«Machen wir uns auf den Weg»

  14.08.2018 Gstaad

Nach kurzer Vakanz hat die römisch-katholische Kirchgemeinde Gstaad wieder einen Seelsorger: Mit einem feierlichen Gottesdienst wurde Pfarrer Alexander Pasalidi am vergangenen Sonntag in seinem neuen Wirkungskreis herzlich willkommen geheissen.

ANITA MOSER
Die römisch-katholische Kirchgemeinde Gstaad ist international und so wurde auch der Einsetzungsgottesdienst für Pfarrer Alexander Pasalidi mehrsprachig geführt. «Führen Sie die Gemeinde in gegenseitiger Achtsamkeit und mit Behutsamkeit und stellen Sie sich dabei ganz in den Dienst der Gemeinde», sagte Kurt Schweiss, Leiter Pastoralraum Bern-Oberland, am vergangenen Sonntag im Rahmen des Gottesdienstes in der voll besetzten katholischen Kirche Gstaad. Pfarrer Alexander Pasalidi – er wirkte in dem von Kurt Schweiss gestalteten Gottesdienst mit – unterstützte diese Worte und verabschiedete die Gemeinde euphorisch mit: «Machen wir uns auf den Weg. Auf!»

Ein wahrer Freudentag!
Die Feier ging im Anschluss an den Gottesdienst im Festzelt mit einem gemeinsamen Mittagessen und mit Ansprachen weiter. Musikalisch untermalt wurde der Anlass vom Kinderchörli Saanenland. «Heute ist ein wahrer Freudentag», begrüsste Felix Neff, Präsident der römisch-katholischen Kirchgemeinde Gstaad, die Festgemeinde. Über das Antrittsgeschenk habe man sich natürlich Gedanken gemacht, so Neff. Es gebe zwei herausragende Exportartikel, für welche das Simmental und das Saanenland in der ganzen Welt bekannt seien: die Simmentaler Kuh und die Saanengeiss. Und tatsächlich wurde eine Saanenziege auf die Bühne geführt; Pfarrer Alexander Pasalidi schlug ungläubig blickend die Hände über dem Kopf zusammen. Felix Neff gab aber Entwarnung: «Die Zeiten haben sich geändert, unser Pfarrer ist nicht mehr Selbstversorger. Er hat auch keinen Stall und kein Land. Wir haben deshalb davon abgesehen, unserem neuen Pfarrer eine Saanengeiss oder gar eine Simmenaler Kuh zu schenken.» Die Saanenziege besitze aber Eigenschaften, welche durchaus auch auf das Amt des Pfarrers übertragen werden könnten. «Für die Arbeit in unserer Pfarrei wünschen wir Ihnen das ruhige, stoische Gemüt der Saanenziege», sagte Neff. Kontaktfreudig und neugierig sei das Tier ebenfalls. «Diese Kontaktfreudigkeit und Neugierde, dieses auf die Menschen Zugehen ist ein zentrales Element des Wirkens von Pfarrer Pasalidi», betonte Neff und überreichte ihm als Antrittsgeschenk je ein Buch über Saanen, Zweisimmen und Lenk sowie Gutscheine, damit er seinen weitläufigen Wirkungskreis «von oben» kennenlernen kann.

Gemeinderätin Claudia Gautschi hiess Pfarrer Pasalidi im Namen der Gemeinde Zweisimmen ebenfalls herzlich willkommen. Und die Grüsse und Glückwünsche des Synodalrates überbrachte Synodalrat Roland Steck aus Faulensee. Die Synode sei vergleichbar mit der Bundesversammlung, der Synodalrat mit dem Bundesrat, der Regierung, hatte Toni Siegrist – er führte mit viel Witz durch das Programm – zuvor erklärt. Ein Pfarrer werde in sein Amt eingesetzt, so Steck. «Gesetzt» bedeute abgeklärt, älter, ausgeglichen, bedächtig, besonnen und würdevoll. «Ich wünsche Ihnen all diese Eigenschaften», sagte Steck an den neuen Pfarrer gerichtet.

Ein sprachgewandter Entertainer
Alexander Pasalidi erwies sich als hervorragender Entertainer. «Ich freue mich auf meine Aufgabe, welche mich an wunderschöne Orte bringen wird», betonte der über das ganze Gesicht strahlend und gab einen kurzen Abriss seiner Biografie. Aufgewachsen sei er in einer katholisch-orthodoxen Familie mit zwei Brüdern und einer Schwester in Kreuzlingen am Bodensee. Seine Eltern führten eine konfessionsverbindende Ehe – der Vater ist Grieche, die Mutter kommt aus dem Süden. «Es wurde mir sozusagen in die Wiege gelegt, was ich so schätze: nämlich die Begegnung in der Ökumene, das Miteinander der verschiedensten Konfessionen. Das liegt mir schon seit Kindesbeinen», betonte er mit Verve. «Und das ist ein solcher Reichtum, und diesen Reichtum möchte ich hier leben. Ich geniesse es in der Ökumene und ich freue mich auf die ökumenische Zusammenarbeit.»

Alexander Pasalidi hat in Freiburg und Rom studiert, in der Schweiz abgeschlossen und ist seit 2000 im kirchlichen Dienst. 2003 wurde er von Bischof Kurt Koch zum Priester geweiht und war danach an verschiedenen Orten im Einsatz, die letzten neun Jahre im «wunderbaren» Fricktal. «Es war so schön», betonte er und blickte strahlend auf die Delegation aus dem Kanton Aargau. Und gerichtet an seinen neuen Wirkungskreis: «Ich möchte jetzt mit euch zusammen hoffnungsvoll die Zukunft gestalten. Ich freue mich auf unser Miteinander.» Während seiner kurzen Rede stellte er auch seine Sprachgewandtheit unter Beweis, wechselte locker von Mundart ins Französische und Italienische. Und zum Schluss prostete er der Festgemeinde zu: «Santé, Cheers, Proscht. Salute a tutti. Salute.»

 


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