Doppelte Freude für Matteo Berrettini

  31.07.2018 Gstaad, Sport

Matteo Berrettini siegt im Einzel und im Doppel Der junge Italiener Matteo Berrettini gewann am J. Safra Sarasin Swiss Open Gstaad sowohl die Einzelals auch die Doppelkonkurrenz. Die Bilanz der Turnierorganisatoren ist gut. Es gibt aber durchaus Verbesserungspotenzial.

JENNY STERCHI
Die Stars von morgen machten den Champions von heute auf dem Gstaader Tennisplatz das Leben schwer. Und es hatte einige Spitzenspieler im Hauptfeld, die auf der diesjährigen ATP-Tour bereits mit Turniererfolgen und Triumphen beeindruckt hatten. In Gstaad jedoch wurden sie von den Newcomern herausgefordert und schliesslich besiegt.

Sportlich spannend
In einem spannenden Final unterlag Routinier Roberto Bautista-Agut dem erst 22-jährigen Matteo Berrettini. Die Nervenstärke und das solide Spiel des Spaniers (ATP 17) trafen auf den Mut und die Präszision des jungen Italieniers (ATP 84). Während der erste Satz, der beinahe eine ganze Stunde dauerte, sehr knapp im Tiebreak entschieden wurde, ging es am Ende des zweiten Satzes plötzlich sehr schnell. Das Break zum 6:4 führte Berrettini, der vorher noch nie in einem ATP-Turnierfinal gestanden hatte, auch gleich zum Spiel-, Satz- und Matchgewinn.

Für Bautista-Agut war das Gstaader Turnier das Comeback nach einer Verletzungspause. Er spielte bereits zum vierten Mal im Saanenland und freute sich, trotz Finalniederlage einen guten Wiedereinstieg gefunden zu haben. Er hatte sich schon im Halbfinal mit dem aufstrebenden Serben Laslo Djere auseinandersetzen müssen, der ihn mit einem gewonnenen ersten Satz bereits unter Druck gesetzt hatte.

Ohne Satzverlust zum Sieg
Matteo Berrettini, der in den Runden zuvor topgesetzte Spieler wie Andrey Rublev und Feliciano Lopez aus dem Turnier befördert hatte, gab bis zu seinem Sieg keinen einzigen Satz in diesem Turnier ab. Zum Sieg im Einzel fügte er knapp rund zwei Stunden später noch den Triumph im Doppel hinzu. Mit seinem Partner Daniele Bracciali, der seit längerem keine Turniere gespielt hatte und dem die Nerven hier und da im Weg standen, besiegte er Denys Molchanov (UKR) und Igor Zelenay (SVK) in zwei Sätzen.

Ebenbürtige Begegnung auf heissem Sand
Bereits in den Viertelfinals am Freitag war deutlich geworden, dass sich die zukünftigen Profis auf einem Leistungsniveau befanden, auf dem sie den etablierten Spielern durchaus das Wasser reichen konnten. Und auch in den Halbfinalmatches hatte sich keiner der «Neuen» einschüchtern lassen.

Das stabile Wetter genossen sowohl Veranstalter als auch Spieler für einmal sehr. Einzig die Regenpause am Halbfinaltag der Herren verschob den Spielplan nach hinten. «Wir Einzelhändler sind im Gegensatz zu den Organisatoren gar nicht böse über Regenunterbrechungen», sagte Michel Brand als Gemeindevertreter an der Medienkonferenz und sorgte damit für Amüsement aller Beteiligten. «Dann kommen die Besucher auch ins Dorf und zu uns in die Geschäfte. Von daher war der verregnete Samstag ein Glücksfall für uns.»

Vielmehr schützten sich die Zuschauer während der letzten zwei Wochen mit Fächern und Hüten vor der Sonne. Wenn schon das Publikum beim Zusehen ins Schwitzen geriet, wie musste es erst den Spielern bei der Hitze gehen?

Bedeutung der Social Medias
In den vergangenen zwei Wochen verbrachten die Damen und Herren des Profitennis ihre Zeit in Gstaad nicht nur auf dem Tennisplatz. Organisiert und begleitet vom Turnierveranstalter, wurden sie unter anderem mit der Pferdekutsche chauffiert, gingen auf die Alp oder liessen sich auf dem Glacier 3000 von der Schönheit der Natur beeindrucken. Auf die Frage, ob den Athleten auch an anderen Turnierorten so viel geboten werde, sagte Nik Schwab, Presseverantwortlicher beider Tennisturniere: «Diese Aktionen ausserhalb des Tennissports gehören zur Marketingstrategie eines jeden Turniers. Aber vermutlich haben wir in Gstaad die spektakulärsten Beschäftigungen für die Sportler und entsprechend gross ist deren Interesse daran.»

Diese Aktivitäten ausserhalb des Sports und fern der TV-Kameras tragen die Bilder vom Saanenland auf anderen Kanälen in die Welt hinaus. So wurde die Meldung über Eugenie Bouchards Besuch in Gstaad in den Social Media millionenfach geteilt.

Transparenz in zukünftiger Turnierentwicklung
«Die Schatten unschöner Geschichten der Vergangenheit, die uns immer begleitet haben, verschwinden nun endgültig», formulierte Ruth Wipfli Steinegger, Verwaltungsratspräsidentin der Swiss Open Gstaad AG, ihr durchaus positives Fazit. Sie habe viele wohlwollende Rückmeldungen aus dem Publikum erhalten und man habe sich als etabliertes Turnier positionieren können. Die Besetzung im Hauptfeld sei vergleichbar gewesen mit anderen renommierten Turnieren dieser Kategorie.

Michel Brand bestätigte gegenüber den Journalisten den hohen Stellenwert des Tennisturniers für Einwohner und Gewerbetreibende der Region neben dem Beachvolleyballturnier. Sowohl Turnierdirektor Jeff Collet als auch Ruth Wipfli Steinegger betonten die gute Zusammenarbeit zwischen Veranstalter, Gemeinde und der Swiss Open Gstaad AG.

Der Vertrag mit dem Titelsponsor J. Safra Sarasin läuft mit diesem Turnier aus und die Verhandlungen zur Erneuerung sind für die kommenden Wochen geplant, sagte Collet.

Absichten hinter der Kombination beider Turniere
Die Zusammenlegung des Damen- und Herrenturniers war ein grosses Thema an der Pressekonferenz zum Ende des diesjährigen Herrenturniers.«Wir würden das Stadion verkleinern», erklärt Jeff Collet die mögliche Vorgehensweise. «Zum einen würden wir Platz gewinnen für einen oder zwei weitere Courts. Damit könnten wir die Reibungspunkte zwischen Damen und Herren verhindern, die von den männlichen Spielern an kombinierten Turnieren häufig befürchetet werden. Zum anderen würde die Atmosphäre im Zuschauerraum etwas angenehmer. Es würde sich schneller füllen und folglich wäre mehr Stimmung auf den Tribünen.» Nicht zuletzt könne man dem Zuschauer die Möglichkeit bieten, zwischen Herren- und Damentennis zu wechseln. Neben der Besetzung des Hauptfeldes sei auch ein «Swissness» -Effekt zu beobachten, den Wipfli Steinegger, die neben der Verwaltungsratspräsidentschaft auch die Interessen von Swiss Tennis an diesem Turnier vertritt, erklärte. Sobald Schweizer Spielerinnen und Spieler in Gstaad aufschlagen und im Turnier weit kommen, sei das Interesse der Zuschauer signifikant höher. Würden beide Turniere parallel stattfinden, wäre die Chance grösser, diesen Effekt bezüglich der Zuschauerzahlen nutzen zu können.

Unterstützung von fast allen Seiten
«Die WTA ist sehr flexibel bei der Gestaltung der Turniere und hilft den Organisatoren nach Kräften, die Damenturniere erfolgreich zu lancieren», beschrieb Jeff Collet gegenüber den Journalisten den Austausch mit den Tennisweltverbänden der Damen und Herren und die Unterstützung der WTA bei der Zusammenlegung beider Turniere in Gstaad. Sowohl Swiss Tennis als auch die Gemeinde Saanen stehe dieser geplanten Zusammenlegung sehr offen und positiv gegenüber.

«Wir sind immer noch kreativ», begegnete Wipfli Steinegger den kritischen Stimmen zur eventuellen Absage dieses Vorhabens. «Auch wenn es nicht klappen sollte mit der Zusammenlegung, bleiben wir daran, eine andere Lösung zu finden, um das Interesse an den Gstaader Tennisturnieren weiter zu steigern», zeigte sie sich kämpferisch.

Bis zu einer Entscheidung, die im Rahmen der US Open Anfang September zu erwarten sei, gehe man gegenwärtig davon aus, dass die Tennisdamen im nächsten Jahr vom13. bis 21. Juli, und die Herren die Woche darauf, also vom 20. bis 28. Juli 2019 in Gstaad spielen werden.

Weitere Fotos unter https://tinyurl.com/y89o47n8


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote