen Punkt und applaudierten jeweils das Weiterkommen der «Wikinger». Nachdem die beiden letzten Schweizer Teams, Tanja Hüberli und Nina Betschart sowie Adrian Heidrich und Mirco Gerson, die es immerhin in den Achtelfinal geschafft hatten, am Freitag ausgeschieden waren, suchte sich das Schweizer Publikum jeweils neue Favoriten, die es lautstark unterstützte. Bemerkenswert dabei ist die Fairness, die einem nicht nur unter den Athleten, sondern auch auf den Zuschauerrängen begegnete. Auch der Punktgewinn des nicht favorisierten Teams wurde mit Applaus belohnt und lange, spektakuläre Ballwechsel zogen tosenden Jubel nach sich.

Die zweitplatzierten Spanier Adrian Gavira und Pablo Herrera, die in Gstaad ihr 100. Turnier zusammen spielten, sagten später im Interview, dass sie kein Mittel gegen den Block von Anders Mol haben finden können.

Die drittplatzierten Italiener Paolo Nicolai und Daniele Lupo genossen das tobende Publikum, besonders als Daniele Lupo mit einem Ballkind das Zuspiel übte, während die übrigen Akteure im Sand auf das Ergebnis des Videobeweises nach einem angeblichen Netzfehler warteten. Solche Interaktionen werden vom Gstaader Publikum jeweils gern honoriert.

Kanada endlich auf Rang 1
Die Unterstützung durch das Publikum war in der Endrunde der Damen ebenso gross, wenn auch am Finalsonntag – der Fussball-WM geschuldet – der eine oder andere Platz im Stadion leer blieb. Sarah Pavan und ihre Teamkollegin Melissa Humana-Paredes aus Kanada führen derzeit die Weltrangliste an und schafften es am Sonntag zum ersten Mal in den Final des Gstaader Turniers, nachdem sie im letzten Jahr bereits die Bronzemedaille errungen hatten. Sie konnten sich in drei Sätzen gegen die Titelverteidigerinnen Chantal Laboureur und Julia Sude durchsetzen. Die Vorjahressiegerinnen hatten im Halbfinalmatch, der mit einer Stunde und neun Minuten der längste des Turniers war, gegen das kanadische Team Bansley/Wilkerson gesiegt und somit ihre Chancen auf ein Double gewahrt. Doch der Block der 1,96 Meter grossen Sarah Pavan sowie viele bestens platzierte Bälle von Melissa Humana-Paredes machten sie zunichte. «Die Kuhglocke, die ich heute gewonnen habe, ist ein Geschenk an meinen Vater, er feiert heute seinen Geburtstag», erklärte die strahlende Humana-Paredes im Anschluss an die Siegerehrung.

Die Kanadierinnen Heather Bansley und Brandie Wilkerson, die übrigens in Lausanne zu Welt gekommen ist, sorgten im Spiel um Platz 3 mit ihrem Sieg über das brasilianische Team Agatha/ Duda dafür, dass Brasilien für einmal nicht auf dem Podest vertreten war.

Zufriedener Turnierdirektor
Turnierdirektor Ruedi Kunz war ebenso begeistert von den neuen, in Gstaad noch eher unbekannten Beachvolleyballern auf dem Podest. «Es ist gut für uns und für das Turnier, dass jetzt neue Athleten aufstreben und an die Spitze vorrücken», bemerkte er im Anschluss an die Siegerehrung. Sicher sei es immer wieder schön, auch bekannte Athletinnen und Athleten im Sand zu sehen. Eine Mischung Letzterer mit jungen, frischen Beachvolleyballern sei eine gute Voraussetzung, die Attraktivität des Gstaader Turniers sowohl für die Helfer als auch für die Zuschauer aufrecht zu erhalten. Der erste Rückblick auf die vergangene Woche stimme ihn zufrieden, so Kunz. «Es war ein spannendes und abwechslungsreiches Turnier ohne Zwischenfälle und Pannen. Wir hatten viele Zuschauer auf den Rängen, die ihrerseits für fantastische Stimmung sorgten.»

Die Interviews mit den Siegerteams im Sand waren noch im Gang, als im Village schon die ersten Umbauarbeiten begannen. «Am Sonntagabend begannen wir mit 200 unserer Helfer mit dem Umbau», war von Ruedi Kunz gestern zu erfahren. «Sogar Kinder von der Abfallequipe boten ihre Unterstützung an», so der begeisterte Turnierdirektor. Man liege sehr gut im Zeitplan und habe bereits einige Anlagen bereits am Montag an die Organisatoren des Tennisturniers übergeben können.

Spannende Aussichten
Für die Beachvolleyballer war es der ultimative Test für die Europameisterschaften nächste Woche in den Niederlanden. Während sie sich in den kommenden Wochen noch an vielen verschiedenen Turnieren messen werden, steht das Datum für das nächste Swatch Major Gstaad schon fest. Vom 9. bis 14. Juli 2019 wird sich die Weltelite des Beachvolleyball-Sports wieder im Saanenland einfinden und um die legendären Kuhglocken kämpfen. Es wird die 20. Ausgabe des Beachvolleyball-Turniers im Herzen von Gstaad sein.

Weitere Fotos unter https://tinyurl.com/y7l3hhg2

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Gelbe «Ürner Kurvä» am Beach

Die Stimmung während dem Viertelfinal der Damen war extrem gut und zwar weil der erste Satz zwischen den Deutschen und den Japanerinnen ausgeglichen war. Mitten drin schwenkten gelbgekleidete junge Leute die knallgelbe Urner Fahne und feuerten die Teams lautstark an. Schliesslich konnten die Deutschen den Satz mit ungewöhnlich hohen 28 zu 26 für sich entscheiden.

Seit zwölf Jahren sind die Urner inzwischen treue Beach-Gäste, so treu, dass die «Ürner Kurvä» schon mit dem Stadionaufbau beschriftet wird. Das verpflichtet aber auch. Die Innerschweizer erscheinen jeweils in gelben T-Shirts mit dem Auerochse-Aufdruck. Dass sie so stark mit dem Beach verbandelt sind, kommt nicht von ungefähr. «Ruedi 2», ein langjähriges Beach-OK-Mitglied, stammt von derselben Gegend und freute sich jeweils sehr über die treuen Besucher aus seiner Heimat. Zwar ist er nicht mehr im OK, doch die Tradition wird fortgesetzt. Die Urner übernachten jeweils im Camping Saanen und ein Besuch in der «Dubai-Kiste», wo eigentlich nur das OK zutritt hat, ist Ehrensache geworden. Wenn sie nicht in Gstaad sind, schlagen sie den Volleyball selber für den VBC Fortuna Bürglen auf.

BLANCA BURRI


Das Beach-Zügli gehört einfach dazu

Ueli Niederhauser und seine Frau Esther kommen mit ihrem Zügli seit 2007 jeweils für die Beachvolleyball-Woche nach Gstaad. Die Attraktion wird jeweils von der Saanen Bank gebucht und ermöglicht sowohl den Turnierbesuchern als auch Helfern und sogar Athleten, gratis und auf amüsante Weise vom Sportzentrum zum Beach Village zu gelangen. Niederhauser, der auch weit herum als «Gänse-Ueli» bekannt ist, beschäftigt sich während der übrigen 51 Wochen des Jahres mit der Aufzucht von Gänsen bei ihm daheim in Mittelhäusern. Das Zügli bringt er jeweils über Bulle nach Gstaad, als ganz normaler Verkehrsteilnehmer. Betrieben wird die Lokomotive, die zwei Personenanhänger zieht, mit Diesel. Rund 25 Mal pro Turniertag fährt das Zügli die Strecke zwischen Sportzentrum, Beach Village und Kids Corner. Das heisst für Ueli, der als Lokiführer unterwegs ist, während der gesamten Turnierwoche 900 Mal zu kuppeln. Zwischen 40 und 50 Passagiere kann er pro Tour befördern. Auch Rollstühle und Kinderwagen werden von Ueli Niederhauser geladen. «Wenn Ueli mit dem Zügli in der Promenade unterwegs ist, dann ist Beach-Woche in Gstaad», so und so ähnlich klangen auch dieses Jahr die Kommentare der Passagiere.

JENNY STERCHI

 


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