Filterkaffee mit Würfelzucker

  03.07.2018 Gstaad

50 Gäste waren am Sonntag der Einladung zum Stammtisch auf dem Kapälliplatz gefolgt, um ein Mittagsmenü wie vor 100 Jahren zu geniessen. Die Gstaader Restaurants Olden, Rialto und das Posthotel Rössli hatten ein Mittagessen zusammengestellt, das mit viel Liebe zum Detail für Gaumenfreuden, gemütliche Atmosphäre und einen gedanklichen Ausflug in die Vergangenheit sorgte.

JENNY STERCHI
Ein gemeinsames Projekt hatten die Betreiber der drei Gstaader Traditionsbetriebe Restaurant Olden, Rialto und Posthotel Rössli schon lange im Kopf. Kaum hatten sich Nadja Widmer, Ermes Elsener und Yvan Letzter zusammengesetzt, war die Idee vom Stammtisch 1918 geboren. Mit 50 Anmeldungen habe man die Hälfte der angestrebten Gästezahl erreicht. «Wir haben die Zahl der Gäste auf 100 begrenzt. Für den Anfang freuen wir uns über die 50, die den Weg zur ersten Ausgabe des Stammtisches gefunden haben», sind sich die drei Organisatoren einig. Für den Anfang bedeute in diesem Fall, man wolle diesen Anlass wiederholen.

Ein geselliger Sonntag
Während der Vorbereitung entwickelte sich daraus ein Projekt, das gleichermassen Einheimische und Gäste ansprechen sollte. Die Veranstalter verfolgten das Ziel, neben einem Mittagessen nach Rezepten von vor hundert Jahren und mit Zutaten aus der Region für einen geselligen Sonntagmittag zu sorgen. «Unser Wunsch ist es, dass die Leute am Stammtisch etwas Echtes und Gutes zu essen bekommen, sich Zeit für den Genuss nehmen und vor allem miteinander ‹brichte›, wie es damals sonntags der Fall war», brachte Yvan Letzter, Gastgeber im Restaurant Rialto, das Vorhaben der drei Organisatoren auf den Punkt.

Kurt Brand und Ueli Perreten umrahmten den Stammtisch mit Musik auf dem Akkordeon, der Bassgeige und sogar auf einer singenden Säge. Katharina von Siebenthal, Stammtischgast und erfolgreiche Jodlerin, gab spontan einige Gesangsstücke zum Besten. Ähnlich ging es sicher auch vor hundert Jahren zu. Gottfried von Siebenthal sorgte als leidenschaftlicher Historiker für Hintergrundinformationen darüber, wie es im Jahre 1918 in Gstaad zu- und herging.

Optimale Zusammenarbeit
Ermes Elsener, Direktor des Hotels Olden Gstaad, bekräftigte am Rande des Stammtisches die wunderbare Zusammenarbeit der Gstaader Restaurantbetriebe. «Wir arbeiten zusammen und helfen einander aus, um bei unseren Gästen für volle Zufriedenheit zu sorgen.» Sie stellten den Stammtisch gemeinsam mitten auf dem Kapälliplatz auf und jeder der drei Betriebe stellte Servicepersonal zur Verfügung. Auch die Küchencrew war eine Mischung aller drei Restaurantküchen. «Es sollte nichts Kompliziertes sein, sondern vielmehr sollten regionale Produkte zu einem ehrlichen, traditionellen Gericht verabeitet werden, das im besten Fall geschmackliche Erinnerungen hervorruft», sagte Nadja Widmer vom Posthotel Rössli, die gemeinsam mit ihrem Küchenchef, Werner von Allmen, alte Kochbücher gewälzt und traditionelle Rezepte herausgesucht hatte. «Werner von Allmen hat einen reichen Erfahrungsschatz und weiss, wie man mit Produkten des Saanenlandes köstliche Gerichte herstellen kann», erläuterte die Gastgeberin die sorgfältige Menüzusammenstellung.

Geräucherter Ziger
Für fragende Gesichter sorgte nicht nur bei den fremdsprachigen Gästen des Stammtisches die Speisekarte. Nicht jeder wusste mit «Nachet» als Vorspeise etwas anzufangen. «Das ist geräucherter Ziger, der sehr aufwendig nur während der Alpzeit produziert wird und ein sehr lokales Produkt», lieferte Küchenchef Werner von Allmen die Erklärung. Rindshaxe, Krautstiele und Saanensenf waren vielen Gästen hingegen geläufig und so klärten die Stammtischbesucher die Nichtwissenden auf und fanden so ins Gespräch. Das Gstaader Brunnenwasser war bei den hochsommerlichen Temperaturen sehr begehrt und sehr einfach zu beziehen.

Stilecht mit Papierfilter
Um die Gäste vollständig hundert Jahre zurückzuführen, wurde der Kaffee wie damals mittels Filteraufsatz und Filtertüten aus Papier aufgebrüht. Während die Serviererinnen sorgfältig das Wasser aufgossen, stellte Yvan Letzter die Frage, ob es damals schon Zucker in kleinen Tütchen gegeben habe. Natürlich nicht. Im Handumdrehen wurde Würfelzucker organisiert und ein detailgetreuer Kaffee zur Dessertvariation aus Kirschmarmelade mit Doppelrahm, Nidlechueche und gebrannter Crème gereicht.

Weitere Fotos unter https://tinyurl.com/y8cnvvy9

 


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