Kirchenführer ist im 21. Jahrhundert angelangt

  03.07.2018 Region

30 Kirchen in sechs Tälern, dazu Kirchen- und andere Geschichten. Der neue Kirchenführer für das Gebiet Niedersimmental, Diemtigtal, Obersimmental, Saanenland, Jauntal und Paysd’Enhaut ist fast erschienen. In gedruckter Form soll er im Juli erhältlich sein.

KEREM S. MAURER
Die Idee dazu hatte der pensionierte Pfarrer Klaus Völlmin, der schon vor zehn Jahren den Kirchenführer «Alte Kirchen im Simmental und Saanenland» verfasst hatte. Weil dieser heute vergriffen ist und die Inhalte dennoch weiterhin den Interessierten zugänglich gemacht werden sollen, entstand die Idee zu dieser neuen Broschüre. In Zusammenarbeit mit dem regionalen Heimatschutz, der schon die Prospekte über die Simmentaler und Obersimmentaler Hauswege herausgegeben hat, entstand ein «sogenanntes Zwillingsprojekt», wie sich Guntram Knauer, Präsident der Region Kandertal Simmental Saanen des Berner Heimatschutzes, an der Vernissage vom letzten Donnerstag im Zweisimmner Beinhaus ausdrückte. Ein Zwillingsprojekt deshalb, weil nicht nur eine Broschüre, die auf 76 Seiten 30 Kirchen beschreibt, sondern zusätzlich auch eine Webapplikation, kurz App, entstanden ist, die zusätzlich zu den Informationen der Broschüre den Interessierten auch die Glockenklänge hör- und erlebbar macht. Damit ist der Kirchenführer im 21. Jahrhundert angelangt. Erhältlich soll die Broschüre im Juli sein. «Fehlende Sponsoren-Angaben haben die Produktion leider etwas verzögert», erklärte Guntram Knauer, warum die Vernissage ohne die Broschüre stattfinden musste.

Der Klang des Mittelalters
In der Broschüre mit dem simplen Titel «Kirchen – Niedersimmental, Diemtigtal, Obersimmental, Saanenland, Jauntal, Pays-d’Enhaut», deren Titelbild die Monstranzsonne im Chor der Marienkirche von Zweisimmen ziert, werden nicht nur die Kirchen mit ihren Bauzeiten und Renovierungen mit Hinweisen auf die jeweiligen Architekten beschrieben, sondern auch die Heiligen, denen sie geweiht sind, mit ihren Legenden. Auch auf die Wandmalereien in den Kirchen richten die Verfasser ein besonderes Augenmerk. Wenn man weiss, was auf den Heiligenbildern abgebildet ist, bekommt man einen persönlicheren Bezug zum Bauwerk und schaut mit anderen Augen darauf. Spezielle Aufmerksamkeit schenken die Verfasser der Broschüre den Glocken in den Kirchen und erklären, wie sie gestimmt sind und aus welchem Jahr sie stammen. So wird zum Beispiel angegeben, dass die von aussen sichtbare Glocke der St.-Niklaus-Kapelle in Gstaad aus dem Jahr 1404 stammt und dass diese auf «Es» gestimmt ist. Zu den Glocken sagte Guntram Kauer, dass viele Gäste aus unseren Nachbarländern gerade an ihnen grosses Interesse zeigten. Dies komme daher, dass viele alte Glocken in den Wirren der beiden Weltkriege eingeschmolzen und zu Waffen umgegossen wurden. Bei uns, die wir davon weitestgehend verschont blieben, seien die Glocken aus dem Mittelalter noch erhalten. Und diese Klänge können ab sofort jederzeit durch die neue Webapplikation erlebbar werden. Mit der App kann sich jeder und jede via Smartphone und GPS-Daten zu den jeweiligen Kirchen lotsen und sich die entsprechenden Glockenklänge vor Ort vorspielen lassen. «Glockengeläute», so heisst es in der Broschüre, «sind gleichsam die Stimme eines Dorfes, eine unverwechselbare klangliche Kulisse, die fest mit ihrem Ort verbunden und teilweise seit Jahrhunderten unverändert blieben.»

Der Arbeitsgruppe sei Dank
Als Herausgeber wird neben dem Heimatschutz Region Thun Kandertal Simmental Saanen auch die Arbeitsgruppe «Hauswege» genannt. Mit dabei waren Hansueli Eggen, der leider zwischenzeitlich verstorben ist und dank dem auch die Kirchen des Jauntals in die Broschüre aufgenommen worden sind; Ruedi Erb, der viele Fotos für die Broschüre bereitstellte, sowie Klaus Klopfenstein. Für die Texte verantwortlich zeichnen Guntram Knauer, Ernst Roth und Klaus Völlmin. Sarah Gaffino hat die Broschüre, die auch in französischer Sprache erhältlich sein wird, übersetzt. Der Vernissage voraus ging ein vom pensionierten Pfarrer Klaus Völlmin geführter Besuch in der Marienkirche in Zweisimmen. Völlmin erklärte mit viel Empathie und Kompetenz die Wandmalereien und wies auf viele Besonderheiten in der Kirche hin. Die Teilnehmer erlebten hautnah, wie Völlmin sich mit grosser Begeisterung den Kirchen nähert und mit welcher Inbrunst er darüber berichtet. Das war eine Kirchenführung mit Hand und Fuss, Leib und Seele. Und genau diese Begeisterung spiegelt sich in der Broschüre wider, die Lust machen soll, sich auf eine Entdeckungsreise in die Kirchen unserer Region zu begeben.

www.kirchenwege.ch;App: mobile.kirchenwege. ch


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